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Arbeitsflut und Druck wachsen stetig. Schnell und flexibel sollen Entscheidungen getroffen werden – in aller Souveränität und Gelassenheit. Das gilt für Führungskräfte ebenso wie für Teams. Stellen wir uns folgende Fälle vor:

Du hast es mit viel Diplomatie, Kompetenz und Empathie geschafft, das Mega-Geschäft, das Geschäft deines Lebens fast zum Abschluss zu bringen, doch es braucht noch eine weitere Kraftanstrengung, einen kleinen Umweg, eine Überzeugung mehr, um die Unterschrift des Kunden/der Kundin zu erlangen.

Oder, etwas kleiner: Du hast eine beeindruckende, durchdachte, schlüssige Präsentation vorbereitet, um ein neues Projekt bewilligt zu bekommen. Der/die EntscheiderIn zögert, trotz Transparenz, Sinnhaftigkeit und Erfolgsversprechen. Du verstehst nicht, warum gezögert wird. Dir gehen die Nerven durch, du verlierst deine Souveränität und das Geschäft oder die Bewilligung des Projektes ist geplatzt. Es ist manchmal nur ein kleines Zögern, ein verkehrtes Wort oder bedenkliches Schweigen, dass das Fass zum Überlaufen bringen kann.  

Wie können wir also unsere Selbstbeherrschung kontrollieren und mit unserem Leistungsdruck besser umgehen? Was können wir aus dem Fußball dazu ableiten?

Aus Druck kann nichts Gutes entstehen

Aus Druck entsteht Verunsicherung und daraus kann nichts Gutes entstehen. Denn Verunsicherung beeinträchtigt klares Denken, eine klare Haltung und Formulierung. Diese Unschärfen übertragen sich auf die Verhandlungs-/GesprächspartnerInnen und bringen sie selbst in die Verunsicherung.

In Anlehnung an oben geschilderte Beispiele liegen alle notwendigen Fakten auf dem Tisch, und dennoch wird keine Entscheidung gefällt. Das kann an der Übertragung deines inneren Zustandes liegen, der beim Gegenüber ein Störgefühl auslöst. Durch deine Ungeduld, deinen inneren Zustand torpedierst du die Einwilligung deines Gegenübers.

Anstatt inne zu halten und Ruhe einkehren zu lassen, schaukeln sich Druck und Ungeduld auf beiden Seiten weiter hoch. Das kann nicht zum Erfolg führen.

Druck abbauen

Das ist in einer solchen Situation leicht gesagt und kaum ad hoc machbar. Für den Einzelnen wäre es ratsam, an der persönlichen emotionalen Stabilität zu arbeiten, damit die Selbstbeherrschung in jeder Situation funktioniert. Selbstüberzeugungen wie: „Ich bin gut. Ich habe alles getan, was ich tun konnte“ helfen enorm, sich zu fangen und zu festigen. Um dem Druck standhalten zu können, helfen Erfahrungen, Selbstsicherheit, Selbstreflexion und Routine.

Das Team kann unterstützend einwirken, indem es deinen Druck und deine damit punktuell verbundene Dysbalance wahrnimmt. Möglicherweise kann dich ein Teammitglied an dem oben geschilderten, entscheidenden Verhandlungstag begleiten und allein schon als Backup beruhigend einwirken.

Denn sollte der kritische Moment kommen, hast du die Gewissheit, dich zurücknehmen und abgeben zu können. Dadurch verringert sich der Druck sofort und deine Selbstbeherrschung ist weitgehend gesichert.

Ein Team hat die Möglichkeit, jede einzelne Persönlichkeit auszubalancieren. Voraussetzung ist, dass das Team ausgewogen besetzt ist. Sind alle Persönlichkeitsmerkmale vertreten und alle Arbeitsfunktionen besetzt, hast du eine Teamaufstellung wie auf dem Fußballfeld. Nun kann der eine oder andere Spieler auch mal die Position wechseln oder seinen Aktionsradius vergrößern und einen Mitspieler unterstützen. Dies funktioniert allerdings nur, wenn jeder Spieler auch ein Auge auf das gesamte Team hält und kritische Situationen wahrnimmt. Nur dann können die TeammitgliederInnen sich untereinander unterstützen und stärken.

EXTRA: Wie mache ich mein Team zum Erfolgsteam? Analogien zum Fußball [Video]

Mit Druck umgehen

Wir können Selbstbeherrschung lernen und unsere Nerven stählen. Dazu benötigen wir Geduld und Zeit, um uns neu zu „programmieren“.

Es ist eine Typsache und eine Frage von Erfahrung ob du in der Lage bist, in solchen Hochspannungssituationen rational und überlegt zu bleiben. Je häufiger du dich herausfordernden und belastenden Situationen stellst, desto größer wird dein Erfahrungsschatz und damit deine Routine, um so besser kannst du folglich mit Druck umgehen.

Eine Portion Mut und Selbstvertrauen gehören dazu, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und sich Herausforderungen zu stellen. Nur dann kommst du an das Geschäft deines Lebens heran. Gehst du hingegen Druck und Stress aus dem Weg, wirst du für solche Situationen nicht gerüstet sein.

Zu Erfahrung und Routine kommt dein Persönlichkeitstypus hinzu: Bist du gelassen oder aufbrausend, analytisch oder intuitiv, moderierend oder konfrontativ? Je nach Charakter ist deine Selbstbeherrschung stärker oder schwächer.

Reflektiere einmal selbst: Wie häufig bist du solchen Situationen schon begegnet? Wie sehr ruhst du in dir selbst und kannst im entscheidenden Moment innehalten und nachdenken? Wie bist du bisher mit Leistungsdruck und Selbstbeherrschung umgegangen? Wann ist es dir gut gelungen? Wann nicht?

Leistungsdruck im Arbeitsalltag

Die Entstehung von Leistungsdruck hat mehrere Ursachen, die sowohl bei dir selbst als auch in dem Arbeitsumfeld und den Vorgesetzten zu finden sind. Stress ist ein wesentlicher Faktor und dieser ist an die eigenen Maßstäbe und die Fähigkeit zur Abgrenzung geknüpft. Je höher der eigene Perfektionismus ausgeprägt ist, desto mehr Stress und Leistungsdruck entstehen und damit verbunden die Angst, zu versagen. Willst du darüber hinaus es allen – vor allem deinen Vorgesetzten und AuftraggeberInnen – recht machen, wächst der Druck.

Multitasking ist ein weiterer Aspekt, denn die Anforderungen entstehen ja nicht nur im Berufsalltag. Sie erwachsen zudem aus all den anderen Rollen, die du einnimmst, wie Mutter, Vater, Tochter, Sohn, ParterIn, Teammitglied im Freizeitsport, etc.

Im Arbeitsalltag entsteht Leistungsdruck durch

  • Hetze
  • Ungeduld
  • Aufschieben von unangenehmen, kniffeligen Aufgaben
  • Unzureichendes Durchdenken von Problemen und Lösungen
  • Strukturlosigkeit
  • Innerer und äußerer Druck, erfolgreich zu sein
  • Versagensangst

An all diesen Aspekten kannst du arbeiten, um zu einer Ausgeglichenheit und inneren Ruhe zu gelangen.

EXTRA: Fluch & Segen: Kollegen mit zu viel Selbstbewusstsein [Video]

Was kannst du tun, um deinem Leistungsdruck Stand zu halten?

  • Organisation und Strukturen beherrschen
  • Durchdenken, analysieren, vorausplanen und das große Ganze betrachten
  • Methoden zu strukturiertem Denken und Handeln anwenden
  • Disziplin üben
  • Selbstsicherheit überprüfen
  • Selbstwert im Blick behalten
  • Flexibilität und schnelle Kopfarbeit trainieren
  • Routiniert werden
  • Worst case veranschaulichen: Was kann im schlimmsten Fall passieren? Was bedeutet dies für dich und die Firma? Wie kannst du damit umgehen?

Entscheidungsprozesse und Verhandlungen können zäh und hochspannungsgeladen sein. Du verringerst deinen Erfolgsdruck, in dem du analytisch die Vorgehensweise und einzelne Schachzüge durchdenkst und planst.

Bei Verhandlungen haben wir eher die Chance, eine kleine Bedenkpause zu erbitten und uns kurz zurückzuziehen. Für Ad hoc-Situationen wie auf dem Spielfeld helfen dir deine innere Haltung, Selbstsicherheit, dein Selbstbewusstsein, deine Erfahrung und Routine.

Die Fähigkeit der Selbstbeherrschung

Selbstbeherrschung ist Teil der Selbstdisziplin und gehört zu den Soft Skills. Es bedeutet die eigenen Impulse, Emotionen und Verhaltensweisen zu erkennen und zu steuern. Selbstbeherrschung entsteht durch Selbstkontrolle und dem liegen zwei wichtige Faktoren zugrunde: Zielsetzung und Willenskraft.

Die Zielsetzung wäre in unserem Beispiel ganz klar: „Ich will den Auftrag/das Projekt gewinnen.“ Die Willenskraft lässt sich wie ein Muskel trainieren. Wir alle kennen es, wenn wir an Wein oder Süßigkeiten denken. Wenn du die Willenskraft aufbringst, dir den regelmäßigen Konsum zu versagen, wirst du mit wachsender Selbstbeherrschung belohnt.

Diese befähigt dich zudem, angenehm und gewinnend im Kontakt mit deinem Umfeld zu stehen – ein weiterer Mosaikstein deines Erfolgs. Selbstbeherrschung gelingt am bestens, wenn du das Gefühl hast, frei und eigenverantwortlich für das eigene Handeln einstehen zu können. Fühlst du dich unter Druck gesetzt und gezwungen, gerät deine Selbstbeherrschung leichter aus dem Gleichgewicht.

Die Forscher Angela Duckworth und Martin Seligman der Universität Pennsylvania stellen in ihrer Studie fest, dass „Selbstbeherrschung für den Erfolg oft wichtiger ist, als der Intelligenzquotient“. Allerdings sollten Selbstbeherrschung und Disziplin konstant trainiert werden – so wie ein Muskel trainiert werden will – sonst verkümmern sie.

Deine Selbstbeherrschung verbessern:

  • Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein überprüfen und verbessern
  • Empathie vertiefen
  • Unvoreingenommenheit bewahren
  • Flexibilität erhöhen – nicht etwas zwingen wollen
  • Kommunikation verfeinern und verbessern
  • Argumentationsfähigkeit trainieren
  • Kritikfähigkeit erhöhen
  • Disziplin üben
  • Eigenmotivation und Konzentration verbessern
  • Wahrnehmung und Achtsamkeit auf das Gegenüber schärfen
  • Impulskontrolle und Selbstwahrnehmung trainieren
  • Gelassenheit üben
  • Selbstzweifel ausräumen und den Erfolg visualisieren

Fazit

Führungskräfte sollten Mitarbeitende, die bereits unter Druck stehen, nicht immer weiter antreiben oder kritisieren. Das verschlimmert nur die Lage. Eine positive Atmosphäre im Unternehmen reduziert das Gefühl, ständig Leistungsdruck ausgesetzt zu sein. Je weniger wir Leistungsdruck verspüren, desto kleiner die Gefahr, die Selbstbeherrschung zu verlieren und damit Aufgaben und Erfolge in den Sand zu setzen.

Umsichtige Führungskräfte, die das Problem erkennen, können mit den Betroffenen geeignete Lösungen finden, um einem erdrückenden Gefühl des Leistungsdrucks entgegenzuwirken und in die Balance zu kommen.

Für jeden Einzelnen gilt, seinen persönlichen Weg zu finden, mit Druck umzugehen, die Selbstbeherrschung zu trainieren und sie zu erhöhen. Dies gelingt leichter mit einem Sparringspartner.

Zusammen werden Situationen analysiert und neue Handlungsmöglichkeiten gefunden. Das führt zu der Erkenntnis, wann Leistungsdruck noch positiv wahrgenommen wird und wann er sich ins Negative verkehrt. Gleiches gilt für die Selbstbeherrschung. Allein schon die eigenen Signale wahrzunehmen verhilft den Betroffenen, erste positive Schritte zur Veränderung zu gehen.

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Britta Balogh

Britta Balogh ist seit über 20 Jahren selbstständig. Sie ist Karrierecoach, Speakerin, Autorin und Wegbereiterin für Führungskräfte auf ihrem Karriereweg. In ihrem Buch und ihren Artikeln, Seminaren und Coachings behandelt sie Themen wie Soft Skills, Kommunikation, Business-Etikette und Führung und erklärt, wie diese Fähigkeiten die Karriere beflügeln können. Foto: © David Sonntag

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