Wer öfter Drucksachen einkauft, kennt das zuweilen unangenehme Verhalten von Preisen im Bereich relativ niedriger Auflagen: Man benötigt eine bestimmte Menge des Produkts und bemerkt dann aber, dass sich der angebotene Gesamtpreis des Drucks bei einer Verdoppelung der Menge auch nicht wirklich ändert. Die Stückpreise würden also gewissermaßen halbiert. Woran liegt das und wie kann man das, ohne unnötig große Mengen bestellen zu müssen, für sich nutzen? Diesen Fragen wird im Folgenden nachgegangen.
Kostendynamik Offset-Druck
In vielen Fällen wird aus qualitativen Überlegungen die jeweilige Drucksache als Offset-Druck gewünscht. Dieser hat jedoch die Besonderheit, einerseits hohe Druckvorbereitungskosten zu generieren, andererseits jedoch mit recht niedrigen „Fortdruck“-Kosten auszukommen. Auf diese Weise fallen vor dem Druck neben der Datenprüfung insbesondere Druckplattenbelichtungs- und Maschineneinrichtungskosten an. Es kann bei einer kleinen bestellten Auflage passieren, dass die Druckerei z.B. 200 Euro an Kosten für die Druckvorbereitung, und lediglich 10 oder 20 Euro für den eigentlichen Druck veranschlagt.
Konzept Sammeldruck
Um das alleinige Tragen der Rüstkosten durch einen Kunden zu verhindern, sammeln Druckereien zuweilen Aufträge gleicher Machart. Daher druckt diese erst, sobald sich ein weiterer Kunde findet, der auf gleichem Material in passender Farbgebung (z.B. 4c-Druck) drucken möchte. Beide Aufträge kommen dann auf den gleichen „Druckbogen“ und werden gleichzeitig gedruckt. Dadurch werden die bei kleinen Auflagen so sehr ins Gewicht fallenden Rüstkosten für jeden der beiden Kunden halbiert.
Traditionell war dieses Sammelverfahren jedoch recht langsam, da eine Druckerei auf einen material- und farbanforderungenpassenden Auftrag warten musste; lange Lieferzeiten ließen sich oft nicht vermeiden. Durch die hohe Standardisierung und die Möglichkeit des bundesweiten Sammelns seit Aufkommen der Online-Druckereien hat sich dieses Verfahren des Sammeldrucks jedoch erheblich weiterentwickelt.
Heute erleben wir den Druck von einer Vielzahl verschiedener Kundenaufträge auf einem entsprechend größeren Bogen. Dank dieser Möglichkeit sinken die durch den einzelnen Kunden zu tragenden Rüstkosten auf nur noch einen Bruchteil der eigentlich anfallenden Kosten dieser Kategorie.
Praxisbeispiel I
Als besonders einleuchtendes Beispiel lässt sich die Produktion von Visitenkarten heranziehen. Ein Drucker druckt einen Auftrag über 1.000 Visitenkarten, indem er auf 100 Druckbögen produziert, auf welchen je zehn gleiche Visitenkarten passen. Hier betragen die Rückkosten wie Druckdatenprüfung, Plattenbelichtung und eventuell Sonderfarben etwa 200 Euro, der eigentliche Druck allerdings nur 20 Euro.
Hat man nun mehrere Mitarbeiter, die gleichzeitig neue Karten benötigen, werden Druckbögen mit verschiedenen Sorten benötigt. Jetzt platziert der Drucker die z.B. fünf unterschiedlichen Sorten auf dem Bogen und druckt insgesamt die fünffache Menge an Bögen. Die Kosten der Rüstung bleiben immer noch bei 200 Euro, Fortdruck 5 x 20 Euro, also 100 Euro. Alternativ hätten die fünf Mitarbeiter (ohne Sammeln) nicht 300 Euro, sondern 1.100 Euro an Kosten verursacht. Die Ersparnis liegt klar auf der Hand.
Praxisbeispiel II
Eine lokale Druckerei hat regelmäßig Flyer zu drucken, die immer auf dem gleichen Papier nachgefragt werden. Zweckmäßig richtet die Druckerei z.B. einmal wöchentlich einen Termin ein, zu dem auf diesem Papier gedruckt wird. Zwei Kunden haben diese Woche passende Druckaufträge erteilt. Die Rüstkosten werden wieder geteilt und jeder Kunde trägt den gleichen Anteil am Fortdruck. Das effiziente Drucken wirkt sich somit positiv auf die Preiskalkulation für den Kunden aus.
Nachteile des Sammeldrucks
Da nun also mehrere Kundenbestellungen der Druckerei auf dem gleichen Druckbogen gedruckt werden, hat der einzelne Besteller keine Möglichkeit mehr, auf die exakte Farbgebung Einfluss zu nehmen. Während bei einem nur für einen Kunden gedruckten Bogen der Drucker an der Maschine eine Farbvorgabe (zum Beispiel die Vorjahres-Broschüre des Kunden) nutzen kann, um die Farbgebung in der Feinabstimmung zu steuern, ist dies beim Sammeldruck nicht mehr möglich oder sinnvoll, da ja durch die Feinabstimmung auf die Farben eines Kunden auch die anderen Aufträge in die von diesem Kunden gewünschte Richtung verschoben würden.
Im Einzelfall ist daher zu prüfen, inwieweit sich Einzelproduktion und Sammeldruck preislich voneinander unterscheiden. Erst dann kann eine sinnvolle Entscheidung getroffen werden.
Fazit
Das Sammeln hat natürlich auch in weiteren Prozessen wie Datenerstellung und Druckfreigaben erhebliche Kosten- und Prozessablaufsvorteile. Auch eine Prüfung der Daten lässt sich in der Regel ökonomischer vornehmen. Sammelaufträge führen bei niedrigen Auflagen und der Verwendung von Standard-Farbräumen und –Papieren zu erheblichen Kosteneinsparungen. Ein individuelles Farbmanagement wird jedoch erheblich erschwert oder ist nicht mehr möglich und Lieferzeiten werden weniger flexibel gehandhabt.
(Bild: © MP2 – Fotolia.de)
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