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Unternehmen sind einem ständigen Wandel in der Wirtschaft ausgesetzt. Manchmal müssen sie sogar eine Neuausrichtung vornehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch wie gelingt diese Veränderung?

In unserem exklusiven Interview mit Chris Wynes und Katrin Kolossa erfährst du, wie du deinen Unternehmenswandel proaktiv gestalten kannst, damit:

  • deine Mitarbeitenden und die Außenwelt den Wandel verstehen
  • das Change Management gelingt

Zudem erfährst du, worum es bei einer strategischen Neuausrichtung überhaupt geht und warum diese für Unternehmen wichtig sind.

1. Warum können strategische Neuausrichtungen für Unternehmen wichtig sein?

Chris Wynes (CW): Bei einer strategischen Neuausrichtung geht es letztendlich darum, die eigene Relevanz und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern – für mich ist das wie ein Aufholen von vielen Schritten, die ein Unternehmen aus diversen Gründen nicht vollzogen hat.

Unternehmen wachsen, reifen, altern und sterben wie wir Menschen. Ihre Lebenszyklen verändern sich. Es gibt spannende Untersuchungen aus den letzten Jahren, die zeigen, dass mit dem steigenden Tempo von Marktveränderung auch die Lebenserwartung eines Unternehmens rapide sinkt. Um dem entgegenzuwirken, braucht es strategische Neuausrichtungen. Deswegen sollten sich Unternehmen kontinuierlich anpassen.

Katrin Kolossa (KK): Eine grundlegende strategische Neuausrichtung sucht man sich im Grunde kaum selbst aus. Meist zwingen verschiedene Faktoren eine Organisation zu diesem Schritt. Eher selten wird eine Umstrukturierung als strategisches Instrument eines vorausschauenden Managements genutzt. Häufig ist es entweder eine Krise des Marktes oder eines Unternehmens, die zu der Neuausrichtung führt. Wenn ein Unternehmen Risiken nicht mehr aus eigener Kraft umgehen kann oder diese zu spät erkannt hat, dann ist es meistens schon fünf vor zwölf. In einer solchen Situation ist eine Reaktion durch kleine Anpassungen nicht mehr ausreichend.

CW: Ja, die langlebigsten Firmen sind die dynamischen. Wenn ein Unternehmen ständig neue Produkte anbietet und seine Prozesse und Geschäftsmethoden aktualisiert, beugt es einer „Schocksituationen“ vor und muss sich weniger radikal transformieren. Ausgenommen sind unvorhersehbare Ereignisse, wie die Pandemie, doch auch hier gewinnt, wer sich schnell anzupassen weiß. Marktbedingungen sind nicht nur der veränderte Wettbewerb.

EXTRA: Change Management: 6 Grundregeln für KMU im Veränderungsprozess

KK: Neben äußeren spielen auch innere Faktoren eine Rolle. Erfolgreiches Unternehmertum bedeutet auch, dass man interne KPIs in seinen Jahresbericht aufnehmen muss. Eine Organisation ist ein lebender Organismus: MitarbeiterInnen, Prozesse wie Strukturen tragen zu dem Erfolg oder Misserfolg einer Firma bei. Wer seine Hausaufgaben dahingehend nicht macht, günstig einkauft und weder investiert noch involviert, wird dies früher oder später bemerken. Sehr wahrscheinlich an sinkendem Umsatz wie steigender Fluktuation. Eine gesunde Unternehmensplanung lebt und bewegt sich stetig – ohne dass sie ihre Identität im Kern verliert. Zugegeben, keine einfache Aufgabe.

2. Welche Fehler sollte man bei der Planung und Umsetzung einer Neuausrichtung vermeiden?

CW: Das falsche Maß an Ambition – in beide Richtungen. Sich einerseits zu wenig zutrauen oder zu kleine Schritte zu gehen. Was zur Folge haben kann, dass viele Neuausrichtungen in kürzester Zeit aufeinander folgen.

Andererseits muss man sich – bei großen Ambitionen – überlegen, wie viel Kraft, Zeit und Energie es kostet, diese zu realisieren. Dabei darf man seine eigenen Kompetenzen nicht überschätzen. Bei einem großen Schritt in der Neuausrichtung muss zwangsläufig mehr an Strukturen gerüttelt und Kompetenzen verändert werden. Wichtig ist, dass man die Veränderung so begründen kann, dass sowohl die eigenen MitarbeiterInnen als auch die Außenwelt diesen Schritt verstehen, denn die müssen sich mitbewegen und an die neu geschaffene Realität glauben.

KK: Ich glaube, dass eine iterative Entwicklung der Strategie mit den Mitarbeitenden sehr gut funktionieren kann – In Bezug auf Restrukturierung muss man sie als Führungskraft abholen und an dem richtigen Punkt mit einbeziehen.

Auch wenn das Zielbild bestehen bleibt, empfiehlt es sich, flexibel zu bleiben. Man sollte nicht nur etwas Neues aufbauen, weil das  „Alte“ davor nicht funktioniert hat. Schnellschüsse sollte man grundsätzlich lassen.

Eine Analyse wie das Aufsetzen einer, wenn auch nur rudimentären Planung, empfiehlt sich in jedem Fall. Sie erklimmen ja einen Berg auch mit dem Ziel und einer ungefähren Route und laufen nicht blindlings los.

CW: Genau, die Vision sollte sich nicht ständig ändern.

Wichtig ist, seine Mitarbeitenden mit auf die Reise zu nehmen und ein Ziel vor Augen zu haben.

Eine Neuausrichtung ist auch ein Stück weit eine Nachjustierung einer Unternehmensvision, die sich nicht ständig ändern sollte, da man sich sonst seine Glaubwürdigkeit verspielt.

3. Wie kann man MitarbeiterInnen auf Veränderungen vorbereiten und motivieren?

KK: Mitarbeitende müssen mit einbezogen werden. Kommunikation und Ehrlichkeit ist enorm wichtig. Die Kunst liegt darin, nicht zu früh zu viel zu kommunizieren oder zu spät und zu wenig. Veränderung ist bei vielen Menschen mit Angst verbunden. Angst im Bezug auf Veränderung schwindet, in dem man sich ihr stellt und klar wie stringent führt. Wie bereits erwähnt, gibt es nicht die „eine“ Lösung für alle.

MitarbeiterInnen sind Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Auch wenn New Work es uns glauben lassen wollte: Nicht jeder Mitarbeiter und nicht jede Mitarbeiterin möchte aktiv das Unternehmen mitgestalten, Formate entwickeln und Workflows optimieren – und das ist auch okay. Als gute Führungskraft erkennt man die verschiedenen Stärken und Talente und setzt diese unterschiedlich und bestmöglich ein.

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CW: Bei einer strategischen Neuausrichtung sind gute Kommunikation und Feingefühl gefragt – aber auch nur so weit, dass der Prozess nicht gelähmt wird.

Das Ziel sollte man auch bei anfänglichen Gegenwind aus dem Kollegenkreis nicht aus den Augen verlieren –  Veränderung tut immer auch etwas weh.

Christopher Wynes und Katrin Kolossa

Chris ist Kreativer und Unternehmer mit mehr als 20 Jahren Erfahrung. Seine erste Agentur gründete er als Teenager, bei vielen weiteren war er Geschäftsführer oder Kreativchef (in Hamburg und Düsseldorf, in Berlin und Hongkong). Katrin Kolossas Karriere begann bei der Kommunikationsagentur Butter GmbH. Darauf folgten journalistische Tätigkeiten beim Spiegel, der Deutschen Welle und bei CNN. Danach war sie unter anderem im Management bei Axel Springer, Content Fleet und der Kommunikationsagentur TLGG tätig, bis sie sich 2018 selbstständig machte.

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