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Ob Umsatzeinbruch oder Kurzarbeit, Stellenabbau oder der langfristige Gang ins Homeoffice. Die unternehmerischen Baustellen könnten größer nicht sein. Baustellen, die zunehmend auch das Wertesystem von GründerInnen herausfordern. Meist rückt ein solches Wertesystem erst nach und nach in den Blickpunkt. Vor allem dann, wenn man unter Druck gerät. Es gibt aber eine ganze Reihe überzeugender Beweggründe, sich von Anfang an mit dem Thema Integrität und wertegeleitetem Handeln zu beschäftigen.

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Integrität zahlt sich aus

Wenn du dich aus eigener Überzeugung im Einklang mit deinem eigenen Wertesystem an gesellschaftliche Normen wie Fairness, Solidarität, Transparenz, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl hältst, dann erhöhst du die unternehmerischen Chancen um ein Vielfaches.

Integrität sichert den Umsatz und führt zur Vermeidung potenziell hoher Straf- und Schadensersatzzahlungen oder individueller Strafverfolgung.

Natürlich ist dies ohnehin relevant für deine Unternehmung, vor dem Hintergrund des von der Bundesregierung beschlossenen Verbandssanktionengesetzes aber noch mehr: Künftig drohen Unternehmen, aus denen heraus solche Straftaten begangen werden, drastische Bußgeldzahlungen.

Daher gilt es auch für GründerInnen, Integrität als innere Haltung und Basis für wertebasiertes Handeln für die gesamte Organisation zu definieren. Überdies sollte sie als explizites Kriterium für Entscheidungen gelten. Jeder muss verstehen, worum es geht, was gemeint und warum es so wichtig ist. Ohne ein gemeinsames Grundverständnis funktioniert es nicht. Wenn deine MitarbeiterInnen ein solches Verständnis nicht in ihren Berufsalltag übertragen können, dann bleibt organisationale Integrität ein theoretisches Konstrukt – und sorgt in der Praxis höchstens für Schulterzucken.

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Welche grundsätzlichen Funktionen ein intaktes Wertesystem mit sich bringt, zeigen die folgenden vier Punkte:

  1. Integrität ist ein Value Driver: Sie steigert den Unternehmenswert, indem Risiken abgefedert, Schadenszahlungen minimiert und der Zugang zum Kapitalmarkt gesichert wird. Wirkungsorientiertes Investieren wird immer wichtiger und Investoren legen zunehmend Wert auf ESG (Environment, Social, Governance).
  2. Integrität ist ein Sales Protector: Sie sichert Umsatz und Ertrag ab, indem die Reputation geschützt und Kundenbindung unterstützt wird.
  3. Integrität ist ein People Inspirer: Sie inspiriert die Menschen in deinem Unternehmen, indem sie Talente bindet und die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur fördert.
  4. Integrität wirkt als Safety Belt: Sie schützt die gesamte Unternehmensführung, die im Schadensfall persönlich haftet.

Zehn Hebel für effektives Wertemanagement

Bist du dir dieser elementaren Funktionen bewusst, solltest du im nächsten Schritt das neue Wertemanagement intern breit proklamieren und direkt und konkret einfordern.

Du musst die Menschen dafür gewinnen, den internen Dialog dazu pflegen.

Außerdem solltest du die Prozesse und Strukturen so aussteuern, dass Integrität gefördert und belohnt wird. Ein gutes Wertemanagement wird verstanden als die bewusste und geplante Weiterentwicklung von Integrität im Unternehmen. Das bedeutet für dich, folgende zehn Hebel in Bewegung zu setzen:

  1. Integrität definieren: Integrität solltest du zunächst als Haltung und Verhalten für die Organisation definieren. Was wollen wir alle darunter verstehen?
  2. Integrität institutionalisieren: Auf oberster Managementebene solltest du eine Position einrichten, die Integrität verantwortet.
  3. Integrität einordnen: Ethische Prinzipien solltest du auf oberster Ebene klar formulieren.
  4. Integrität kommunizieren: Diese Prinzipien musst du nach außen kommunizieren, nach innen in die Organisation ausrollen und das Unternehmen als Ganzes damit vertraut machen.
  5. Integrität zum Thema machen: Um integres Verhalten und eine starke Integritätskultur zu fördern, ist eine fortwährende Auseinandersetzung mit Integrität unabdinglich.
  6. Integrität strukturieren: Alle Prozesse und Strukturen musst du überprüfen und überarbeiten, um Integrität auch strukturell zu unterstützen.
  7. Integrität trainieren: Gleichzeitig bedeutet es für dich, Integrität als Verhalten, in Entscheidungen zu sensibilisieren. Sprich: Ethische Entscheidungsfindung unterstützen.
  8. Integrität belohnen: HR-Systeme wie etwa Mitarbeitergespräche, aber auch „Reward & Recognition“ sollten Integrität im Blick haben und richtiges Verhalten honorieren.
  9. Integrität einstellen: Integrität muss auch bei Bewerbungen und Beförderungen als Kriterium angesehen werden, damit du immer eine kritische Masse an Überzeugungstätern hast.
  10. Integrität messen und verbessern: Und schließlich solltest du eine Integritätsmessung vornehmen, um den Status Quo beurteilen zu können. Nur so sind Verbesserungen möglich.

Dr. Katja Nagel

Dr. Katja Nagel ist Geschäftsführerin und Leiterin des Global Organizational Integrity Institutes. Sie hat mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in Unternehmen und Beratung, insbesondere in den Bereichen Unternehmensentwicklung, Strategie, Marketing und Kommunikation. Als Geschäftsführerin der Unternehmensberatung cetacea hat sie mehrere Transformations- und Restrukturierungsprogramme internationaler Konzerne mitgestaltet sowie Rebranding- und Employer-Branding-Projekte geleitet.

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