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Niederlagen als Sprungbrett: Wie du als Chef von Fehlern profitierst

Die Angst vor Fehlern sitzt stets als Co-Pilot mit in unserem Cockpit. Aber meistens kritisieren uns nicht die anderen. Wir selbst quälen uns mit Vorwürfen, wenn etwas schiefgeht und tun oft lieber nichts, als ein Risiko einzugehen. Aber sind Fehler immer nur negativ? Schließlich ist ein Leben ohne Fehler schon rein statistisch nicht möglich. Deshalb müssen wir vor allem lernen, das Beste aus unseren Fehlern zu machen.

 

Nur ein Opossum stellt sich tot

Einfach nichts zu entscheiden, ist ziemlich praktisch. Schließlich können wir keine Fehler machen, wenn wir nichts unternehmen. Ob wir es Vorsehung, Schicksal oder lapidar „dumm gelaufen“ nennen – jedes Desaster können wir den Umständen in die Schuhe schieben. Und es kommt noch besser: Wir können uns als Opfer fühlen. Und das Mitgefühl der anderen gibt’s gratis dazu, wenn wir nur laut genug jammern. Die Wahrheit aber ist einfach.

Wer entscheidet, akzeptiert Fehler, weil falsche Entscheidungen falsche Auswirkungen haben, aus denen man lernen kann.

Deshalb sind falsche Entscheidungen auch besser als sich wie ein Opossum tot zu stellen. Hätte der Pilot Chesley B. Sullenberger sein Schicksal beklagt statt zu handeln, hätte es eine gigantische Katastrophe gegeben. Aber er behielt in einer Extremsituation die Nerven und das Heft des Handelns fest in der Hand.

Learning by losing – darauf kommt es an

Lernen aus Niederlagen ist existenzielle Pflicht, nicht nur für Unternehmer und Führungskräfte. „Aus Schaden wird man klug“ ist mehr als eine tröstliche Floskel. Es ist eine Aufforderung zum Handeln und dazu, sich nicht nur in guten Vorsätzen zu erschöpfen. Entscheidungen zu treffen bedeutet, auch mit ihren negativen Folgen produktiv umgehen zu wollen. Man muss Fehlern schonungslos ins Gesicht sehen und aus ihnen lernen.

Das mag Disziplinerfordern und schmerzhaft sein, aber es ist ohne Alternative. Fruchtlose Selbstgeißelung und dann wieder „business as usual“ sind der falsche Weg. So geht es richtig:

  1. Schonungslose Analyse und Erkenntnisgewinn
  2. Abhaken, nachdem wir unsere Lehre gezogen haben

Im Leben gibt es keinen Reset-Knopf, der unsere Existenz nach einer Katastrophe auf die Werkseinstellung zurücksetzt. Aber es gibt etwas anderes, das genauso gut ist: die Chance mit neuem Wissen gestärkt aus einer Krise hervorzugehen.

EXTRA: Wie Unternehmen sinnvoll mit Fehlern umgehen [+Studie]

Gain Culture statt Blame Culture

Auch Unternehmen können das Pannenrisiko nie verbannen. Häufig folgt eine Standardprozedur aus Hetzjagd und Lynchjustiz: Wenn der Schuldige gehenkt ist, glaubt man, der gleiche Lapsus käme nie wieder. Dummerweise machen wir alle ziemlich ähnliche Fehler, weil wir auch ähnliche Anlagen haben. Wenn wir also ein Versagen nicht analysieren und auf Hilfen und Trainings für das Team verzichten, werden sich die gleichen Irrtümer wiederholen.

Ist es schlimmer, einen Fehler zu begehen, ihn zu ignorieren oder gar ihn zu vertuschen? Nach der Fehlerbereinigung fragen wir nicht: „Wie konnten Sie das tun?“, sondern „Seit wann wissen Sie das?“.

Wir sorgen beständig dafür, dass die Konsequenzen von Verschweigen und Vertuschen härter sind als die, die für den Fehler selbst fällig werden. So schaffen wir eine Fehlerkultur, die auch einen Gewinn aus bedauerlichen Pannen zieht, statt nur einen Kopf rollen zu lassen.

Medizin und Prophylaxe

Piloten lernen im Flugsimulator nicht nur geradeaus zu fliegen. Das ist gar nicht so schwierig. Sie lernen vor allem, Stress zu meistern und sich gegen Fehler an Bord zu wappnen. Nützlich sind solche Simulationen auch für Unternehmen:

Was ist seinerzeit schiefgegangen? Was haben wir falsch gemacht? Gab es Warnzeichen, die wir übersehen oder ignoriert haben? Wie lassen sich solche Szenarien künftig vermeiden?

Was hier rückwirkend als Medizin funktioniert, taugt aber auch zur Impfung. Wir werden nie mit vollkommener Sicherheit sagen können, wie der Markt in drei Jahren aussieht und wie sich unsere Branche verändern wird. Deshalb müssen wir drohende Gefahren vorwegnehmen und an den Stärken und Schwächen des Unternehmens arbeiten. Wer in Worst-Case-Planspielen künftige Krisen simuliert, ist gewappnet, wenn sie kommen. Er trifft mutigere und bessere Entscheidungen und findet immer einen Hudson River, wenn es mal eng wird im Cockpit seines Unternehmens.

EXTRA: So gehst du erfolgreich mit Niederlagen um

Entscheidend für Entscheider

  • Beuge Turbulenzen durch Fehler vor. Egal wie talentiert du als Krisenmanager bist – oft ist es reine Glückssache, den Flieger sicher zu landen, wenn er erst mal ins Trudeln geraten ist.
  • Erkenne deinen Spielraum, überlebbare Fehler zu machen. Existenzbedrohliche Risiken einzugehen, ist dumm. Aber der Mut, auf eine tolle Chance mit Restrisiko zu setzen, macht dich stark.
  • Plane die Krise und höre nicht auf zu fragen: Was sind meine größten Bedrohungen und welche Entscheidung würde ich treffen?
  • Hast du ein Problem? Jammere nicht. Es ist deins und du musst es lösen. Nimm das Ruder entschlossen in die Hand. Es ist dein Flugzeug, dein Unternehmen und dein Leben!

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Peter Klaus Brandl

Peter Brandl, Autor des Buches "Crash-Kommunikation", Unternehmer, Keynote-Speaker und Managementexperte, Berufspilot und Fluglehrer, gilt als einer der erfolgreichsten Kommunikationsprofis (ZEITmagazin). Seit über fast 20 Jahren gibt er sein Wissen in motivierenden Seminaren und mitreißenden Vorträgen weiter und erreicht damit mehrere tausend Zuhörer pro Jahr.

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