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Interview mit Argutus - Online-MarketingIm Zuge einer neuen Serie führt Unternehmer.de Interviews mit Unternehmern und Unternehmerinnen des deutschen Mittelstands. Im Folgenden beantwortet Udo Carl, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Argutus GmbH, unsere Fragen. Die Argutus GmbH ist eine Online-Marketing-Agentur, die unter anderem Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinenwerbung anbietet.

Unternehmer.de: Was unterscheidet Sie von anderen Unternehmen in Deutschland? Wie positionieren Sie sich gegenüber anderen Unternehmen aus Ihrer Branche?

Udo Carl: Ich betreibe seit über 10 Jahren eine Agentur für Onlinemarketing mit dem Schwerpunkt Suchmaschinenoptimierung. Ich beschäftige insgesamt 17 Mitarbeiter. Uns unterscheidet vor allem die Schnelllebigkeit unseres Arbeitsalltags, bedingt durch den Speed im Internet, das explosionsartige Angebot an Internetseiten, Portalen, Diensten und Communities und sonstigen Geschäftsideen, aber ebenso die technische Entwicklung und das sich permanent ändernde Nutzerverhalten. Ich denke, es gibt kaum eine Branche, die derartig schnell, innovativ und zugleich spannend ist.

Die Kunst ist es, Online-Strategien und -Konzepte so zu entwickeln, dass diese in einem guten Kosten- und Nutzenverhältnis stehen und messbare Ergebnisse liefern. Dabei muss eine Agentur alle relevanten Möglichkeiten einbeziehen, denn das Marketingziel unserer Kunden ist zu erreichen.

In unserer Branche gibt es zwei Lager: Echte Dienstleister, die den Kunden und seine Ziele in den Vordergrund stellen, und die anderen, die das nur sagen. Wir gehören zu denen, die den Kunden mit seinen Zielen ernst nehmen und permanent daran arbeiten, dass unsere Kunden mit unserer Leistung zufrieden sind.

Unternehmer.de: Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Monate?

Udo Carl ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Argutus GmbH

Udo Carl: Ich spüre eine positive Grundhaltung – allerdings etwas abwartend. Meiner Meinung nach befinden wir uns in einer Umwälzphase, aus der Deutschland in jedem Fall – Europa in weiten Teilen ebenfalls – gestärkt herausgeht. Derzeit merken die Menschen, dass der doppelte Boden des Schlaraffenlandes doch nur ein einfach gesicherter Boden ist. Und diese Erkenntnis ist gerade für uns Deutsche neu. Aber ich bin mir sicher, in einiger Zeit werden wir uns alle daran gewöhnt haben und unser Leben weiterhin genießen. In Summe war ja die Entwicklung der deutschen Wirtschaft ganz passabel.

Unternehmer.de: Und wenn Sie heute zurückblicken: Welchen Fehler würden Sie am liebsten ungeschehen machen?

Udo Carl: Als Unternehmer macht man immer Fehler – vielleicht sogar mehr als jeder Angestellte. Aber ich lerne daraus und verbessere mich und mein Vorgehen. Sicher gab es Fehler, die finanziell ganz schön weh getan haben – aber zum Glück war es nur Geld.

Unternehmer.de: Was war der größte Aufreger der vergangenen Monate?

Udo Carl: Der Schuldenerlass der Griechen. Als „kleiner“ Unternehmer mit einer ordentlichen Steuerlast würde ich auch gerne in einer derart komfortablen Situation leben, wie die Verantwortlichen in Griechenland.

Unternehmer.de: Nun die Gegenfrage: Worauf sind Sie im Rückblick besonders stolz, was waren Ihre größten Erfolge?

Udo Carl: Dass ich immer meine Rechnungen bezahlt habe.

Unternehmer.de: Planen Sie die Schaffung von Arbeitsplätzen oder größere Investitionen?

Udo Carl: Ich würde gerne die Personalstruktur meiner Agentur erweitern, damit wir für unsere Kunden noch mehr Kompetenz anbieten können.

Unternehmer.de: Stichwort Social Media und Web 2.0: Wie nutzen sie die Online-Medien?

Udo Carl: Wir leben und arbeiten darin – allerdings nutzen wir diese für uns selbst eher zu wenig.

Unternehmer.de: Welche Tipps würden Sie dann Menschen geben, die sich gerade im Moment mit dem Gedanken beschäftigen, ein Unternehmen zu gründen?

Udo Carl: Ich würde immer erst einen Test machen, der aussagekräftig ist. Zu viele habe ich gesehen, die sich mal eben selbständig gemacht haben und heute Minijobber sind.

Unternehmer.de: Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss, um sich am Markt behaupten zu können?

Udo Carl: Mal eben ein Unternehmen gründen, geht nicht. Es erfordert Ausdauer, Leistungswillen und eine gewisse Kreativität. Der Preis, ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist gerade in den ersten 5 Jahren sehr hoch – ich habe Wochenenden und Feiertage durchgearbeitet, bevor ich nach und nach meine Mitarbeiter eingestellt habe. Und der Partner bzw. die Partnerin muss ebenfalls zu 100% Prozent hinter der Idee stehen.

Unternehmer.de: Könnten Sie sich prinzipiell vorstellen, Deutschland aus unternehmenstaktischen Gründen irgendwann zu verlassen?

Udo Carl: Nein, unsere Arbeit hat mit Kommunikation und werblicher Ansprache zu tun. Dazu muss ich als Sender einer Botschaft wissen, dass ich die „richtige“ Ansprache wähle, damit meine Botschaft ankommt. Und um unsere Arbeit gut zu machen, ist es wichtig, zu wissen und zu fühlen, wie die Konsumenten ticken, die beworben werden sollen. Und dafür muss man unter den Menschen leben, die man ansprechen möchte. Ich kann mir allerdings vorstellen, Niederlassungen in anderen Ländern zu eröffnen, um dort ebenfalls den Mensch zu erleben, den wir bewerben.

Aus privater Sicht kommt hinzu, dass ich der Überzeugung bin, dass es kein lebenswerteres Land als Deutschland gibt. Wir haben die besten Einrichtungen für Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung weltweit – warum sollte ich gehen?

Unternehmer.de: Wo sehen Sie den deutschen Markt für Ihr Unternehmen in 5 Jahren? Was könnte sich verändern?

Udo Carl: Der Markt wird sich reguliert haben. Als ich mit Suchmaschinenoptimierung angefangen habe, da gab es eine Handvoll Spezialisten, die sich alle kannten und sich gegenseitig geholfen haben. Das ist über 10 Jahre her. In den Jahren 2000 bis 2005 gab es inzwischen einige Agenturen, die Suchmaschinenoptimierung angeboten haben, aber wir alle hatten Mühe, Kunden aufzuklären und zu begeistern. Die Stimmung war aber sehr positiv, denn viele SEOs haben eigene Projekte gestartet und damit sehr gute Erfolge gehabt. In den Jahren 2005/2006 starteten gleich mehrere Strukturvertriebsformen für die Leistung Suchmaschinenoptimierung. Diese Strukturvertriebe haben einerseits so etwas wie standardisierte Preisgefüge eingebracht und andererseits dafür gesorgt, dass es in den Folgejahren zu einer gewissen Verbreitung der Dienstleistung Suchmaschinenoptimierung gekommen ist. Viele, nahezu fast alle Unternehmen haben inzwischen zumindest schon mal etwas davon gehört.

Bei diesen Unternehmen ging und geht es aber schlichtweg um die Erreichung der Verkaufsprovisionen, nicht um den Erfolg des Kunden. Diese Unternehmen zielen auf das ehemalige „Gelbe Seiten“-Budget ab, das die zuständigen Sachbearbeiter auch gerne an solche Unternehmen abgeben, denn dann fühlen Sachbearbeiter sich gut, frei nach dem Motto „Jetzt habe ich meiner Firma etwas Gutes getan“ – das steht hier im Vordergrund. Bei diesen Strukturvertrieben fließen rund 60 bis 70% der Erlöse in den Verkauf – für die eigentliche Arbeit, nämlich Suchmaschinenoptimierung bleibt fast nichts übrig.

Diese Form des Strukturvertriebs für SEO-Dienstleistungen scheint aktuell über ihren Höhepunkt drüber zu sein, da ein Teil dieser Strukturvertriebe sich aufsplittert in kleine Agentureinheiten – wahrscheinlich, damit nicht so schnell erkannt wird, dass diese eine Abzock-Strategie fahren. Andere derartig handelnde Unternehmen sorgen mit riesigen Kapitalerhöhungen dafür, dass es zu weiterem Wachstum kommt, aber ich denke, je mehr unzufriedene Kunden im Netz die Unzufriedenheit platzieren, umso schwieriger wird es neue Kunden zu gewinnen.

Daraus ergibt sich, dass es einen Großteil an Unternehmen gibt, die „verbrannt“ wurden und sich von dieser SEO wieder abwenden, ein andere Teil wird sich fachlich der Thematik nähern, um die bessere Dienstleister einzukaufen. Da Suchmaschinenoptimierung immer komplexer und damit aufwändiger wird, werden die Kosten für erfolgreiches Suchmaschinenmarketing steigen, und dadurch ergibt sich, dass Kunden mit kleinem Budget es entweder selber tun müssen oder künftig darauf verzichten. Es wird also zwei Richtungen geben. Die kleinen KMUs werden zunehmend selber die Bewerbung ihrer Leistungen und Angebote im Internet vornehmen müssen, da Agenturen zunehmend mehr Aufwand betreiben müssen, was dazu führt, dass die Kosten steigen werden.

(Bild: © Beboy – Fotolia.de)

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2 Comments

  • GK sagt:

    schwarze Schafe gibt es leider branchenübergreifend überall. Ob man nun als „Strukturvertrieb“ seinem Kunden effiziente Verwendung seiner Gelder vorgaukelt oder sich mit falschen Referenzen schmückt, da gibt es viele Versionen. Neu ist, dass es nun mit dem social Media Bereich für den Kunden die Möglichkeit gibt, dies in einer breiteren Öfffentlichkeit kund zu tun als das früher der Fall war. So wie Personaler sich heute Informationen über Bewerber im Internet holen, so machen das heute auch viele (vor allem kleinere ) Unternehmen, die auf der Suche nach einem geeigneten Dienstleister sind.

  • Josef sagt:

    Hallo,

    gerade das Thema SEO ist in der heutigen Zeit nicht mehr so leiht wie dies mal war. Aber es hat sich auch zum guten gebessert. Guter Content und gute Seiten haben ein besseres Ranking als die Mogler. So sollte es sein.

    Deutschland hat in einigen Bereichen, auch für Selbständige, viele Nachteile aber auch seine Vorteile.

    freundliche Grüße
    Josef

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