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Für viele Firmen gehört es zum Pflichtprogramm der Bewerbungsmappe: das Motivationsschreiben. Neben Anschreiben und Lebenslauf ist es oft optional, gelegentlich allerdings pflichtmäßiger Bestandteil der Unterlagen, die ein Bewerber einreichen muss, um sich ordnungsgemäß für eine Einstellung zu bewerben. Sehr viel gängiger ist ein solcher Schrieb an Universitäten. Bei bestimmten beliebten Fächern ist es ein Auswahlkriterium und verrät, warum du dich für den Studienplatz interessierst, für den du dich bewirbst. Das Motivationsschreiben hebt also das „Warum“ für die Bewerbung hervor. Wie genau sieht so eine dritte Bewerbungsseite aber aus und wann ist es angemessen, eine solche anzulegen?

Die Frage nach dem „Ob“

Nur weil ein Motivationsschreiben eine schöne Ergänzung zu einer Bewerbung ist, heißt das noch lange nicht, dass du auch eines verfassen solltest, obwohl keines erwartet wird. Neben der offensichtlichen Tatsache, dass du eines verfassen musst, wenn man für die Bewerbung das Engagement dafür voraussetzt, hast du optional die Möglichkeit, wenn du etwas sagen kannst, das diese dritte Seite interessant macht. Um es abzukürzen: Wenn das, was du zu sagen hast, redundant und langweilig ist, behalte es für dich. 

Es gibt für einen Personaler nichts Lästigeres, als etwas lesen zu müssen, das er zuvor schon im Anschreiben und dem Lebenslauf lesen musste. Zusätzlich wird oft der Fehler gemacht, den Text mit hohlen Phrasen wie „Nachdem ich Erfahrung x gemacht habe, möchte ich mich für y bewerben“ oder „Ich habe herausgefunden, dass Sie x anbieten“ aufzublasen. Das hilft nicht, sondern macht es dem Leser schwer, darin eine ernsthafte Motivation zu erkennen. Es klingt leer, bietet keinen Mehrwert und verringert die Chance, dass eine positive Entscheidung zu deinen Gunsten gefällt wird.

Motivationsschreiben ex negativo

Fähigkeiten und Kompetenzen, Abschlüsse in Kursen und Seminaren oder Studiengängen, Sprachkenntnisse und andere Qualifikationen und Erfahrungen (wie Aufenthalte im Ausland und Angaben zur beruflichen Karriere) gehören hier nicht rein.

All das ist Teil des Lebenslaufes und des Anschreibens, gehört aber nicht in einen Text, der verrät, warum du dich für diese oder jene Stelle, Ausbildung ein Praktikum oder ein Stipendium bewirbst.

Auch solltest du es tunlichst vermeiden, oberflächliche Rechtfertigungen, wie „Ich mache es gerne“ oder „Ich mag es zu …“, zu verwenden. Die Länge sollte sich außerdem insgesamt in Grenzen halten. Eine Seite ist das Maximum. Bei der Korrektur muss dringend darauf geachtet werden, ob der Text Wiederholungen enthält. Diese machen einen Text sehr schnell ungenießbar.

Tipps für den Inhalt

Damit du das Studium oder den Job deiner Träume bekommst, muss dein Text einen Mehrwert bieten, der es interessant macht, dich zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen. Dabei muss auch hier wieder darauf geachtet werden, dass keine Mehrwertversprechen gemacht werden, die klingen, als habe man diese eben mit Google herausgefunden. Deine Aufgabe ist es ein aufrichtiges Interesse in deinem Gegenüber zu erzeugen. Mindestens folgendes sollte dein Text hergeben:

1. Warum

Warum willst du diesen Job, Studiengang, etc.? Genauer: Was an diesem Job, Studiengang, etc. lässt dein Herz höherschlagen? Welcher Bereich ist besonders interessant? Gehe auf den Gegenstand ein, für den du dich bewirbst. 

2. Ziel

Was ist das Ziel? Arbeiten um Geld zu verdienen oder einen Abschluss zu machen, zählen hier nicht! Vielleicht willst du ja ein Stipendium für das Studium der Neurologie, weil du in deiner Familie einige Fälle von dieser oder jenen Krankheiten hast und deshalb die Forschung diesbezüglich in Deutschland vorantreiben möchtest!? Vielleicht willst du aber auch Musikpädagogik mit dem Schwerpunkt Improvisation studieren, weil du gemerkt hast, dass die starren Methoden  Musikschülern nicht so gut helfen, wie freieres Spielen und willst diese Lehrmethoden weitergeben, damit mehr Menschen davon profitieren können, Musik losgelöster und weniger statisch zu betrachten. Du solltest hier konkrete Vorstellungen bringen, wohin du möchtest.

3. Motivation

Was hat das Angebot, für das du dich bewirbst, was dich dazu bringt, diese Bewerbung zu verfassen? Auch hier gilt: keine hohlen Phrasen! Arbeite mit Argumenten, die eine Verbindung zwischen dir und der Stelle herstellen. Zum Beispiel: „Nach dem ich schon in meinem Bachelorstudiengang den Schwerpunkt auf die aktuelle Forschung zur Entstehung von Tumorzellen in Pflanzen, verursacht durch Umweltverschmutzung, gelegt habe, habe ich meine Abschlussarbeit ebenfalls diesem Themenfeld – der Entstehung von Tumorzellen in Wasserpflanzen durch wasserlösliche Karzinogene – gewidmet. Da Sie mit Ihren Wasserschutzmaßnahmen genau den Forschungsgegenstand als zentrales Objekt Ihrer Arbeit haben, mit dem ich mich leidenschaftlich während meines Studiums beschäftigen durfte, sehe ich es als eine unglaubliche Chance für mich, mich bei Ihnen für die Arbeit in Ihren Laboren bewerben zu können.“

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Der Aufbau

Damit man den künftigen Arbeitgeber nicht abschreckt, weil man unstrukturiert alles auf das Blatt ergossen hat, was einem eingefallen ist, solltest du dir einen Strukturplan machen, den du dann Schritt für Schritt abarbeitest. Die Struktur sollte alle Abschnitte benennen, die du im Text verwenden möchtest. Die Abschnitte sollten wohl überlegt gewählt werden und in ihre Länge ihrer Bedeutung und dem Inhalt angemessen sein.

  1. Überschrift: Das Wort „Motivationsschreiben“ ist möglich, aber es kann auch persönlicher und individuell formuliert werden. Sätze wie „Warum Sie mich fördern sollten“ und „der Antrieb für meine Bewerbung“ sind gute Alternativen.
  2. Einleitung: Hier gehst du direkt ans Eingemachte. Das heißt, nicht erst schwafeln und womöglich auch noch mit einer der berühmten Floskeln wie „Hiermit bewerbe ich mich für die Einstellung als…“ einsteigen. Sage klar, was du willst und vor allem warum.
  3. Der Hauptteil ist das argumentative Kernstück des Textes. Er nimmt Bezug zu dem, was du bereits gemacht hast, warum dich das qualifiziert und wie deine Kenntnisse in Verbindung zu dem Objekt deiner Begierde stehen. Außerdem ist hier Platz dafür, zu zeigen, was für einen Mehrwert du bieten kannst und warum. Beachte hier unbedingt alle zuvor genannten Aspekte, die wir als Tipp für den Inhalt gegeben haben.
  4. Schluss: Hier darf ruhig ein selbstbewusster und abschließender Satz hingesetzt werden wie „Wenn Sie interessiert sind, laden Sie mich unbedingt zu einem Vorstellungsgespräch ein“ oder „Ich freue mich sehr auf Ihre Einladung“. Der Fehler der auch gerne in den Anschreiben gemacht wird ist hier, den Konjunktiv zu benutzen. Ein „Würde“ gehört hier nicht hin, denn es zeugt von keinem großen Selbstbewusstsein. Dein Ziel ist es aber, zu überzeugen und selber überzeugt zu wirken.
  5. Unterschrift: Um das Ende des Motivationsschreibens als dein Werk zu markieren, sollte der Text handschriftlich unterschrieben werden. Solltest du dem Empfänger die Bewerbung als E-Mail zukommen lassen, solltest du alle handschriftlich unterschriebenen Dokumente einscannen und in einer PDF-Datei zusammenführen.

Noch Fragen?

Da dieser Artikel es nicht schaffen kann, alles abzudecken, was zu beachten ist und was ein Motivationsschreiben beinhalten kann, solltest du mit etwas Eigeninitiative an die Sache herangehen. Damit du die Anforderungen des Unternehmens, bei welchem du dich bewirbst auf den Punkt triffst, solltest du dich dort melden und mit einem Ansprechpartner die Modalitäten klären. Das kann durchaus über Erfolg oder Niederlage entscheiden. Bei Bewerbungen für Stipendien und Studienfächern ist es sinnvoll, sich mit anderen Studenten kurzzuschließen, die ebenfalls Interesse daran haben. Vielleicht kannst du ja ein paar wertvolle Tipps bekommen oder sogar mit einem Kommilitonen zusammen schreiben. Es sind übrigens einige Muster im Internet zu finden. Frage auch an deiner Hochschule nach, ob es unterstützende Maßnahmen gibt.

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Andreas Baumann

Andreas Baumann ist Partner und Outreach Specialist bei Studi Kompass.

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