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Unsere Kommunikation hat sich durch COVID-19 und der Maskenpflicht stark gewandelt. Aber was hat sich konkret verändert? Wie funktioniert Kommunikation mit Maske? Und wie kann man ihr mehr Ausdruck verleihen?

Die Antworten auf unsere Fragen gibt uns Stefan Häseli, der Kommunikationsexperte, Coach und Schauspieler aus dem Atelier Coaching & Training AG in Gossau bei St. Gallen in der Schweiz.

Herr Häseli, Wie hat sich die persönliche Kommunikation durch COVID-19 verändert?

Die Kommunikation hat sich in sehr vielen Dimensionen verändert. Beginnen wir beim Offensichtlichen: Es gibt weniger persönliche Kontakte. Das prägt enorm, vielen Leuten fehlt die Nähe und die Möglichkeit, unbeschwert miteinander zu reden.

Die verbleibenden Kontakte sind geprägt von Maßnahmen, Regeln und Einschränkungen. Das beginnt beim 1,5 Meter Abstand bei einem Gespräch und dann kommt die Maske hinzu. Gespräche sind praktisch nur noch mit Einzelpersonen und kaum mehr in Gruppen möglich.

Dass wir Alternativen in der digitalen Welt suchen, hilft über einiges hinweg, aber es bleibt eine andere Art der Kommunikation, als wir sie gewohnt sind. Ich behaupte, dass COVID-19 die Kommunikation in all ihren Facetten tangiert

Wie funktioniert die Kommunikation mit Maske?

Für viele Menschen gilt: Lieber mit Maske als mit Kamera.

Aber ein Gespräch mit Maske hat so seine Tücken. Die Mimik fällt zu ¾ weg und gerade die Mikromimik, also die feinsten Gesichtsmuskelbewegungen, die alleine schon 50 verschiedene Stimmungen ausdrücken können, sind praktisch kaum mehr sichtbar.

Es bleiben die Muskeln um die Augen und der Augenausdruck selbst. Von daher ist „Kommunikation mit Maske“ zu einem wesentlichen Teil „Kommunikation über die Augen“ und der Stimme geworden, die ja ihrerseits auch wieder gedämpft ist. Der Fokus geht praktisch zu 100% in die Aufmerksamkeit der Gesichtspartie und den Ton.

Wenn du die zuhörende Person bist, konzentriere dich auf die Augen. Sie lügen nicht und werden ohne Maske gerne etwas unterschätzt. Lasse den Augeneindruck auf dich wirken und dann spürst du urplötzlich, dass Augen eine unglaubliche Ausdruckskraft haben.

Persönlich ist mir erst in diesen Zeiten richtig bewusst geworden, dass sehr viele Menschen ausgesprochen schöne Augen haben.

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Wie lässt sich der Kommunikation mit Maske mehr Ausdruck verleihen? 

Hier sprechen wir den „Gegenpart“ an, also die sprechende Person. Du weißt jetzt, dass es ganz auf die Augen ankommt. Es wäre aber falsch, nun irgendwie ein Augen-Ausdrucks-Training anzupacken und vor dem Spiegel den richtigen Ausdruck zu üben. Denn Augen lügen nicht.

Daher denke positiv über dein Gegenüber, er wird es spüren, und sei absolut präsent. Je präsenter du bist, desto grösser ist die Strahlkraft deiner Augen. Das darfst du im Übrigen auch beibehalten, wenn eines Tages die Maskenpflicht wieder fällt.

Wenn du vor mehreren Leuten redest, kannst du auch deine Hände vermehrt einsetzen. Körpersprachlich sind normalerweise Hände dazu da, Emotion und Aussagekraft zu verstärken. Da einzelne körpersprachliche Elemente außer Kraft sind, können diese „Hilfskräfte“, in diesem Fall die Hände, die Lücke durchaus ein Stück weiter schließen.

Arbeite mit den Händen und verstärke mit ihnen deinen Ausdruck. Es wäre jetzt der völlig falsche Zeitpunkt, die Hände in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken.

Schlussendlich noch die Stimme: Bitte nicht schreien, sondern vielleicht mit etwas Stimmtraining daran feilen, dass du ohne Anstrengungen einen voluminöseren Ton hast. Den braucht’s jetzt, weil die Maske ja dann einen Teil davon wieder wegfiltert.

Herr Häseli, wir danken Ihnen sehr für das Interview.

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