Skip to main content

Startup-Interview: JouleX Inc.Die plista GmbH wurde im Juli 2008 von Dominik Matyka, Christian Laase und Andreas Richter gegründet. Das gemeinsame Ziel: Den Web-Usern ein auf den individuellen Geschmack des Nutzers abgestimmtes Internet zu bieten. Idee und Umsetzung wurden ein Erfolg: Im Dezember 2008 belegte plista.com bei der von deutsche-startups.de organisierten Wahl zum „Startup des Jahres“ Platz 2.

plista will das Internet-Angebot für den Einzelnen personalisieren: Surf- und Kaufverhalten der Nutzer werden erfasst und Usergruppen daraus abgeleitet. Meldet sich ein User bei plista an, wird er einer Gruppe zugeteilt. Beim Aufruf einer Internetseite erscheinen die Inhalte, die den Vorlieben der Gruppe entsprechen.

Von dieser Personalisierung profitieren nicht nur die Internetnutzer, sondern auch die Betreiber von Internetseiten: Höhere Verweildauer und mehr Bestellungen steigern die Erfolgsaussichten von z.B. Online-Händlern. Internetanbieter müssen für den plista-Service zahlen, für den Endverbraucher ist das Angebot kostenlos.

Unternehmer.de sprach mit Gründer Dominik Matyka über die Geburt von plista und den Weg in die Selbstständigkeit.

Ideenfindung & Entschluss

Herr Matyka, wann und wie reifte in Ihnen der Entschluss, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen?

Dominik Matyka: Die Entscheidung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, reifte in mir bereits während der Schulzeit. Aktiv tätig wurde ich jedoch erst nach dem Studium, mit der gezielten Entscheidung gegen ein Angestelltendasein und für die Vorteile, die eine eigene Gründung mit sich bringt. Mit der plista GmbH baue ich derzeit aktiv mein viertes Unternehmen auf. Gemeinsam mit meinen Freunden Christian Laase und Andreas Richter waren wir getrieben von der Motivation, unsere Ideen und Visionen in einem eigenen Unternehmen mit der dazugehörigen Enftfaltungsfreiheit zu verwirklichen.

Ich bin grundsätzlich stets der Auffassung, dass man Unternehmertum im Blut haben muss, um sich gegen ein Angestelltenverhältnis zu entscheiden, was jedoch nicht bedeutet, dass man vor der eigenen Gründung keine Erfahrungen in einem etablierten Unternehmen sammeln sollte.

Was waren Ihre größten Ängste und Bedenken bei dem Gedanken an Ihre Unternehmensgründung?

Dominik Matyka: Ängste hatte ich nie. Selbstverständlich gehört ein Maß Selbstzweifel an der Marktfähigkeit der eigenen Idee hin und wieder zu den Bedenken jedes Unternehmers. Startups gehen vor allem in ihren ersten Gründungsjahren durch viele Hochs und Tiefs; daher erachte ich Teamgründungen zwecks der eigenen Motivation als sehr hilfreich. Summa summarum überwiegen die Vorteile der Selbstständigkeit gegenüber allen den mit ihr kommenden Bedenken.

Thema Finanzierung: Welche Quellen standen Ihnen bei der Gründung zur Verfügung?

Dominik Matyka: Die plista GmbH haben wir aus unserer Software-Agentur, der 5MM GmbH, gegründet; das von meinen Kollegen Ende 2006 gegründete und durch mich im Jahr 2007 komplettierte Unternehmen hatte den strategischen Vorteil, dass es seit Beginn seiner Tätigkeiten profitabel arbeiten konnte. Wir waren somit in der Lage, eigenfinanziert mehrere Mannjahre Technologie-Entwicklung in unser Produkt zu investieren. In der Seed-Runden-Finanzierung Ende 2008 haben sich dann zudem Investoren an der plista GmbH beteiligt, mit denen wir bereits in anderen von uns gegründeten Unternehmen Erfolge feiern konnten.

Gab es Momente nach der Gründung, in denen existenzielle Unsicherheiten in Ihnen aufkamen?

Dominik Matyka: Existenzielle Ängste bestanden nie; selbstverständlich gehören ein gewisser Grad an Unsicherheit und das damit verbundene Risiko zu jeder Unternehmensgründung. Wir wussten jedoch, dass wir eine solide Technologie aufgebaut hatten; zudem besaßen wir den Support von sehr gut vernetzten und erfolgreichen Investoren (u.a. skype.com), hatten in der Vergangenheit sehr viele Erfahrungen mit anderen Startups sammeln können, und waren alle an renommierten Universitäten ausgebildet worden; mit diesen und anderen Überlegungen war uns von Anfang an klar, dass wir mit plista eine sehr gute Ausgangslage besitzen.

Wenn Sie heute zurückblicken: Was waren die größten Fehler, die Sie vor oder während Ihrer Gründung begangen haben?

Es gab sicherlich viele vermeidbare Fehler, die einzeln aber nicht erwähnenswert sind. Die größte Herausforderung, wenn auch nicht zwangsläufig der größte Fehler, ist meiner Meinung nach die Verschlossenheit eines Unternehmers gegenüber seiner Umwelt; als Unternehmer will man sein Produkt verkaufen, und sollte sich daher frühzeitig mit seinen Kunden auseinandersetzen, d.h. ein „over-planning“ vermeiden.

Erfolge & Tipps

Jetzt zum Positiven! Worauf sind Sie im Rückblick besonders stolz, was waren Ihre größten Erfolge?

Dominik Matyka: Mit plista ist es uns gelungen, ein hervorragendes Team aufzustellen und eine sehr innovative Idee eigenfinanziert bis zur Marktfähigkeit zu entwickeln. Zudem sind wir sehr stolz darauf, erfahrene Investoren für unser Unternehmen gewonnen zu haben.

Welche Tipps würden Sie Menschen geben, die sich gerade im Moment mit dem Gedanken beschäftigen, ein Unternehmen zu gründen?

Dominik Matyka: Die Grundvoraussetzung, ein Unternehmen gründen zu wollen, sollte die intrinsische Motivation sein, etwas verändern zu wollen. Gezielte Tipps zur Gründung kann ich sicherlich nur im Hinblick auf den Medienmarkt geben: Hierzu sollte man sich sehr genau überlegen, ob das geplante Unternehmen Produkte mit Mehrwertcharakter und Absatzpotential anbietet, die in dieser Form am Markt noch nicht vorhanden sind. Hierzu eignen sich der Besuch der zahlreichen Konferenzen und der Austausch mit anderen Gründern im Rahmen von Netzwerktreffen sehr gut. Nach dem gefassten Entschluss, ein Unternehmen gründen zu wollen, sollte man seine eigenen Fähigkeiten mit einem guten Team komplementieren.

Angenommen Sie stünden jetzt kurz vor der Gründung. Würde die aktuelle Wirtschaftslage Ihre Entscheidung beeinflussen?

Dominik Matyka: Die aktuelle Wirtschaftslage würde mich sicherlich nicht davon abhalten, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Gerne wird von antizyklischen Gründungen und Investitionen gesprochen, so dass sich die vermeidliche Krise für viele Unternehmer als hilfreich herausstellen wird.

Da es jedoch in der heutigen Zeit schwieriger ist, Risikokapital für sein Unternehmen zu erhalten, würde ich mir vorab gut überlegen, ob meine persönliche Situation eine eigenfinanzierte Gründung bzw. ein längeres Bootstrapping überhaupt ermöglicht.

Charakter & Alternativen

Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss, um sich als selbstständiger Unternehmer behaupten zu können?

Dominik Matyka: Es lassen sich viele Unternehmer-Eigenschaften ausmachen, die ein absolutes Muss sind. Nebst den klassischen Charakteristika wie Risikobereitschaft, Selbstvertrauen, Führungs- und Leistungswille sowie Unabhängigkeitsgedanken, zählen in jeder Industrie sicherlich eine Reihe zusätzlicher Eigenschaften.

Im  Web-Umfeld gehören ein hohes Technologie-Verständnis ebenso wie Kommunikationsstärke zu sehr wichtigen Gründereigenschaften. Zudem sollte man sehr gut „networken“ können, da das eigene Netzwerk oftmals das Rückgrat eines erfolgreichen Unternehmers bildet.

Letzten Endes sind ein Gespür für die aktuellen wirtschaftlichen Chancen und eine valide Markteinschätzung Grundvoraussetzungen für unternehmerischem Erfolg.

Sie sind jetzt Ihr eigener Chef: Käme ein Dasein als Angestellter überhaupt noch in Frage?

Dominik Matyka: Obwohl man bekanntlich niemals nie sagen sollte, denke ich heute in keiner Minute an ein Berufsleben als Angestellter. Der Reiz beispielsweise einer Investmentbanker-Karriere war zwar lange Zeit präsent, aber bestand wesentlich nur aus der Angst, etwas verpasst zu haben. Heute fühle ich mich sehr wohl in der Rolle des eigenen Chefs und genieße die Mitbestimmungsvielfalt eines selbstständigen Unternehmers.

Ziele & Perspektiven

Was sind Ihre Ziele als Unternehmer?

Dominik Matyka: Ich verfolge sehr viele Ziele als Unternehmer. Primär stehen für mich einerseits interne Werte wie Firmenkultur und Vorbildfunktion für andere Gründer und anderseits externe Werte wie nachhaltiges Unternehmertum derzeit im Fokus meines Handelns. Als Unternehmer muss man daran arbeiten, dass man mehrwerthaltige Produkte kreiert, deren Absatz das Potential hat, die Wirtschaft anzukurbeln, auch wenn nur in einem kleinen Ecosystem.

Herr Matyka, wir bedanken uns für dieses Gespräch!

(Bild: © iStockphoto.com)

unternehmer.de

unternehmer.de ist das Wissensportal für Fach- und Führungskräfte im Mittelstand, Selbständige, Freiberufler und Existenzgründer.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply