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Startup-Interview mit my Boo: Bikes aus Bambus!Besondere Fahrräder verkaufen die Gründer Jonas Stolke und Maximilian Schay von my Boo aus Kiel. Die Fahrräder, deren Rahmen in Ghana hergestellt werden, bestehen aus Bambus. Erfahre, wie es zu dieser Idee kam, welche Herausforderungen sie meisterten und was die zukünftigen Ziele des Startups sind:

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unternehmer.de: Stellt euch und euer Unternehmen doch bitte kurz vor.

my Boo: Wir sind Jonas Stolzke und Maximilian Schay, Gründer des Startups my Boo. Wir wollen mit unserem Unternehmen zeigen, dass soziale Verantwortung und wirtschaftlich erfolgreiches unternehmerisches Handeln keine Widersprüche sind. Wir glauben vielmehr, dass beides elementare Grundwerte eines Unternehmens sein sollen.

Wir fertigen gemeinsam mit einem sozialen Projekt in Ghana hochwertige Fahrradrahmen aus Bambus und vertreiben diese über den lokalen Handel als Kompletträder in Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Dänemark.

Die Produktion findet in kompletter Handarbeit statt und mit der Prämisse, dass wir gute und fair bezahlte Arbeitsplätze in Ghana schaffen wollen. Dafür erwarten und erhalten wir eine hohe Qualität. Das Yonso Project, unser Partner im Rahmenbau in Ghana, finanziert durch den Bau der Rahmen viele Projekte wie Schulstipendien und Mikrokredite.

unternehmer.de: In welcher Gründungsphase befindet sich euer Unternehmen momentan?

Startup-Interview mit my Boo: Bikes aus Bambus!

Jonas Stolzke, einer der beiden Gründer.

my Boo: Mehr als eineinhalb Jahre haben wir uns mit der Produktentwicklung befasst. Nun im vierten Jahr nach der Gründung haben wir unser grundsätzliches Vertriebsnetz in mehreren Ländern aufgebaut. Unsere große aktuelle Herausforderung ist zum einen die Produktentwicklung, denn wir wollen unsere Produktpalette deutlich ausweiten.

Vor allem aber ist die Etablierung der my Boo Bambusfahrräder auf dem Markt unser großes Ziel. Hier gilt es in den nächsten Monaten und Jahren sowohl Konsumenten, als auch den Handel von den Vorteilen unserer Räder zu überzeugen.

Von der Studenten-Idee zum professionellen Startup

unternehmer.de: Wann und wie reifte in euch der Entschluss, ein eigenes Unternehmen auf die Beine stellen zu wollen?

my Boo: Wir hatten beide schon früh Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen und dem Gedanken an eine Unternehmensgründung. Mit 14 Jahren hat Maximilian beispielsweise einen Ebay-Shop für Poster aus Fußballzeitschriften aufgemacht und sich damit die ersten hundert Euro im Monat verdient. Der Weg war also schon vorgezeichnet. 

Als wir uns dann im Studium in Kiel kennen lernten haben wir gemerkt, dass wir ähnliche Interesse haben. Wir haben verschiedene Optionen diskutiert. Als dann unser Kumpel Niklas während seines Auslandsjahres in Ghana von Fahrrädern aus Bambus berichtete, die für den ghanaischen Markt gefertigt wurden, war der Entschluss schnell gefallen my Boo zu gründen, denn wir waren sehr schnell extrem vom Produkt fasziniert.

unternehmer.de: Wie kam es zu diesem Namen?

my Boo: Vorweg: Wir denken ein guter Name ist entscheidend für eine gute Produktidee und wir sind glücklich über den Namen my Boo. Der Name entstand relativ unkompliziert in einem Gespräch mit dem damaligen Mitbewohner von Jonas. Er hört von unserer Gründungsidee und erinnerte sich an den Ausdruck „my Boo“ den er in seinem Auslandsjahr in den USA oft gehört hatte.

Boo“ als Endsilbe des englischen Wortes „bamboo“ und „my Boo“ mit der Bedeutung „mein Liebling“ schienen uns schon damals ideal zu passen. Von Beginn an hatten wir die Intention individuelle und handgefertigte Fahrräder zu bauen, die dann das absolute Lieblingssfahrrad eines jeden Kunden werden.

3 Kernwerte, die sich das Startup zu Herzen nimmt

unternehmer.de: Wie schafft ihr es, euch von Konkurrenzunternehmen abzuheben? An wen richtet sich euer Angebot?

my Boo: Wir differenzieren uns vor allem über drei Kernwerte:

  1. Zum einen verwenden wir einen Rohstoff, der extrem schnell nachwächst und viel CO2 bindet.
  2. Unsere komplette Fertigung unterliegt dem Standard der sozialen Nachhaltigkeit. Unser Partner in Ghana bietet gute Arbeitsplätze und finanziert durch den Bau Projekte, die eine ganze Region in Ghana weiterbringt.
  3. Außerdem haben unsere my Boo Bambusfahrräder eine ganz besondere und einzigartige Optik. Pro Rahmen werden 80 Stunden Handarbeit allein in Ghana investiert. Das gibt jedem Kunden natürlich auch das Gefühl ein ganz einzigartiges Fahrrad zu fahren. Hierfür bekommen wir auch viele tolle Rückmeldungen.

my Boo: Am Ende ist das Rad aber auch technisch vernünftig. Der Bambus sorgt für ein angenehmes Fahrgefühl, einen Mix aus Dämpfung und Verwindungssteifigkeit. Alle Komponenten, die wir verbauen sind hochwertig und werden in unserer Kieler Manufaktur ausschließlich von ausgebildeten Fachkräften montiert. Unser klassischer Kunde ist in der Regel der Vielfahrer, der ein besonderes Rad möchte oder eine Affinität zu Afrika oder dem Bambus hat.

my-boo-gruendung-finanzierungWie verlief die Gründung & Finanzierung des Startups?

unternehmer.de: Welche Quellen standen euch bei der Gründung zur Verfügung? Wie habt ihr eure Existenzgründung finanziert / Wie finanziert ihr eure Existenzgründung?

my Boo: Wir haben uns in den ersten zwei Jahren durch den Business Angel Hans Helmut Schramm finanzieren können. Er ist Inhaber einer mittelständischen Firmengruppe aus dem maritimen Bereich in Brunsbüttel und war uns privat bekannt.

Als wir ihm kurze Zeit nach der Ideenfindung unsere Pläne vorstellten, entschied er sich noch während des Gesprächs bei uns einzusteigen und uns finanziell, vor allem aber auch mit seinem eigenen Know-How und dem seiner Ingenieure zu unterstützen. Seit wir im April 2014 unseren Markteintritt hatten, können wir den Großteil unserer Aktivitäten aus dem Cash Flow finanzieren.

unternehmer.de: Hat euch jemand unter die Arme gegriffen bei eurer Gründung? Businessangel o.Ä.?

my Boo: Unser Business Angel Hans Helmut Schramm stand uns als erfahrener Unternehmer, vor allem aber als Ingenieur zur Verfügung. Ich denke es ist ganz entscheidend, dass ein Business Angel oder Investor nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch wichtige Fähigkeiten mitbringt, die einem Unternehmen in der Gründungsphase weiterhelfen. Bei uns waren es technische Fragestellungen, die uns zu Beginn forderten. In einem Land wie Ghana Fahrradrahmen aus einem nachwachsenden Rohstoff zu fertigen, erfordert einiges an vorhergehenden Überlegungen technischer Natur.

Trotz schlafloser Nächte, die Leidenschaft gewinnt!

unternehmer.de: Was waren eure größten Ängste und Bedenken bei dem Gedanken an eure Unternehmensgründung? Und was hat euch dazu veranlasst, es trotzdem zu wagen?

my Boo: Direkt zu Beginn hatten wir weniger Ängste, sondern waren natürlich sehr euphorisch und in Teilen sicherlich auch etwas naiv in unseren Überlegungen. Wir hatten im Vorwege keine tieferen Berührungen mit dem Produkt Fahrrad außer, dass wir es normal genutzt haben. Wir haben sicherlich einige Schwierigkeiten und technische Herausforderungen etwas unterschätzt.

In der Phase der Produktentwicklung gab es natürlich Momente, in denen wir uns nicht sicher waren, ob alles wie gedacht funktioniert und ob unsere Rahmen ohne Probleme alle Prüftests schaffen. Da gab es die eine oder andere schlaflose Nacht. Alle Herausforderungen und Ängste waren aber niemals so stark wie unsere Leidenschaft für my Boo und unsere Bambusräder.

unternehmer.de: Habt ihr schlechte Erfahrungen gemacht, weil ihr Studenten wart? Wie war das Feedback anderer sich als Student selbständig zu machen?

my Boo: Zu Beginn gab es natürlich Vorbehalte, vor allem in der Fahrradszene. Händler oder Kooperationspartner hatten zu Beginn natürlich Bedenken, warum zwei zwanzigjährige Studenten aus einem bis dahin überhaupt nicht etablierten und für Fahrradrahmen wenig bekannten Rohstoff Fahrräder bauen wollten. Und das Ganze noch in Ghana. In der breiten Gesellschaft ist eine Gründung im Studium aber sehr akzeptiert und anerkannt, daher gab es viel Zuspruch.

Startup-Interview mit my Boo: Bikes aus Bambus!

Gründung während des Studiums: Lohnt es sich?

unternehmer.de: Welche Tipps würdet ihr Menschen geben, die sich gerade im Moment mit dem Gedanken beschäftigen, ein Unternehmen zu gründen?

my Boo: Wagt es! Es macht unheimlich Spaß in einem guten Team ein Unternehmen aufzubauen. Es ist ideal während des Studiums ein Unternehmen zu gründen. In der Regel ist man finanziell einigermaßen abgesichert und muss nicht umgehend aus seinem Unternehmen Kapital abziehen. Zum anderen bietet ein universitäres Umfeld natürlich auch gute Kontakte.

unternehmer.de: Wie habt ihr es geschafft Studium und Unternehmen unter einen Hut zu bringen? Habt ihr spezielle Tipps?

my Boo: Unser Fokus lag schnell zu 100% auf my Boo. Vorher haben wir ganz regulär studiert. In den letzten drei Jahren haben wir relativ wenige Vorlesungen besucht, uns in der Prüfungszeit aber einige Tage im absoluten Intensivverfahren auf die Prüfungen vorbereitet. Fairerweise muss man wahrscheinlich sagen, dass dies im BWL-Studium ohne Anwesenheitspflichten deutlich leichter ist als in einem Ingenieursstudium beispielsweise. Mittlerweile haben wir beide unser Bachelor-Studium sehr gut beendet.

unternehmer.de: Ihr steht zwar noch ziemlich am Anfang eurer Gründung, aber gibt es jetzt schon Sachen, die ihr heute anders machen würdet?

my Boo: Grundsätzlich würden wir einen ähnlichen Weg gehen. Natürlich gibt es einige kleine oder mittelgroße Dinge, die wir ändern würden. Im Großen und Ganzen haben wir auf unserem Weg immer versucht Augen und Ohren offen zu halten und uns bei verschiedenen Optionen für die Beste zu entscheiden. Ich glaube in einem Startup funktioniert das besser als über Jahre strikt einen Masterplan zu verfolgen.

unternehmer.de: Worauf seid ihr im Rückblick besonders stolz? Was waren eure größten Erfolge?

my Boo: Es ist natürlich toll zu sehen, was in Ghana in den letzten Jahren entstanden ist. Wir haben gemeinsam mit dem Yonso Project vor Ort in der Ashanti Region ein Manufaktur- und Verwaltungsgebäude errichtet und mehr als 20 Mitarbeiter ausgebildet, die dort dauerhaft und fair bezahlt arbeiten. Auch die solide und nun schon langjährig gute Partnerschaft mit dem Projekt macht uns stolz.

Wenn ich mit unseren über 60 Händlern in Deutschland spreche oder morgens in unsere Manufaktur mit mittlerweile acht Mitarbeitern in Kiel komme, dann ist das natürlich ein schönes Gefühl. Vor allem weil wir ein gutes Miteinander im Unternehmen haben. Ein ganz besonderes Gefühl ist es selbstverständlich auch, ein my Boo Bambusfahrrad zusammen mit einem glücklichen Fahrradfahrer auf Deutschlands Straßen zu sehen!

Unabhängige Herstellung der eigenen Produkte

unternehmer.de: Erzählt‘ uns doch eine lustige Anekdote oder eine kuriose Begebenheit aus eurer Gründungsgeschichte!

Startup-Interview mit my Boo: Bikes aus Bambus!

Maximilian Schay, Gründer von my Boo.

my Boo: Wie bereit erwähnt, waren wir zu Beginn etwas naiv in unserer Herangehensweise. Das Yonso Project hatte testweise schon vor unserer Zeit einige Bambusfahrradrahmen gebaut. Als wir das Projekt kennen lernten dachten wir:

„Ok, wenn jemand in Ghana diese Rahmen baut, dann wird er schon wissen was er tut.“

Damals haben wir den kompletten Lagerbestand bestehend aus neun Rahmen aus Ghana geordert. Als die Rahmen ankamen haben wir optisch zunächst nichts bemerkt, bei genauerer Prüfung aber festgestellt, dass diverse Symmetrien, Maße etc. nicht eingehalten wurden. Damals frustrierend, aber im Nachhinein ganz wichtig, denn dadurch haben wir entschlossen den kompletten Produktionsprozess selbst zu entwickeln, uns nicht abhängig zu machen und uns auf jemand anderen in der Herstellung zu verlassen.

unternehmer.de: Welche Charaktereigenschaften sind eurer Meinung nach ein absolutes Muss, um sich als selbstständiger Unternehmer behaupten zu können?

my Boo: Spaß an der Arbeit, ein Macher-Gen und ansonsten ein logischer Menschenverstand – das sind schon einmal gute Grundvoraussetzungen. Wer sich zu schnell zufrieden gibt oder Herausforderungen nicht lösen möchte oder kann, sondern Probleme eher herbeiredet, der wird es schwer haben.

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unternehmer.de: Stichwort Social Media und Web 2.0: Wie nutzt ihr soziale Netzwerke für eure Idee? Welche Strategie verfolgt ihr hier?

my Boo: Selbstverständlich nutzen wir die klassischen Plattformen wie Facebook, Instagram, YouTube und Twitter. Oft sehen wir, dass bestehende Kunden uns nach ihrem Kauf langfristig dort begleiten. Wir versuchen primär unser bestehendes Netzwerk zu informieren über alles was bei uns passiert. Der Vertrieb findet dort eher weniger statt.

Ziele? Etablierung am Markt & Produkteinführungen!

unternehmer.de: Wie groß ist euer Team jetzt und was sind eure Pläne für die Zukunft?

my Boo: Wir sind ein Team aus acht Leuten in Kiel und mehr als 20 Menschen in Ghana. Unsere Herausforderungen sind die Etablierung unseres Produktes auf den Märkten, eine Ausbreitung unserer Modellpalette und in Deutschland vor allem die Markteinführung unseres Bambus-E-Bikes.

Ebenso ergänzen wir unser Portfolio um in den Kontext passende Produkte. So fertigen wir mit einer Kieler Werkstatt für Menschen mit Behinderung Fahrradwandhalterungen aus Bambus. Langfristig können wir uns vorstellen auch weitere Produkte mit unseren Kernwerten zu fertigen und zu vertreiben.

unternehmer.de: Eine letzte Frage: Ein Abendessen mit einem Begleiter eurer Wahl – egal, ob tot oder lebendig. Wer wäre das und was würdet ihr ihn/sie fragen?

my Boo: Vielleicht eine etwas unerwartete Antwort, weil es kein Unternehmer oder jemand aus der Wirtschaft ist: Als großer Borussia Dortmund Sympathisant wäre es uns eine Freude zusammen mit Jürgen Klopp eine Currywurst zu essen. Von jemanden mit so viel Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit kann man nur lernen!

(Bilder: © my Boo)

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