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Warum sollte etwas, das im Privaten oft nicht vollständig gelingt, im eigenen Unternehmen immer funktionieren? Hin und wieder geht es im Betrieb drüber und drunter. Kaum hast du die Zeit, deine Unterlagen einmal genauer anzuschauen, zeigt sich: Dein Unternehmen hat Schulden. Aber wie kannst du reagieren, wenn sich finanzielle Probleme einstellen und welche Möglichkeiten gibt es, den Schuldenberg zu ordnen – und abzutragen?

Private und betriebliche Schulden trennen

Das heißt vor allem: Private und betriebliche Ausgaben trennen. Bist du soloselbstständig, so vermischt sich das Privatleben mit dem Berufsleben, doch sobald du nur einen Angestellten oder ein kleines angemietetes Büro hast, musst du das trennen. Hier gilt:

  • Konten – du hast ein Geschäftskonto und ein Privatkonto. Dein Einkommen zahlst du dir monatlich selbst, doch alle privaten Ausgaben gehen vom Privatkonto ab. Das ist wichtig, denn oft sind gerade kleine Unternehmen verschuldet, weil die UnternehmerInnen im Privatleben teure Käufe tätigten.
  • Schulden – auch hier machst du eine genaue Auflistung, die wieder in privat und beruflich getrennt ist. Suche dir für Schulden möglichst schon die Belege zusammen und sortiere die Unterlagen.
  • Aufstellung erstellen – jetzt erstellst du eine genaue Aufstellung, die privat und beruflich gegenüberstellt. Das ist wichtig, damit du nicht nur siehst, ob du eventuell doch vom Privatvermögen eine Rechnung zahlen kannst, sondern auch, um deinen privaten Zustand zu erkennen. Denn mitunter benötigst du hier einen Schuldnerberater.

Der erste Schritt, um Unternehmensverbindlichkeiten zu beseitigen, besteht darin, dass du sprichwörtlich klar Schiff machst.

Weißt du nicht genau, welche Gelder in den nächsten Monaten hineinkommen, welche herausgehen, welche Mietzahlungen anstehen und welche Gehälter du zahlst, kannst du letztendlich weder die Situation bewerten, noch sagen, was du eigentlich verdienst und an dich auszahlen kannst.

Professionelle Hilfe holen

Je nachdem, welcher Form von Selbstständigkeit du angehörst, gibt es unterschiedliche Hilfsmodelle. Besonders leicht hast du es tatsächlich als Soloselbstständiger und Einzelunternehmer, denn nun kannst du meist sogar für das Unternehmen die private und öffentliche Schuldnerberatung in Anspruch nehmen. Das ist aber nur möglich, weil bei dieser Form der Selbstständigkeit nur selten Unternehmertum und Privatperson vollständig getrennt ist.

Sobald mehrere Personen mit ins Spiel kommen, benötigst du Unternehmenshilfe. Das kann sein:

  • Steuerberater – auch sie bieten teils eine Schuldnerberatung für Unternehmen an. Besonders wichtig ist jedoch, dass sie durch den Einblick in die Unterlagen meist gute Vorstellungen haben, wie die Situation verbessert werden könnte.
  • Spezielle Schuldnerberatungen – ähnlich wie die private Schuldnerberatung gibt es das Prinzip auch für Unternehmen. Das können Unternehmensberater sein, aber auch Fachleute, die sich speziell auf die Beratung von verschuldeten Unternehmen konzentrieren. Diese Angebote sind jedoch kostenpflichtig.

EXTRA: Kunden fehlen, Umsatz sinkt: So wendest du die Insolvenz ab

Tipp: Habe alle Unterlagen mit dabei und ordne sie vorab. Schuldnerberater mögen es nicht, wenn ihnen quasi ein Pappkarton mit Briefumschlägen überreicht wird. Zudem kostet das Ordnen deiner Unterlagen extra.

Sind diese Angebote immer notwendig? Es kommt natürlich darauf an. Ist es absehbar, dass die offenen Rechnungen in den nächsten zwei Monaten nicht minimiert werden können und sich noch weitere Ausstände auftürmen, ist Hilfe angeraten. Das gilt auch für deinen privaten Bereich. Bist du ständig im Dispo und von Monat zu Monat gerätst du näher ans Limit, ist Eile geboten.

Sollte dein Unternehmen aktuell jedoch in der Schieflage sein, aber du weißt, dass in 90 Tagen eine große Rechnung sicher bezahlt wird, mit der du die Probleme vollständig oder zu großen Teilen erledigst, kannst du nach anderen Lösungen suchen. Die Zukunftsaussichten sehen nun deutlich besser aus.

Schulden zusammenfassen und tilgen

Schulden sind tückisch, denn sie erhöhen sich von selbst.

Mit jedem Monat fallen neue Mahngebühren und Zinsen an, irgendwann wird es richtig heikel, denn die Ausstände kommen vor Gericht. Du hast aber eine Option, die dir hilft, die Gläubiger zufriedenzustellen, dir Luft zu geben und zugleich die Kosten zu minimieren: ein Kredit.

  • Kredithöhe – um sie zu eruieren, musst du deine Schulden kennen. Die Schuldenhöhe bestimmt letztlich den Kredit. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass du eine Aufstellung machst.
  • Verbindlichkeiten bezahlen – hast du den Kredit aufgenommen, zahlst du nun alle Schulden zurück. Der Vorteil ist, dass du keine weiteren Mahnungen fürchten musst, deine Gläubiger, die im beruflichen Umfeld schließlich Kunden sind, verlierst und keine gerichtlichen Schritte fürchten musst.
  • Rückzahlung – da du alle Verbindlichkeiten mit einem Kredit bezahlt hast, brauchst du nur noch den einzelnen Kredit zurückzahlen. Das schafft Übersicht und ist kostensparender.
  • Immer vergleichen – trotz der Eile solltest du nicht das erstbeste Angebot wählen, sondern die Kredite miteinander vergleichen. Es ist immer möglich, bessere Konditionen zu finden oder zu verhandeln.

EXTRA: Die wichtigsten Kreditformen im Überblick

Für diesen Weg musst du allerdings zeitig handeln. Je nach Unternehmen hast du dort natürlich Sicherheiten, doch eine hohe Verschuldung führt ebenfalls dazu, dass die Kreditangebote sehr selten werden. Aus diesem Grund ist es niemals klug, abzuwarten, bis die Probleme unter der Lagerhallendecke schweben, sondern rechtzeitig zu reagieren.

Diesen Weg kannst du übrigens auch gehen, wenn sich die finanziellen Verbindlichkeiten deines Unternehmens auf einen begrenzten Zeitraum erstrecken. Das Beispiel mit der hohen Zahlung in drei Monaten wurde schon gegeben. Um sicherzustellen, dass in der Zwischenzeit nichts geschieht oder GeschäftspartnerInnen abspringen, kannst du einen Überbrückungskredit aufnehmen. Auch er hilft dir dabei, liquide zu sein. Diesen Kredit bekommst du oft sogar recht gut, wenn du die baldige Zahlung nachweisen kannst.

Fazit – keinesfalls den Kopf in den Sand stecken

Niemand spricht gerne über Finanzen, vor allem dann, wenn sie negativ sind. Trotzdem solltest du, sobald du im Unternehmen Probleme bemerkst, sogleich handeln. Die meisten Gläubiger sind bereit, eine Rechnung um zwei oder vier Wochen zu verschieben, wenn der Schuldner ehrlich, offen und sogleich mit ihnen redet. Fragt derselbe Unternehmer fünf Wochen später an, ist die Bereitschaft, den Zahlungstermin zu verschieben, oft dahin. Dies gilt auch für Schuldnerberater oder die Aufnahme von Krediten. Wer rasch handelt, der hat die besten Chancen. Steckt der unternehmerische Karren schon tief im Morast und zieht den Privatbereich mit unter die Erde, ist es zu spät.

Dominik Kunze

Dominik Kunze studierte Betriebswirtschaft und Medienwissenschaften und arbeitet als Berater in verschiedenen Consultingagenturen. Neben etablierten Unternehmen gehören inzwischen auch immer mehr Startups zu seinem Kundenkreis. Er hilft mit seinem Expertenwissen bei der Suche nach der geeigneten Finanzierung oder bei der Erstellung eines Geschäftskonzeptes. Hin und wieder verfasst er Ratgeberbeiträge für unterschiedliche Businessportale.

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