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„Rentenbeiträge müssen über kurz oder lang auf ein Fünftel des Bruttogehaltes gedeckelt werden“, meint der Freiburger Rentenexperte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen. Somit fiele das Rentenniveau auf unter 40 Prozent und ließe bei künftigen Rentnern eine Versorgungslücke von 20 bis 40 Prozent erwarten. Gründe liegen einerseits in der Nachhaltigkeitslücke der gesetzlichen Rentenversicherung und zum anderen durch die Einschränkung des Handlungsspielraums im Bundeshaushalt durch die Corona-Pandemie und den dadurch entstandenen Schuldenberg. Die Sorge um die eigene Altersvorsorge ist groß.

Immense Staatsverschuldung

Vor der Corona-Krise lagen die Staatsschulden bei etwa 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Es ist mit einem Anstieg auf bis zu 80 Prozent zu rechnen, wenn alleine die getätigten Unterstützungsmaßnahmen betrachtet werden.

Hier geht es aber nur um die durch Schuldverschreibungen verbriefte Staatsschuld. Absehbar sind allerdings auch Finanzierungslücken in der Kranken-, Pflege- oder auch Arbeitslosenversicherung, wodurch die Staatsverschulung um ein Wesentliches höher prognostiziert werden dürfte. Dieses Problem ist jedoch nicht neu. Schon im Jahr 2005, also noch vor der Finanzkrise, sagte Horst Köhler, früherer Bundespräsident und Banker: „Der aktuelle Schuldenstand (1,4 Billionen Euro) und die Anwartschaften (5,7 Billionen Euro) belaufen sich auf insgesamt 7,1 Billionen Euro.“

Wie wirkt sich dies auf zukünftige Rentner aus?

Zukünftige Rentner werden ihren Lebensstandard durch die gesetzliche Rentenversicherung nicht mehr in gleicher Weise sichern können wie zuvor.

Somit wird jeder Einzelne umso mehr die Aufgabe haben, seine Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen. Auch und gerade in Niedrigzins-Zeiten. Die private Altersvorsorge wird somit immer wichtiger. Den Rahmen für eine private Vorsorge weiterzuentwickeln, wird die Aufgabe der Politik sein. Zum Beispiel könnte durch einen erleichterten Zugang zu den Kapitalmärkten der Aufbau der Altersvorsorge aufgrund der niedrigen Zinsen ein gutes Stück erleichtert werden.

Leider werden aktuell jedoch in der privaten Altersvorsorge oder Direktversicherungen in der betrieblichen Altersvorsorge nur renditeschwache und teure Produkte, wie etwa Riester, gefördert. Hier sollte die Politik den Rahmen schaffen, um eine geförderte Altersvorsorge auch direkt mit kostengünstigen Indexfonds/ETFs ohne Versicherungsmantel aufbauen zu können.

Basisdepot-Vorsorge als Idee

Ein hervorragender Vorschlag kam vom Bund der Versicherten e. V. (BdV), der von einem Spezialistenteam aus Vertreterinnen und Vertretern der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg, Ökotest und dem BdV entwickelt wurde. Die Idee der Basisdepot-Vorsorge sieht keine Zwangsverrentung vor, so wie es heute noch bei Riester- und Rürup-Renten vorgeschrieben ist. Die Basisdepot-Vorsorge ist – vergleichbar mit einem Wertpapierdepot – ein Konto zur Verwahrung und Verwaltung von Guthaben. Damit kann generell jedes sparfähige Finanzprodukt als Basisdepot-Vorsorge verwahrt werden.

Sparbeiträge können bis zum Rentenbeginn wie bei Riester- oder Rürup gefördert, jedoch nicht entnommen werden.

Die Entnahme ab dem Rentenbezugsalter kann dann individuell gewählt werden: Entweder können Gelder als regelmäßige Rente, als Entnahmeplan, einmalig als Summe oder auch ganz unregelmäßig entnommen werden. Außerdem kann Kapital, das nach dem Tod vorhanden ist, vererbt werden. Bei einem solchen Basisdepot sind dann selbst kostengünstige Indexfonds einsetzbar, außerdem benötigt man keine teuren Versicherungen.

Basisdepot schon jetzt in der betrieblichen Altersvorsorge möglich

Das oben beschriebene Basisdepot ist bereits heute in der betrieblichen Altersvorsorge möglich. Insbesondere Gesellschafter-Geschäftsführer nutzen diese Möglichkeit in Form der Pensionszusage. Dabei sind bei einer sogenannten „beitragsorientierten Zusage“ in der Regel auch keine Rückstellungen in der Handelsbilanz auszuweisen. Die sogenannte Rückdeckung (Geldanlage) erfolgt dabei nicht in Form einer Versicherung, sondern über ein breit gestreutes Investmentfondsdepot. Die laufenden Einzahlungen, hier sind laufende Sparbeträge wie auch Tantiemen möglich, lassen sich steuerlich unbegrenzt direkt vom Brutto bezahlen. Es findet die sogenannte nachgelagerte Besteuerung statt. Die Auszahlungsformen sind individuell als Einmalkapital, Ratenzahlung oder Rente wählbar.

Fazit

Sein Vermögen für die private Altersvorsorge in Produkte des Kapitalmarkts anzulegen, ist sinnvoll – das ist aufgrund der aktuellen Niedrigzinsen und der möglichen Gefahren wegen geringerer Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung nicht mehr von der Hand zu weisen. Zusätzlich zu den bestehenden Möglichkeiten ist es an der Politik, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um auch attraktive und kostengünstige Lösungen ohne Garantien wählen zu können. Aus vielen Studien und am Beispiel des norwegischen Staatsfonds geht hervor, dass die Beteiligung an Produktivkapital in Form von Aktienfonds eine sinnvolle und zeitgemäße Art der Altersvorsorge darstellen.

Lothar Eller

Lothar Eller ist Finanzfachwirt (FH), zugelassener Honorar-Finanzanlagenberater, Versicherungsberater, gerichtlich zugelassener Rentenberater für betriebliche Altersvorsorge und seit 25 Jahren in der Finanzbranche tätig. Sein Unternehmen, die Eller Consulting GmbH, ist spezialisiert auf betriebliche Altersvorsorge, Vermögensverwaltung/Finanzberatung sowie Unternehmensnachfolge für Unternehmer/innen. Alle Leistungen werden ausschließlich in Form der Honorarberatung erbracht, ohne Interessenkonflikte. Er ist unter info@ellerconsulting.de zu erreichen.

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