Krisen zeigen uns immer wieder wie fragil die Systeme sind (etwa die Gesellschaft oder Wirtschaft), in denen wir leben – gerade während der aktuellen Corona-Krise wird uns dieser Umstand mehr als deutlich gemacht. Und dennoch zeigen uns Krisen auch, dass Veränderungen möglich sind und in solchen Zeiten mehr denn je notwendig werden. Wir befinden uns an einem Punkt, an dem wir vielleicht sogar dringlicher als früher neue Wege beschreiten müssen.
Die Diskrepanz in der Digitalen Revolution
Gerade jetzt wird uns vor Augen geführt, wie wichtig schnelles und leistungsfähiges Internet ist. Zwar wird der Glasfaserausbau mit Milliarden gefördert, aber dennoch stockt die flächendeckende Erschließung – besonders auf dem Land und in den dortigen Gemeinden ist dieses Problem deutlich spürbar. Wenn hier aber keine nachhaltige Digitalisierung geschaffen wird, dann können ArbeitnehmerInnen im Homeoffice auch nicht effektiv arbeiten, SchülerInnen können im Home-Schooling nicht gerecht unterrichtet werden und Unternehmen können nicht wettbewerbsfähig agieren.
Digitalisierung: Ungleichheit zwischen Stadt und Land
Aber noch immer gibt es diese starken Unterschiede bei der Verfügbarkeit von schnellem Internet zwischen Stadt und Land. Digitalisierung darf dabei nicht zu einem Privileg verkommen, das ausschließlich der gut versorgten Ballungsräume vorbehalten ist, während ländliche Regionen wenig bis kaum auf das leistungsfähige Netzwerk zugreifen können. Damit schaffen wir eine digitale Diskrepanz, die früher als später zu einem langfristigen Problem für uns alle wird.
Wenn die Entwicklung davonrennt
Zwar ist der umfassende Breitbandausbau das definierte Ziel von Bund und Ländern, aber mit jedem Jahr, das vergeht, wachsen die gesteigerten Anforderungen an ein noch leistungsfähigeres Breitbandnetzwerk – denn die Technik wird nicht stehen bleiben und warten bis wir aufgeholt haben, sondern sie wird sich immer schneller entwickeln. Wenn wir an diesem Punkt nicht acht geben, verpassen wir möglicherweise den Anschluss, gerade in Hinblick auf internationale Wettbewerber.
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Das Digitale muss erst noch erlernt werden…
Digitale Arbeit – im Zuge der Corona-Krise haben viele Unternehmen zwar schnell auf die Krise reagiert und viele Angestellte ins Homeoffice geschickt, aber hier kommt der Knackpunkt: Unternehmen haben lediglich auf äußere Einflüsse reagiert und sind nicht selbst aktiv in diesen Prozess eingestiegen. Grundsätzlich stieg der Anteil an Homeoffice-Tätigkeiten in den letzten Jahren: 2014 waren es 22 Prozent und 2018 knapp 39 Prozent, aber in letzter Zeit explodierten die Zahlen. Das Problem ist aber, dass neben der fehlenden bis mangelhaften Technik, auch die entsprechende digitale Kultur in den meisten Firmen und in den Köpfen der FunktionärInnen noch nicht existiert. Viele behaupten digital zu sein, doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass in diesem Bereich noch ein großer Nachholbedarf besteht und das auch (oder gerade) bei großen Unternehmen.
Wenig innovative Förderung der Infrastruktur
Wir müssen uns ehrlich eingestehen, dass wir bei manchen Themen einfach zu wenig offen und flexibel sind – beispielsweise im Bereich der innovativen Infrastrukturförderung, die den Ausbau erheblich beschleunigen könnte. Interessant ist hier das Micro-Trenching. Bei dieser Methode werden schmale Rillen in den Straßenrand gefräst, in denen dann die Leitungen versenkt werden. Auch oberirdische Leitungen wären eine Alternative, die schneller und kosteneffizienter wären. Die Standardprozedur, bei der Straßen immer wieder aufgerissen werden, wirkt nicht sonderlich innovativ und belastet auch das Stresslevel der Menschen. In diesen Punkten denken wir oftmals noch zu sehr in alten Strukturen.
Bürokratie verkompliziert häufig die Umsetzung von Projekten, die eigentlich zügig umgesetzt werden müssten.
Think more like Generation Z
Digitale Strukturen müssen zudem immer mehr den Ansprüchen einer neuen Generation entsprechen: denen der Generation Z. Dabei sprechen wir nicht davon, dass einfach alle alten Strukturen verschwinden müssen. Dennoch muss realistisch konstatiert und akzeptiert werden, dass selbst traditionelle Berufe wie Schreiner oder Fahrschulen immer digitaler werden (müssen).
Digitalisierung: Die Lösung im Detail?
Im Zuge der Digitalisierung dürfen wir dabei einen entscheidenden Faktor nicht vergessen – nämlich uns selbst. Digitalisierung wird von uns Menschen gemacht und letztlich können wir immer noch darüber entscheiden, wie unsere digitale Zukunft aussehen wird. In vielen Bereichen, wie beispielsweise dem Ausbau der Glasfaserleitungen, müssen wir dennoch schneller und innovativer werden. Ohne den Grundstein der Digitalisierung können Ideen immer weiter präsentiert und skizziert werden, wirklichen Fortschritt erleben wir dadurch aber nicht.
Alternativen müssen versuchsweise umgesetzt werden
Nur aus unseren Fehlern lernen wir, wie wir es künftig besser machen können. Dafür müssen wir in anderen Bereichen, beispielsweise in unserer Art zu kommunizieren, alte Strukturen nicht vollständig über den Haufen werfen: vielleicht sollten wir uns genau in diesem Bereich mehr auf alte Werte konzentrieren. Digitale Ethik ist an dieser Stelle gefragt – es gilt Strukturen zu schaffen, die uns nicht weiter voneinander entfernen, sondern die uns als Menschen in Synergie mit digitalen Techniken näher zusammenbringen. Die digitale und die reale Welt sind keine Philosophien zwischen denen wir uns entscheiden müssen, sie sind kooperierende Größen und bieten uns somit einen entsprechenden Mehrwert, wenn wir es zulassen.
Digitalisierung ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit
Damit verbunden ist auch die Förderung der Nachhaltigkeit. Wenn wir uns künftig mehr in einem Prozess der fortwährenden Evolution und Verbindung von Menschen und Digitalisierung sehen und diese dabei auf ethischen Grundsätzen beruht, dann ist es auch möglich nachhaltige Strukturen zu schaffen, die unser aller Leben einfacher und auch nachhaltiger machen.
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