Kennst du das? Da hast du dich voll Elan ins Heimwerken gestürzt – aber das selbstgezimmerte Regal blieb nicht lange stehen. Oder du hast Vorgespräche geführt, unter hohem zeitlichen Aufwand einen Kostenvoranschlag für deine Leistung erstellt – und von den InteressentInnen dann nichts mehr gehört. Vielleicht hat die Kollegin deine Idee als ihre eigene verkauft, vielleicht hast du zum gefühlt 100. Mal einen Korb von deinem Schwarm oder für deinen Traumjob bekommen.
Vielleicht verläuft dein Leben – beruflich wie privat – grundsätzlich nicht so, wie du dir das vorstellst: Nämlich, dass Einsatz zuverlässig belohnt wird und das Leben generell gerecht ist.
Also vielleicht zunächst die Prämisse ändern: Das Leben ist nicht gerecht, und Einsatz führt nicht immer zum Erfolg.
Frust ist ganz normal
So ist es eben: Wo gehobelt wird, fallen Späne, und wo mit Engagement gearbeitet wird, regnet es Frusterfahrungen. Frust kannst du nicht vermeiden. Aber du kannst lernen, besser – konstruktiver und leichter – mit ihm umzugehen.
Ganz wichtig: Akzeptiere, wenn du in eine Frustfalle getappt bist, dass du nun einmal gefrustet bist. Das ist ein ganz normales Gefühl, das durchaus seine Berechtigung hat. Frust will uns im Grunde nur daran hindern, unsere Energie bei einer aussichtslosen Sache zu verausgaben. Im besten Fall regt er uns dazu an, unsere Ziele zu hinterfragen, unsere Projekte neu zu evaluieren und den Aufwand/Nutzen-Faktor zu justieren.
Im ersten Moment darfst du dich aber erstmal von Herzen ärgern und richtig mies fühlen. Und dann sorge dafür, dass der Zustand nicht zum Default-Modus wird.
Die Schuldfrage
Die Gründe, die zu einer Frusterfahrung führen, können von dir selbst verursacht sein, von anderen oder aber der berühmten „Höheren Gewalt“. Wenn jemand anders Schuld an der Frustfalle hat, frage dich, ob er oder sie in der Absicht gehandelt hat, speziell dir zu schaden. Das ist sicher nicht immer auszuschließen, und du kannst dir im individuellen Fall überlegen, ob du menschliche Größe zeigen und verzeihen – oder aber dich rächen möchtest.
in den meisten Fällen ist es aber wirklich nur eine Laune des Schicksals, das sich nicht um deine Pläne und Erwartungen schert. Die Briefträgerin hat garantiert nicht nur dein Schreiben verschlampt; der überforderte Assistent hat deinen Termin ohne Ansehen der Person vergessen. Und mit dem Schicksal hadern kannst du dann, wenn du mal sehr viel Zeit hast.
Wenn es allerdings dein eigenes Verschulden war, dann Glückwunsch! Dann hast du es in der Hand und kannst den Frust als Lernerfahrung nutzen. Du hättest sie sicher gern vermieden, aber jetzt hilft sie dabei zu eruieren, wo und wie der Wurm in die Sache geraten ist. So kannst du Strategien entwickeln, es nächstes Mal besser zu machen.
Du kannst alles persönlich nehmen …
Wenn du dein Bestes gegeben hast und dennoch dein Ziel nicht erreicht hast, hast du die Wahl, es persönlich zu nehmen. Mein Rat: Tu es nicht!
Frage dich stattdessen:
Ist „dein Bestes“ wirklich eine ausreichende Qualifikation?
Hast du automatisch einen Anspruch auf ein positives Ergebnis, weil du „dein Bestes“ gegeben hast?
Oder haben andere Leute, die ebenfalls ihr Bestes gegeben haben, nicht auch einen Anspruch darauf?
Ist es vielleicht auch möglich, dass du dich selbst einschränkst, wenn du dich auf diese eine Sache versteifst und keine Gedanken über Alternativen machst?
Behalte bei jeder Absage oder Niederlage drei Dinge im Auge:
- Sie sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität deiner Arbeit oder den Wert deiner Qualifikationen aus.
- Es gibt für jede Sache das richtige Zeitfenster und oft ist das so schmal, dass es nur schwer getroffen werden kann.
- Es kommt so gut wie nie vor, dass gleich der erste Wurf gelingt. Versuche deshalb, so oft zu werfen, wie es nur geht. Vielleicht müsstest du wie Robert M. Pirsig, der Autor des späteren Bestsellers „Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten“, 121 Absagen einkassieren, bevor du deine Chance bekommst.
Kenne dich selbst – und lerne Neues kennen!
So, wie jeder Mensch eine eigene Strategie hat, auf Frust zu reagieren, gibt es auch für jeden geeignete Methoden, sich nicht die Laune vermiesen zu lassen. Eine von 26 in meinem neuen Buch ist der „Jetzt-erst-recht-Jubel“: Nimm die Herausforderung an, so viele „Neins“ wie nur möglich zu sammeln. Das meine ich ganz im Ernst. Markiere jedes Nein auf einer Strichliste und schaue, wie lange du brauchst, bis es 50 oder gar 100 sind. Damit hat eine Absage die Macht über dich verloren, sie triggert nicht mehr die Frustfalle für dich und du wirst mehr Chancen haben, weil du motiviert bist, viel öfters anzufragen, um ein „Nein“ zu kassieren.
Oder aber du versuchst es mit dem „Urvertrauen-Update“: Frage dich: „Welches Geschenk liegt in dieser Frusterfahrung? Hat sie auch etwas Positives zu bieten?“
In der Regel wirst du – so ganz ohne Übung – nicht gleich etwas Positives in einer Absage oder Niederlage finden. Aber du kannst darauf vertrauen, dass es darin verborgen liegt, auch wenn du es im Moment nicht erkennen kannst. Darauf zu vertrauen, ist ebenfalls eine Entscheidung, die du bewusst treffen kannst – unabhängig davon, ob dir der Beweis dafür sofort präsentiert wird.
Buchtipp: Runterkommen und drüberstehen*
Wie du dich weniger ärgerst und Frust keine Chance gibst
Taschenbuch: 224 Seiten
Erschienen am: 18. Mai 2021
Preis: 16,99 €
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