Endlich raus! Raus aus dem Büroalltag und weg von der Teeküche, mit Klatsch und Tratsch über KollegInnen und Chef. Kein Streit, keine Konflikte zwischen Kollegen und keine unliebsamen Begegnungen mehr. Was sich zunächst einmal gut anhört, birgt leider auch Tücken.
Die Pandemie hat das Homeoffice in Mode gebracht. Was für den einen eine Verbesserung bringt, entpuppt sich für den anderen als eine wahre Belastungsprobe. Durch den fehlenden direkten Kontakt werden zwar augenscheinlich zwischenmenschliche Konfliktpotentiale im Firmenalltag reduziert, aber im Gegenzug steigt der innere Druck. Die Wirkung bleibt nicht aus.
Der Mensch im unbewussten Raum wiederholt alt-emotionale Verhaltensweisen
Der fehlende Wechsel von Reizen und die Isolation im Homeoffice machen unbewusst wirkende Prozesse sichtbar. Die Pandemie löst viele Reaktionen aus und erhöht somit ebenfalls den Druck. Außenstehende können diese Prozesse sehen, da Körpersignale diese abbilden. Man selbst aber nicht, denn Unbewusstes ist uns selbst nicht zugänglich. Aber genau hier liegen die Ursachen zahlreicher zwischenmenschlicher Konflikte. Während das Unbewusste alte Muster abspielt, wird das Gegenüber nicht mehr gesehen, denn alte Muster bringen in die Vergangenheit.
Die momentan stärkere Sichtbarkeit von unbewussten Prozessen liegt an dem Druck, den die Pandemie bei jedem Einzelnen auslöst. Der eine kann sich gut abgrenzen, der andere fühlt sich bedroht. Der sich bedroht fühlende Kollege hat nun verstärkt mit alten Prägungen zu tun und agiert, wie es schon seine Eltern, Großeltern und Vorgänger taten. Leider gilt dieses Prinzip insbesondere bei historisch schwer verdaulicher Kost. Ausgedrückt werden Verhaltensweisen, die aus gewaltvollen Ereignissen anno dazumal stammen.
Folglich ist nicht jeder Mensch in Krisenzeiten wie dieser für das Homeoffice gemacht. Abgrenzungsgabe, die Gestaltung fester Abläufe, Selbstfürsorge und die Fähigkeit zum geschärften Fokus gehören zu den Verhaltensweisen, die die Arbeit im Homeoffice nutzen bringend gestaltet. Der Mitarbeiter und Kollege, der Probleme damit hat, fällt in Muster zurück, die er in seinem familiären System prägend erhalten hat. Seine Verhaltensweisen werden zunehmend unsachlich.
Sichtbar werden Negativprägungen, denn alleine diese sind unbewusst. Hinzu kommt noch, dass bestehende Konflikte, die in der Firma tätig waren, nie von alleine verschwinden. Damit werden die Konflikte nicht weniger, sie verlagern sich nur auf das nächste Medium. Eine schnelle Mail und eine falsch verstandene Absicht genügt, damit das Konfliktspiel wieder beginnt und die Konflikte zwischen Kollegen erneut an die Oberfläche treten.
Beziehungen sind die Grundlage von Konflikten
Im Mittelpunkt eines Konflikts stehen immer Beziehungen, sei es im Arbeits- oder im Privatleben. Schließlich sind es Menschen, die handeln und streiten. Nicht geklärte Konflikte und unausgesprochene Befürchtungen machen angreifbar und beeinflussen das Verhalten. Sie produzieren Stress, stoßen interne Schmerzpunkte an und erinnern an schlechte Erlebnisse. Kurz gesagt: Sie machen etwas mit uns.
Mit deinen Körpersignalen signalisierst du die Reaktion auf den Konflikt, der dich belastet. Daraus folgen Symptome, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Rückenleiden und Verdauungsbeschwerden. Auseinandersetzungen allein machen also nicht krank. Es ist vielmehr, dass Missverstehen oder Übersehen dieser darauf folgenden Störsignale.
Greifst du die Missverständnisse auf, verschwinden in der Regel auch die Störsignale. Tust du nichts, tritt Unbewusstes weiter nach vorne, bis es immer mehr in deinem Leben die Regie übernimmt.
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Werden die Konflikte zwischen Kollegen laufen gelassen, erzeugen diese Druck!
Anke Sommer rät: „Sorge als Verantwortungsträger jederzeit für Stabilität und Transparenz. Bringe dein Umfeld in die Entspannung und versorge sie gut. Dann dürfen auch unbewusst wirkende Prozesse unberührt bleiben. Gerade in Krisen und konfliktträchtigen Zeiten ist das notwendig. Schaffe also eine förderliche und positive Atmosphäre. Sorge für Sicherheit.
Integriere den Blick auf nicht greifbare Automatismen. Hier verbergen sich Stör- und Konfliktquellen. Statt zu versuchen, Konflikte zu klären, entziehe dem Verantwortungsgebiet den Nährboden für Feindseligkeit. Fühlst du dich wohl, zufrieden und geschützt, dann ruhen auch Konfliktpotentiale. Das nicht Greifbare, was sich rund um Konflikte und krisenhafte Situationen in der Firma auftut, darf nicht vernachlässigt werden.
Wichtig sind daher der Umgang und das Umgehen mit alten Mustern. Das Beste ist, diese werden gesehen und in Ruhe gelassen. Denn unbewusst wirkende Rollenbilder, in die Menschen in instabilen Situationen hineingehen, richten Schaden an.
Ebenso spielen Grundmuster, wie die automatische Unterscheidung zwischen Feind und Freund, eine Rolle im Konfliktgeschehen. Besonders knifflig ist es, Distanz zu Negativprozessen aufzubauen, denn man lässt sich leicht in sie hineinziehen.“
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