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Effektives Zuhören ist eine unterschätzte Fähigkeit, die in der modernen Arbeitswelt leider oft vernachlässigt wird. Manager und Unternehmensleiter sind schlichtweg nicht gut genug ausgebildet, um richtig zuhören zu können – stattdessen hören sie nur, um reagieren zu können. Sie hören einfach um ihrer selbst willen zu.

Es wird so oft unterschätzt, wie viel der täglichen Arbeit von der Fähigkeit abhängt, jemand anderem zuzuhören. Sogar (englischsprachige) Studien belegen, dass Führungskräfte, die gerne zuhören, als deutlich effektiver eingestuft werden als diejenigen, die die meiste Zeit auf ihre Mitarbeiter einreden.

Warum ist aktives Zuhören so schwierig?

Im Laufe der Jahrzehnte hat es zahlreiche Studien zum Konzept des Zuhörens gegeben. Man schätzt, dass die durchschnittliche Person zwischen einem Drittel und der Hälfte ihres Lebens damit verbringt, zuzuhören. Ob der Zuhörer in der Lage ist, die Informationen zu behalten, ist jedoch eine ganz andere Geschichte. 1957 stellten Forscher an der Universität von Minnesota fest, dass sich die Zuhörer unmittelbar nach dem Ende eines Gesprächs nur zu etwa 50 Prozent an das eben Gehörte erinnerten. Das ist durchaus erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viele wichtige Informationen man an einem durchschnittlichen Arbeitstag hören kann – und die Hälfte davon verschwindet!

Aber warum können wir nicht im Kopf behalten, was wir hören? Nun, das könnte an der Wissenschaft liegen. Die durchschnittliche Sprechgeschwindigkeit liegt bei etwa 125 Wörtern pro Minute. Dies ist jedoch relativ langsam, wenn man die Geschwindigkeit betrachtet, mit der das menschliche Gehirn – eigentlich ein Supercomputer in unserem Kopf – Daten verarbeiten kann.

Um ein guter Zuhörer und damit eine effektivere Führungskraft zu sein, müssen wir unseren natürlichen Instinkt herausfordern, der in diesem Fall darin besteht, viel schneller zu denken als zu reden.

Um ein effektiver Zuhörer zu werden, ist Training erforderlich – und dieses Training erfordert ein präzises Konzentrationsniveau. Wenn wir aktiv zuhören, bitten wir unser Gehirn, langsamer zu werden, damit es mit der Geschwindigkeit der Sprache, die wir hören, übereinstimmt. Das mag logisch erscheinen (und sogar einfach), aber es ist tatsächlich sehr herausfordernd. Effektives Zuhören bedeutet, die Informationen, die du von einem Sprecher erhältst, aktiv aufzunehmen. Einfach sich selbst zu trainieren, aufmerksamer zuzuhören, ist nicht so einfach, wie viele denken und es ist auch nicht etwas, das für jeden selbstverständlich ist.

Wie kann man aktiv zuhören?

In der zeitgenössischen Literatur wird typischerweise von drei Ebenen des Zuhörens gesprochen. Das sind die Schritte, die man unternehmen muss, um ein besserer Zuhörer zu werden:

  • Schritt 1: Internes Zuhören oder auf deine innere Stimme hören
  • Schritt 2: Konzentriertes Zuhören oder konzentriertes Zuhören einer anderen Person
  • Schritt 3: Globales Zuhören oder verstehen, wo das Gesagte herrührt


Schritt 1 gilt als die niedrigste Form des Zuhörens, bei der der Zuhörer nicht wirklich darüber nachdenkt, was der Sprecher sagt, sondern eher über das, was er als nächstes sagen möchte. Schritt 2 ist dann erreicht, wenn der Zuhörer mit echtem Interesse zuhört, was der Redner sagt, jedoch erfordert das Motivation und den inhärenten Wunsch, dies zu tun. Stufe 3 ist die höchste Stufe des Zuhörens, bei der es darum geht, nicht nur mit Interesse zuzuhören, sondern auch die den Worten zugrunde liegenden Gefühle und Gedanken zu verstehen.

EXTRA: Aktives Zuhören: Mit der 3-Schritte-Technik effektiver kommunizieren

Die fähigsten Kommunikatoren arbeiten wirklich hart daran, ein Repertoire an Techniken aufzubauen, die beim „Aufstieg auf der Leiter“ helfen, wobei eine davon die einfache Reaktion auf den Sprecher ist. Aber auch dies wird oft falsch gemacht. Was kannst du als Chef tun? Nun, wenn man mit Mitarbeitern spricht und sich aktiv bemüht, zu reagieren, während man zuhört, ist es unbedingt notwendig, auch zwischen Situationen zu unterscheiden. Nämlich solchen, die entweder Coaching oder Beratung erfordern, da diese unterschiedlichen Reaktionen das Ergebnis des Gesprächs verändern.

Was ist der Unterschied zwischen Beratung und Coaching?

Zum einen hilft die Beratung den Mitarbeitern, Probleme anzugehen, die Facetten wie Motivation, Emotionen, Einstellung und Persönlichkeit betreffen. Coaching hingegen hilft, Informationen zu vermitteln, die die Mitarbeiter zur Verbesserung ihrer Leistung und Fähigkeiten nutzen können. Zwei der Grundpfeiler einer effektiven Beratung sind „Reflektieren“ und „Sondieren“:

  • Reflektieren bedeutet sicherzustellen, dass der Zuhörer dem Sprecher immer ein Feedback gibt. Dies geschieht, damit der Sprecher weiß, dass das Gesagte Resonanz gefunden hat und der Zuhörer interessiert ist. Um ein effektiver Zuhörer zu sein, ist es von größter Wichtigkeit, dem Redner zu zeigen, dass er gehört und verstanden wurde.
  • Sondieren meint, nach zusätzlichen Informationen zu fragen und sollte nicht wertend sein, um den Sprecher nicht zu missachten.

Eine Sache, die unerfahrene Zuhörer oft tun, ist, in einer Situation zu coachen, in der eine Beratung angemessener wäre. Dies ist oft das Ergebnis einer „Ablenkung“ und „Beratung“ des Zuhörers, also wenn er das Gespräch auf ein anderes Thema verlagert und/oder Ratschläge erteilt, die deshalb in Wirklichkeit eher beleidigend als konstruktiv wirken könnten.

Effektives Zuhören ist eine erworbene Fähigkeit – etwas, das dir entweder beigebracht oder durch konsequentes Üben gelernt wird.

Die besten Zuhörer sind diejenigen, die diese Gewohnheiten beim Zuhören entwickeln, wie zum Beispiel zu wissen, wann es angebracht ist, zu coachen und wann zu beraten.

EXTRA: Coach, Berater & Chef: Diese 7 Arten von Fragen bringen dich weiter!

Warum Meetings eine Rolle spielen

Eine amerikanische Studie kam zu dem Schluss, dass mehr als 50 Prozent der Amerikaner finden, dass ein schlecht durchgeführtes Meeting ihre Produktivität für den Rest des Tages negativ beeinflusst. Etwas so Belangloses wie ein einziges Meeting kann tatsächlich verheerende Auswirkungen auf die Arbeitsmoral im Unternehmen und das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeiter haben. Dies ist das so genannte Meeting Recovery Syndrom oder MRS. Anstatt dass die Teilnehmer eines schlechten Meetings die schlechten Erfahrungen beim Verlassen des Raumes an der Tür abwerfen, kann es stattdessen bei ihnen bleiben und sie außerhalb des Meeting-Raums negativ beeinflussen.

Für Führungskräfte ist effektives Zuhören einer der wichtigsten Grundsteine guter Führung, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Sitzungssaals. Wenn man lernt, wann der richtige Zeitpunkt zum Coachen und Beraten ist und man sich selbst darin schult, nicht nur zuzuhören, sondern auch die nuancierten Gefühle und Emotionen im Raum zu schätzen, wird dies zu produktiveren Gesprächen und letztlich zu einer besseren Führung führen.

Diese erlernten Verhaltensweisen bieten Mitarbeitern und Führungskräften gleichermaßen die Möglichkeit, voneinander zu lernen und eine offene Kommunikation zu fördern.

Es hat sich gezeigt, dass Führungskräfte, die gerne zuhören, viel besser in der Lage sind, langfristige Beziehungen zu ihren Mitarbeitern aufzubauen und dass sie effektiver sind, wenn es darum geht, Zusammenarbeit und Teamwork zu fördern. Darüber hinaus gelten zuhörende Führungskräfte als bessere Motivatoren: ein Vorgesetzter, der sich die Ansichten und Bedenken seiner Mitarbeiter anhört, bevor er ihnen Feedback gibt, wird dazu viel besser in der Lage sein als einer, der sich wenig dafür interessiert, was seine Mitarbeiter zu sagen haben. Die Macht des Zuhörens sollte nie unterschätzt werden. Da die Welt beginnt, remote zu werden, wird die Fähigkeit zu führen, davon abhängen, ob man ein effektiver Zuhörer ist oder nicht.

Dieser Artikel wurde auf Englisch verfasst und am 16.06.2020 auf www.forbes.com veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren Lesern zu relevanten Themen austauschen können!

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