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Unternehmer und Gründer sind stolz auf ihre Erfolge, auf das, was sie gemeinsam mit den Mitarbeitern erreicht haben. Und sparen nicht mit der Anerkennung der Leistungen ihrer Mitstreiter. Gut so! Was zu kurz kommt, ist das Lob der Teamleistungen. Darum: Teamisiere die Erfolge deines Teams!

Teamisierung & Individualisierung

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Erfolge meistens Einzelpersonen zugeschrieben werden.

Selbst wenn eine großartige Leistung von mehreren Menschen erbracht worden ist, erhalten Einzelne die Anerkennung. Viel zu selten werden Leistungen gebührend gelobt, die nur durch den Mehrwert des Teams und die Zusammenarbeit der Teammitglieder erbracht werden konnten: Menschen tauschen sich aus, sie diskutieren miteinander, sie regen sich kongenial gegenseitig zu kreativen Gedanken und innovativen Ideen an, auf die sie im stillen Einzelgänger-Kämmerlein nicht gekommen wären. Durch die Interaktionen, die zwischen ihnen entstehen, bildet sich Teamintelligenz heraus, eine kollektive Intelligenz, durch die Leistungen möglich werden, die von einer Einzelperson nicht hätten erbracht werden können.

Überlege doch einmal, ob der hervorragende Verkaufserfolg oder die überraschende Akquisition des umsatzträchtigen Großkunden tatsächlich allein durch den Top-Verkäufer bewirkt worden ist, den du jüngst zum „Mitarbeiter des Monats“ gekürt hast.

Teamisierung in agilen Zeiten

Ergebnisse, die im Team und durch die Synergieeffekte im Team erzielt werden, dürfen nicht individualisiert, sondern sollten teamisiert werden. Dies gilt insbesondere in disruptiven Zeiten, in denen die agile Teamarbeit ein wichtiger Baustein des Unternehmenserfolg ist.

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Was passiert derzeit in vielen Unternehmen? Teams agieren in immer flacheren Hierarchien, diese lösen sich auf. In agil hoch entwickelten Teams mit holokratischen und soziokratischen Strukturen gibt es keinen Teamleiter im klassischen Sinn mehr. Das Konzept „Führung ohne Führungskraft“ setzt darauf, dass Teams bis zu einem gewissen Grad eigen- und selbstständig Entscheidungen treffen. Der Selbstorganisationsgrad ist so weit entwickelt, dass die Teammitglieder im Konsens Entscheidungen treffen. Erst wenn es zu Entscheidungskonflikten kommt und kein Konsens und kein Kompromiss herbeigeführt werden kann, greift nach dem Subsidiaritätsprinzip die nächsthöhere Entscheidungsinstanz ein.

Agile Teamarbeit gehört zunehmend zum unternehmerischen Alltagsgeschäft. Umso wichtiger wird und ist es, die Anreiz-, Motivations- und Belobigungssysteme weiterzuentwickeln und – zum Beispiel – nun auch „Das Team des Monats“ oder „Die Teamleistung des Monats“ zu feiern.

1. Klar zwischen Team- und Einzelleistungen differenzieren

Wir tendieren dazu, nicht nur Erfolge zu individualisieren.

Das gilt auch für Misserfolge – die Suche nach dem Schuldigen gehört zu den beliebtesten Spielchen in Unternehmen, sobald etwas nicht so funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat. Davon solltest du dich rasch verabschieden. Ob Erfolg oder Misserfolg – es geht um die klare Zuordnung und die differenzierende Unterscheidung:

  • Welche Rolle hat das Team dabei gespielt?
  • Welcher Anteil ist der Leistung einzelner Personen zuzuordnen?

Aber Achtung: Es geht nicht darum, die Erfolge einzelner Personen zu sozialisieren und Fortschritte von vornherein dem Team zuzuschreiben. Klar ist: Auch im Team werden hervorragende Einzelleistungen erbracht, die es gleichfalls anzuerkennen gilt. Ebenso zielführend für die Entzündung eines Teamspirits ist es jedoch, nach dem Motto „Ehre, wem Ehre gebührt“, Erfolge, die sich der kollektiven Teamintelligenz verdanken, dann auch dem Team gutzuschreiben.

2. Nicht nur loben, sondern dezidiert begründen

Um jene klare Zuordnung und Unterscheidung vorzunehmen, solltest du deine Anerkennung so konkret wie möglich begründen: Die Teamisierung eines Erfolges gewinnt an Glaubwürdigkeit und ist nachvollziehbar, wenn du im Detail darstellst, welche Teamleistung deiner Ansicht nach zu einem bestimmten Ergebnis geführt hat. Pauschales Lob wie „Das war eine tolle Teamleistung“ kann sogar kontraproduktiv wirken, weil die Mitarbeiter weder ihren individuellen Beitrag noch die Teamaktivitäten dem anerkennenswerten Ergebnis zuordnen können. Besser ist es, du lobst so konkret wie möglich:

„Ich finde es sehr gelungen, wie das harmonische Teamzusammenspiel von Herrn Müller, Frau Schmitz und Herrn Huber dazu geführt hat, den Großkunden langfristig an unser Unternehmen zu binden. Ihre telefonische Betreuung, Herr Müller, Ihre persönlichen Gespräche beim Entscheider vor Ort, Frau Schmitz, und Ihre After-Sales-Aktivitäten, Herr Huber, haben dafür gesorgt. Der Entscheider hat gestern bei mir angerufen und sich für die klasse Rundum-Betreuung bedankt.“

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Vor allem solltest du im Rahmen eines Verantwortungsmanagements anerkennen, wenn die Teammitglieder Eigenverantwortung zeigen, sich (zu)trauen, eigene Entscheidungen zu treffen und selbständig agieren.

Denn je eigenverantwortlicher der Einzelne und das Team handeln, desto agiler ist das Team.

So schlägst du zwei Fliegen mit einer Lob-Klappe: Die Einzelleistungen sind gebührend und begründend erörtert, zugleich verdeutlichst du, dass der Großkunde letztendlich erst durch die Teamleistung überzeugt und begeistert werden konnte.

3. Teamerfolge feiern

Als Ego-Wesen und Sozio-Wesen kämpfen wir um individuelle und soziale Anerkennung zugleich. Wir wollen uns für andere Menschen, für die Gemeinschaft und die Gesellschaft einsetzen und zudem unsere eigenen Interessen und Ziele gewahrt sehen. Das Narrativ des Individualismus und das Narrativ des Gemeinschaftssinns – beides ist existent und sollte bei deiner Teamführung Beachtung finden.

Wie gelingt es, die zuweilen unterschätzten Teamerfolge in das Licht der Unternehmensöffentlichkeit zu stellen? Die Teamleistung des Monats auszuzeichnen wurde bereits erwähnt. Ein Incentive kann ebenso motivatorische Anreize bieten wie eine Teambildungsmaßnahme, durch die du betonst, wie wichtig dir der Teamspirit und der gemeinsame Erfolg sind. Allerdings: Im Prinzip ist die Ausgestaltung der Belobigung zweitrangig. Entscheidend ist die Begründung, aus der hervorgeht, dass du die Ergebnisse der agilen Teamarbeit bemerkst, anerkennst und wertschätzt.

Christian Polz

Christian Polz ist Inhaber und Geschäftsführer von 3P-Leadership. Sein Buch „Agile Teamarbeit. Mit menschlich-agilem Leadership Teams und Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen“ ist 2019 bei BusinessVillage erschienen. Der Berater, Coach, Trainer und Supervisor coacht und trainiert seit über 15 Jahren erfolgreich Vorstände, Geschäftsführer und Führungskräfte aller Managementebenen. Zudem ist der mehrfache Deutsche Meister im Judo Experte für Agilität und Changemanagement.

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