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Wenn wir über Robot-Recruiting nachdenken, stellen wir uns oft die folgende Szene vor: Eine menschenähnliche Figur sitzt vor ihrem Bildschirm und tippt mit elektronischen Fingern auf eine Tastatur, um beispielsweise nach zukünftigen Talenten zu suchen. Aber keine Sorge! Diese Vision gehört zum Bereich der Science Fiction.

Allerdings ist Robot-Recruiting in der Welt des HR bereits Realität geworden. Aber inwieweit können Menschen durch Maschinen ersetzt werden?

Robot-Recruiting: Definition und Anwendung

Robot-Recruiting beschreibt einen teilautomatisierten Rekrutierungsprozess, bei dem Prozesse wie Beurteilung und Auswahl von Bewerbern durch intelligente Algorithmen durchgeführt werden.

Durch den Einsatz von Software auf Basis großer Datenmengen kann der Auswahlprozess nicht nur beschleunigt, sondern auch in mehreren Bereichen optimiert werden.

Robot-Recruiting hat das Science-Fiction-Genre vor einiger Zeit verlassen: Heute setzen bereits mehr als 95% aller US-Unternehmen Roboter ein.

Auch in Deutschland gewinnt das algorithmische Recruiting an Bedeutung. So geben beispielsweise sieben von zehn der deutschen Top-1.000-Unternehmen an, dass sie planen, Roboter-Programme in ihre Prozesse zu integrieren.

Die Einsatzmöglichkeiten von Robotern oder KI-basierter Software sind vielfältig in der Personalabteilung:

  • Analyse von Lebensläufen und Anschreiben
  • Planung von Probetagen und Vorstellungsgesprächen
  • Filtern der Kandidaten nach Soft Skills, Bildungshintergrund, Expertise oder Berufserfahrung
  • Automatische Auflistung möglicher Anwendungen in Bewerbermanagement-Systemen
  • Sofortige Antwort auf die Fragen eines Kandidaten während des Bewerbungsprozesses


Vorteile von Robot-Recruiting

Die Vorteile von Robot-Recruiting liegen klar auf der Hand:

  • Informationen müssen nicht manuell in die Tabellenkalkulationen eingegeben werden
  • (Menschliche) Fehler können vermieden werden
  • Abwicklung der Aufgaben ist schneller

Auch das aktive Sourcing von Kandidaten in Unternehmensnetzwerken wie XING oder LinkedIn kann automatisiert werden. Wie? Algorithmen durchsuchen einfach Lebenslaufdatenbanken, Social Media Kanäle und Jobportale nach geeigneten Talenten. Der Personalbeschaffer muss nur im Voraus die gewünschten Kriterien definieren – der Roboter erledigt den Rest.

Chatbots: Die Kommunikationsexperten

Wir alle haben sie schon einmal getroffen: Kaum bist du auf die Website gekommen, öffnet sich ein Chat-Fenster und ein „Mitarbeiter“ bietet Hilfe oder Informationen an.

Diese sogenannten Chatbots sind wahrscheinlich die bekannteste Anwendung des Robot-Recruiting. Das Prinzip: Der Chatbot übernimmt einfache Kommunikationsaufgaben, wie beispielsweise die Beantwortung von administrativen Fragen.

Dies ist ein Sieg für beide Seiten: Der Personalbeschaffer spart enorm viel Zeit und der Kandidat muss nicht durch umfangreiche FAQ-Listen blättern.

Einer der größten Vorteile von Chatbots ist, dass sie rund um die Uhr verfügbar sind. Wann immer ein Kandidat eine Frage stellen möchte, ist der Chatbot wach und hilfsbereit.

Nachteile von Robot-Recruiting

Wie jeder andere Zukunftstrend hat auch das Robot-Recruiting seine Schattenseiten.

Roboter kommen trotz künstlicher Intelligenz den Fähigkeiten eines menschlichen Gehirns nicht nahe. Unerwartete Situationen außerhalb der vorprogrammierten Zone sind für den Bot (vorerst) kaum zu lösen.

Auch der Mangel an Empathie und Gefühlen sind klare Nachteile solcher Technologien.

Roboter Vera: Der HR-Helfer von Pepsi, L’Oréal & Co.

Ein aktuelles Beispiel für Robot-Recruiting ist der Roboter Vera, der von einem russischen Start-up entwickelt wurde. Zu Veras Kunden gehören Unternehmen wie PepsiCo, IKEA und L’Oréal.

Die intelligente Software des Roboters wird unter anderem eingesetzt, um telefonische Interviews mit Arbeitssuchenden zu führen oder deren Fragen zu offenen Stellen zu beantworten. Der Roboter-Rekrutierer kann in nur neun Stunden mit 1.500 Kandidaten sprechen – ein menschlicher Rekrutierer würde bis zu neun Wochen benötigen.

Aber wie klingt ein solches robotergestütztes Vorstellungsgespräch?

  1. Vera ruft einen Kandidaten an und beginnt das Gespräch mit „Hallo, ich heiße Vera. Ich bin ein Roboter und rufe im Namen der Firma XY an“.
  2. Dann fragt sie den Kandidaten, ob er/sie noch Interesse an der Stelle hat.
  3. Wenn ja, gibt sie einen kurzen Überblick über den Job und initiiert ein Videointerview mit Spracherkennungssoftware, um Fragen zu stellen und zu beantworten.
  4. Kandidaten, die dieses Interview erfolgreich bestehen, werden an den Personalverantwortlichen des Unternehmens weitergeleitet, der die endgültige Entscheidung trifft.
  5. Stellt Vera jedoch fest, dass der Kandidat die gestellten Anforderungen nicht erfüllt, beendet sie höflich das Gespräch.

Der Roboter ist in 68 Sprachen erhältlich und wird bereits in Europa, den USA und dem Mittleren Osten eingesetzt. Er befindet sich derzeit in einem „Emotionstraining“. Das Ziel: Vera sollte auch im Interview Humor, Sarkasmus und Emotionen erkennen.

EXTRA: Künstliche Intelligenz: Vor- und Nachteile von Robotern am Arbeitsplatz

Sind Roboter die Personalvermittler der Zukunft?

Robot-Recruiting hat ein enormes Potenzial und kann bei richtiger Anwendung den Prozess sehr beschleunigen. Darüber hinaus kann die Bewerbererfahrung mit Hilfe von Chatbots und anderen intelligenten Softwaretools drastisch verbessert werden.

Dennoch stoßen solche Technologien regelmäßig an ihre Grenzen, denn sie verstehen nicht immer jede Frage und Antwort. Gerade bei wichtigen Entscheidungen, wie beispielsweise der Bewerbung auf eine neue Stelle, sprechen die Kandidaten lieber von „Mensch zu Mensch“.

Kurz gesagt, Roboter werden uns in Zukunft viel Zeit sparen. Zeit, die wir für andere, kreativere und komplexere Aufgaben nutzen können. Daher bleibt „Human“ in „Human Resources“ auch in der Zukunft bestehen.

Dieser Artikel wurde von Lara Ehmler auf Englisch verfasst und am 26.04.2018 auf www.companymatch.me veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren Lesern zu relevanten Themen austauschen können.

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