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Erfolge und Misserfolge sind vermutlich die persönlichsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann. Erwiesenermaßen ist es jedoch nicht die Zahl oder Intensität der erlebten Niederlagen, die einen Menschen zu einem Pessimisten werden lassen. Der Unterschied zwischen positiv und negativ denkenden Menschen besteht vielmehr darin, welche Erklärungen sie für ihre Erfahrungen heranziehen und welche Schlüsse sie daraus ziehen. Folgende Aspekte spielen dabei eine Rolle:

Innere oder äußere Faktoren

Erfahrungen können auf innere oder äußere Faktoren zurückgeführt werden. Innere Faktoren beziehen sich auf das eigene Handeln, z.B. die eigenen Anstrengungen, die Tagesform, Begabung und Fähigkeiten. Äußere Faktoren entziehen sich der eigenen Kontrolle. So können Menschen Erklärungen in Zufällen (Glück und Pech) oder schlechten Rahmenbedingungen sehen. Warum ist beispielsweise meine Präsentation so schlecht angekommen? Weil ich unzureichend vorbereitet war, oder weil ich direkt nach der Mittagspause antreten musste und alle noch müde waren? Durch die Bewertung entscheidet man maßgeblich, wie man in Zukunft mit ähnlichen Situationen umgeht.

Variable oder fixe Faktoren

Entscheidend ist auch, ob wir Erklärungen in kurzfristigen, variablen oder fixen Faktoren suchen. Ist die schlechte Präsentation einfach nur ein Ausrutscher gewesen und ich kann es eigentlich viel besser machen? Oder zweifle ich generell an meinen Fähigkeiten und ziehe den Schluss, dass ich ein miserabler Redner bin?

Was motiviert uns?

Wer Erklärungen für Erfolge und Misserfolge in variablen, inneren Faktoren sucht, kann sich selbst leichter motivieren. Schreibe ich einen Erfolg meinen besonderen Anstrengungen zu, spornt es mich mehr an, als wenn ich ihn mit „Glück gehabt“ abhake. Umgekehrt ist es leichter, Misserfolge durch mangelnde Sorgfalt als durch fehlendes Talent zu erklären. Schließlich habe ich dann die Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Optimisten zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie ihre Erfolge auf innere und fixe Faktoren zurückführen, während für Misserfolge äußere und variable Faktoren herangezogen werden. Pessimisten zeigen die umgekehrte Tendenz und stempeln sich selbst leichter „als Versager“ ab. Inwieweit wir unsere Leistungen dabei realistisch beurteilen, bleibt an dieser Stelle außen vor. Sicher ist, Optimisten erleiden ebenfalls Rückschläge, können sie jedoch leichter verkraften.

Was motiviert andere?

Wer seine Mitarbeiter motivieren möchte, kann bei Lob und Kritik nach dem gleichen Prinzip vorgehen. Innere Faktoren sind dabei zur Begründung grundsätzlich vorzuziehen. Ob Sie für ein Lob eine variable und fixe Begründung wählen, macht durchaus einen Unterschied. Die variable Begründung „Glückwünsche, Ihre gute Vorbereitung und Ihre Beharrlichkeit haben sich bezahlt gemacht!“ stärkt die Leistungsbereitschaft des Mitarbeiters. Die fixe Begründung „Glückwünsche, Sie sind einfach ein erstklassiger Verkäufer“ hingegen fördert das Selbstvertrauen, jedoch nicht unbedingt die Einsatzbereitschaft. Bei Kritik sollten die beeinflussbaren Faktoren im Vordergrund stehen. Nichts ist übrigens demotivierender als fehlende Kritik, denn sie suggeriert unterbewusst „Ich habe es aufgegeben, mit Ihnen über Ihre Leistungen zu reden“.

Andreas C. Fürsattel

Der Dipl. Betriebswirt Andreas C. Fürsattel unterstützt und begleitet seit nunmehr 20 Jahren eine Vielzahl von KMU und Franchisesysteme bei deren Unternehmens- und Mitarbeiterentwicklung. Nach beruflichen Stationen als Vertriebsleiter in der Finanzdienstleistungsbranche und kaufmännischer Geschäftsführer einer regionalen Linienfluggesellschaft, ist er seit 2002 Geschäftsführender Gesellschafter von BEITRAINING® International. Im Dezember 2016 erschien sein erstes Buch mit dem Titel "Mitarbeiter im Fokus".

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