Wie können wir die Unterschiedlichkeit unserer Mitarbeiter – unter anderem hinsichtlich ihrer ethnischen Herkunft und kulturellen Prägung sowie ihres Alters und Geschlechts – gezielt nutzen? Das fragen sich viele Unternehmen, und manche haben bereits spannende Ansätze hierfür entwickelt.
Wie erfolgreich wäre die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der EM ohne die Torgefährlichkeit von Mario Gomez und Lukas Podolski? Oder die überragende Balltechnik von Mesut Özil? Und was wäre das defensive Mittelfeld ohne die Dynamik von Sami Khedira? Und: Was haben all diese Spieler gemeinsam? Ihre Namen verraten es: Ihre familiären Wurzeln liegen (teils) anderswo, in Spanien, in Polen, in der Türkei und im nördlichen Afrika.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) präsentiert diese Vielfalt in einem Werbespot. In ihm ist eine bunte Truppe von Menschen zu sehen. Sie grillen, lachen und schauen sich gemeinsam vorm Fernseher ein Spiel ihrer Söhne an. Es sind die Eltern der Nationalspieler. Und am Ende des Spots sagt eine sonore Sprecherstimme: „DFB – mas integracion“, „Mehr Integration“.
Der Imagefilm bringt es auf den Punkt: Vielfalt bringt Stärke. Unterschiedliche Talente, unterschiedliche Kulturen, andere Herangehensweisen können gezielt eingesetzt werden, um das große Ganze voran zu bringen. Dieses Prinzip entdecken auch immer mehr Führungskräfte außerhalb des Sports: Diversity Management lautet das Zauberwort. Unternehmen, Behörden, aber auch Länder und Kommunen sehen in der gesellschaftlichen Buntheit zunehmend einen Erfolgsfaktor – und handeln danach.
Ziel: neue Kunden erschließen
Ein Vorreiter dieses Trends ist der Autobauer Ford. Erste Impulse, Vielfalt im Unternehmen zu fördern und professionell zu managen, schwappten vor rund 20 Jahren aus dem amerikanischen Mutterkonzern nach Deutschland. Vielfalt und Buntheit (englisch: Diversity) ist bei Ford schon lange Programm. Die Verschiedenheit der Belegschaft gilt als strategischer Wettbewerbsvorteil.
So verfügt ein Drittel der Auszubildenden im Kölner Ford-Werk über einen Migrationshintergrund. Insgesamt arbeiten dort mehr als 55 Nationalitäten. Und schon in der Ausbildung lernen die Azubis eine Disziplin, die in keinem technischen Lehrbuch steht: den respektvollen Umgang miteinander. Dabei ist die Buntheit kein Selbstzweck, es geht um klar definierte Ziele: „Diversity verkauft Autos“, sagt Brigitte Kasztan, Diversity-Managerin bei Ford Europe. Hierfür ein Beispiel von vielen: Vor einigen Jahren rührten die türkischen Gemüsehändler am Kölner Großmarkt die Werbetrommel für die Ford-Flotte. Daraufhin schnellte der Ford Transit-Absatz um fünf Prozent nach oben. Ein Credo von Ford lautet: Wenn Mitarbeiter sich mit all ihren Facetten wertgeschätzt fühlen, bringen sie sich mit ihren Fähigkeiten und Ideen besser ein. Und dies hilft auch, neue Kundengruppen zu erschließen.
Ziel: effektiver und innovativer werden
Auch die Metro Group verfolgt das Ziel, möglichst viele unterschiedliche Menschen unter einem Dach zu vereinen. Damit reagiert das in 33 Ländern tätige Unternehmen auch auf den demographischen Wandel. „Wir beschäftigen uns zunehmend mit der Schaffung von altersgerechten Arbeitsplätzen und -prozessen, auch weil neben unseren Kunden auch unsere Mitarbeiter älter und kulturell vielfältiger werden“, erklärt Bettina Scharff, Leiterin Corporate Social Development. Die Internationalität des Unternehmens, in dem mehr als 150 Nationen zusammen arbeiten, erachten die Metro-Manager als strategischen Vorteil. „Eine vielfältige Belegschaft ist ein Gewinn für die Kunden, Mitarbeiter und das Unternehmen“, resümiert Scharff.
Diversity-affinen Firmen geht es keineswegs um karikative Hilfen für „Minderheiten“, sondern um knallharte ökonomische Ziele. Dabei versteht sich das Vielfaltsprinzip weit über ethnische Kategorien hinaus. Zu den klassischen Dimensionen des Diversity Managements gehören Alter und Geschlecht, religiöse Prägungen, Behinderungen (beziehungsweise Befähigungen) sowie sexuelle Orientierungen. Diese Bandbreite von Vielfalt, richtig gemanagt, rechnet sich. Internationale Studien belegen: Firmen, die auf Diversity setzen, konnten neue Kundengruppen erobern, die Arbeitsatmosphäre verbessern und die Krankheitstage reduzieren. Sogar ihr Börsen- beziehungsweise Verkaufswert stieg.
(Bild: © karaboux – Fotolia.de)
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