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Das Orthogra-Vieh und Social Media „Da werden Sie geholfen mit das König der Biere.“ Diese beiden Äußerungen haben bundesweit für Diskussionen gesorgt und damit das erreicht, was die Unternehmen wollten: Aufmerksamkeit. Sie treffen aber auch den pensionierten Studienrat ins Mark, der um die reine Lehre richtiger Schreibung fürchtet.

Wenn wir uns Texte im Internet, in E-Mails und auf verschiedenen Kommunikations-Foren ansehen, dann scheint das Regel-Chaos ausgebrochen. Das Orthogra-Vieh hat sich losgerissen und schert sich nicht um seinen Wächter Onkel Duden. Können, dürfen, sollten wir uns anschließen? Oder müssen wir trotzdem richtig schreiben? Auf unseren Internestseiten (schöner Tipp-Fehler), im Blog, auf Twitter, Facebook und wie sie alle heißen…

Texte, die ein Unternehmen – egal welcher Größe – aussendet, sind Teil komplexer Zeichensysteme. Dazu gehören auch die Kleidung der Mitarbeiter, das Firmengebäude, Gerüchte und Gerüche, Erzählungen, Autos, alle Handlungen aller Mitarbeiter. Selbst der Staub auf dem Grünzeug im Wartezimmer und die nicht porentief reine Kaffeetasse senden etwas aus. Das berühmte Image des Unternehmens entsteht auf der Basis all dieser Zeichen. Sie sind im Idealfall eingebunden in ein integriertes Kommunikationskonzept. Dieses wiederum hat ein Ziel-Image festgelegt, welches in den Köpfen aller Kommunikationsgruppen entstehen soll. Was sollen die Menschen also über mein Unternehmen denken und sagen? Das bedeutendste Zeichensystem, um ein Image aufzubauen, ist unsere Sprache.

Actio und reactio

Welche unterschwellige Botschaft senden fehlerhafte Texte aus? Der Schreiberling hat sich keine Mühe gegeben, mal schnell etwas hingeschmiert. Ihm ist der Inhalt wohl egal, denn sonst hätte er der Form mehr Bedeutung beigemessen. Wenn schon die Internetseite Fehler enthält, wie ist dann das Produkt beschaffen? Bin ich dem Unternehmen denn so wenig wert, dass es mich mit durchgängiger Kleinschreibung abservieren kann?

Text ist nicht gleich Text

Wenn in einer E-Mail ausnahmsweise ein Fehler auftaucht, ist dies nicht dramatisch. Auf der offiziellen Internetseite und in allen gedruckten Publikationen ist er jedoch lange sichtbar. Weil alle Texte auf das Konto des immer wichtiger werdenden Images einzahlen, sollten sich Unternehmen überlegen, welche unterschwelligen Botschaften sie aussenden möchten. Wer als seriös, kompetent, zuverlässig und exakt arbeitend wahrgenommen werden möchte, sollte das Orthogra-Vieh an die Leine nehmen – in allen Texten, auch in den Schnellschüssen. Moderne Schreibprogramme helfen uns, die gröbsten Fehler zu beheben.

Wer zum Beispiel der Mode nach durchgängiger Kleinschreibung widersteht, hilft nicht nur dem Leser beim Aufnehmen und Verstehen der Worte. Er zeigt auch die vom Kunden gewünschten konservativen Werte. Wer auch in E-Mails, Blogs, iPod-Nachrichten auf richtige Schreibung achtet, muss vielleicht zehn Sekunden mehr Zeit investieren. Diese ist jedoch eine Investition ins Image, denn der Sender hebt sich wohltuend von vielen anderen ab. Nur dadurch, dass er richtig schreipt, schreibt.

(Bild: © sk_design – Fotolia.com)

Dr. Jens Kegel

Dr. Jens Kegel ist Spezialist für verbale Unternehmenskommunikation und Selbstmarketing. Als Texter, Autor und Ghostwriter schreibt er seit Jahren für Unternehmen. Als Referent und Trainer gibt er seine umfangreichen Erfahrungen in Vorträgen und Seminaren weiter. Zugleich beschäftigt er sich mit verschiedenen Wissenschaftsbereichen, deren Erkenntnisse er für Praktiker aufbereitet.

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