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Und ab geht die Show: Mitreißende Präsentationen trotz PowerPoint!Im ersten und zweiten Teil des Artikels haben Sie bereits erfahren, dass gelungene Präsentation mit Hilfe von PowerPoint nicht so einfach zu realisieren sind, wie vielleicht gedacht, da sie meist eher monoton und mit Argumenten überladen sind. Zudem wurde Ihnen erklärt, wie die genaue Vorgehensweise bei einer Präsentation ablaufen sollte. Erfahren Sie nun mehr über die richtige Gestaltung von PowerPoint-Folien.

Multimedia-Learning: Wissenschaftliche Erkenntnisse

Jetzt erhalten Sie noch die wichtigsten Regeln zur Gestaltung von PowerPoint-Folien. Ich beziehe mich auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse (Atkinson/Mayer: 2004), die meine praktischen Erfahrungen mit PowerPoint bestätigen. Richard E. Mayer ist Professor an der University of California und erforscht seit 1975, wie Lernen mit Multimedia am besten funktioniert (Mayer 2001). Hier seine wichtigsten Erkenntnisse, die er mit Atkinson zusammen auf PowerPoint übertragen hat (siehe Kasten Seite 83).

Lassen Sie uns nun die Ergebnisse der Wissenschaft für Ihre Präsentation nutzen:

1. Das Kohärenzprinzip

Menschen lernen besser, wenn alle irrelevanten Informationen weggelassen werden. Das bedeutet für Ihre Präsentation:

  • leerer weißer Folienmaster
  • leerer Folienhintergrund, kein Logo, kein Datum, kein Textlayout. Nichts, außer einem Platzhalter für Titel und einem Platzhalter für Visualisierungen
  • Einfache Schriften, keine Schnörkel – das heißt serifenlose Schriften.

Vorteile für das limbische Präsentationskonzept: Der Master enthält wenig Design – passt so als Grundlage für jeden Redestil.

2. Das Multimediaprinzip

Menschen lernen besser über eine Kombination von Text und Bild als über Text allein. Das bedeutet für Ihre Präsentation: Suchen Sie Bilder und Metaphern, die Ihren Text unterstützen.

3. Das Redundanzprinzip

Menschen lernen besser, wenn der Text nur gesprochen wird und nicht gesprochen und gleichzeitig von der Projektionsfläche abgelesen werden muss. Das bedeutet für Ihre Präsentation: Texte gehören nicht auf Folien, sondern auf Ihr Manuskript. Visualisiert werden nur Bilder und Grafiken. Der Text wird von Ihnen synchron zur Visualisierung gesprochen.

4. Das Signalisierungsprinzip

Menschen lernen besser, wenn Informationen mithilfe klarer inhaltlicher Gliederungen und aussagekräftiger Überschriften präsentiert werden. Das bedeutet für Ihre Präsentation: Geben Sie Ihren Folien aussagekräftige Titel, so als ob sie die Überschrift eines Zeitungsartikels wären. Also statt: „Das Problem“ besser „Die Pharmaindustrie durchquert heute ein Meer an Veränderungen“.

5. Das Segmentierungsprinzip

Menschen lernen besser, wenn Informationen portionsweise präsentiert werden. Das bedeutet für Ihre Präsentation: Überladen Sie Ihre Folien nicht. Pro Folie nur eine Information. Überprüfen Sie immer wieder in der Ansicht „Gliederung“, ob Ihre Präsentation in mundgerechte Häppchen portioniert ist. Lieber eine Folie mehr einbauen als Folien überladen.

6. Das Modalitätsprinzip

Menschen lernen besser durch eine Kombination aus Animation und Gesprochenem als durch eine Kombination von Animation und geschriebenem Text auf der Folie. Das bedeutet für Ihre Präsentation: Animationen veranschaulichen Ihren Text. Sie werden nicht spielerisch eingesetzt. Jedes einzelne visuelle Element, das animiert auf der Folie auftaucht, wird von Ihnen kommentiert. Wenn zum Beispiel drei Pfeile nacheinander erscheinen, da sie drei Phasen darstellen, dann zeigen Sie nur die Pfeile und erklären deren Bedeutung mündlich. Animation und Erklärung werden synchron präsentiert und nicht sukzessive.

Abschied von „Bullet-Charts“

Zurzeit nimmt die Präsentationswelt Abschied von den langweiligen Aufzählungsfolien, den so genannten Bullet-Charts (weil die Aufzählungszeichen aussehen wie die Einschusslöcher von Gewehrkugeln und „bullet“ heißt auf Deutsch „Einschussloch“). Die zusammenhanglose Visualisierung von Satzfragmenten ist out! Sie sprechen keinen einzigen limbischen Typ wirklich an. Kein Redestil braucht visualisierte Textsplitter.

Ich weiß aus meinen Trainings, dass „Bullet-Charts“ beliebt sind. Weil sie schnell zu produzieren sind. Sie öffnen PowerPoint und zählen in Stichworten alles auf und gliedern es ein wenig. Das geht schnell und ist einfach – und ist deshalb so verlockend. Solange Ihre Mitbewerber auch so präsentieren und Ihre Teilnehmer nur diesen Standard kennen, können Sie so weitermachen ohne große Verluste, denn im freien Wettbewerb reicht es, wenn man nur ein bisschen besser ist als der Mitbewerber oder der Meinungsgegner.

Wichtig ist, dass Kosten und Nutzen in einer ausgewogenen Relation sind. Wenn Sie zum Beispiel Ihr Produkt auf einer Messe vorstellen, dann empfiehlt es sich, mit professionellen Bildagenturen zusammenzuarbeiten oder sogar mit einer Werbeagentur. Wenn Sie vor Kunden präsentieren, lohnt es sich, mit der hauseigenen Marketingabteilung Kontakt aufzunehmen. Wenn Sie eine Präsentation oft präsentieren werden, lohnt es sich, in professionelles Material zu investieren. Wenn Sie jedoch schnell vor Ihrem Team den Status Ihres Projekts präsentieren, dann ist es viel wichtiger, effektiv zu arbeiten und schnell Ergebnisse zusammenzustellen.

Wägen Sie ab und entscheiden Sie, wo auf der Skala zwischen Effektivität und Professionalität Ihre Präsentation liegen soll. Noch eine pragmatische Empfehlung: Sie müssen die Textfolien nicht von heute auf morgen aus Ihrem Repertoire entfernen. Das würde zu Überforderungen auf allen betrieblichen Ebenen führen. Suchen Sie nach und nach andere Überzeugungsmittel, wechseln Sie nach und nach Textfolien gegen andere Inszenierungen aus. Wählen Sie das Tempo aus, das Ihnen und Ihrer Branche entspricht.

Die Atkinson/Mayer-Regeln für PowerPoint im Überblick

  1. Das Kohärenzprinzip: Menschen lernen besser, wenn alle  irrelevanten Informationen weggelassen werden.
  2. Das Multimediaprinzip: Menschen lernen besser über eine Kombination von Text und Bild als über Text allein.
  3. Das Redundanzprinzip: Menschen lernen besser, wenn der Text nur gesprochen wird und nicht gesprochen und gleichzeitig von der Projektionsfläche  abgelesen werden muss.
  4. Das Signalisierungsprinzip: Menschen lernen besser, wenn Informationen mithilfe klarer inhaltlicher Gliederungen und aussagekräftiger Überschriften präsentiert werden.
  5. Das Segmentierungsprinzip: Menschen lernen besser, wenn Informationen portionsweise präsentiert werden.
  6. Das Modalitätsprinzip: Menschen lernen besser durch eine Kombination aus Animation und Gesprochenem als  durch eine Kombination von Animation und geschriebenem Text auf der Folie.

Weitere Artikel dieser Serie:

Und ab geht die Show: Mitreißende Präsentationen trotz PowerPoint! (Teil I)
Und ab geht die Show: Mitreißende Präsentationen trotz PowerPoint! (Teil II)

(Bild: © kabliczech – Fotolia.com)

Anita Hermann-Ruess

Anita Hermann-Ruess, aus Ravensburg, ist Kommunikationstrainerin. Sie ist unter anderem Autorin der Bücher „Speak Limbic - Das Ideenbuch für wirkungsvolle Präsentationen“ und "Sell Limbic - Einfach verkaufen!".

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