Unseren Bekanntenkreis sollten wir ab und zu ebenso „ausmisten“ wie unseren Kleiderschrank. Wir sollten also überprüfen: Mit wem wollen wir weiterhin Kontakt haben? Und: Mit wem sollten wir den Kontakt abbrechen oder reduzieren, weil er uns primär Verdruss bereitet? Im privaten Umfeld ist dieses „Aussortieren“ recht einfach, anders ist dies im Beruf.
Kennen Sie das? Ihr Kleiderschrank ist so voll, dass Sie kaum noch etwas finden. Also beschließen Sie: Ich „miste“ ihn aus. Das heißt: Sie nehmen jedes Kleidungsstück in die Hand und überlegen sich: Passt es noch? Ist es noch „in“? Will ich es noch tragen? Und danach beschließen Sie: Dieses Teil wandert in den Altkleidersack, und jenes lege ich wieder in den Schrank.
Haben Sie diese Prozedur schon häufiger vollzogen? Wenn ja, dann kennen Sie das erleichternde Gefühl, das sich einstellt, wenn man sich von einigen „alten Klamotten“ getrennt hat; außerdem den Stolz, der einen überkommt, wenn man in den aufgeräumten Schrank blickt, in dem sich nur noch geliebte Kleidungsstücke befinden.
Guter Einfluss, schlechter Einfluss
„Ausmisten“ sollten wir ab und zu auch unseren Freundes- und Bekanntenkreis. Denn nicht alle Freunde und Bekannte tun uns gut. Im Gegenteil! Manche beeinflussen durch ihr Verhalten und die miese Laune, die sie stets verbreiten, unser Wohlbefinden negativ. Vereinfacht formuliert lassen sich unsere Freunde und Bekannte in zwei Kategorien einteilen.
Erstens: die „Negativdenker“, die dem „Es-ist-ja-alles-so-schrecklich-Club“ angehören. Das sind Menschen, die ständig von Problemen und Katastrophen reden. Für sie gilt: Egal, was man erwähnt, stets fällt ihnen als erstes ein, warum etwas schlecht ist oder nicht geht. Den Kontakt zu solchen „Negativdenkern“ sollten wir möglichst meiden. Denn ihre pessimistische Grundhaltung wirkt oft ansteckend. Sie raubt uns Energie und Lebensfreude.
Zweitens: die „Möglichkeitsdenker“. Sie verlieren auch in schwierigen Situationen nicht ihre Zuversicht. Denn ihre Grundüberzeugung lautet: Für fast alles gibt es eine Lösung. Und wenn nicht? Dann muss ich eben damit leben. Zu den „Möglichkeitsdenkern“ in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sollten Sie den Kontakt pflegen. Und schauen Sie, dass Sie noch mehr solcher Freunde finden. Denn sie motivieren und inspirieren Sie.
Eine Inventur durchführen
Überprüfen Sie also Ihre Freunde und Bekannte daraufhin, zu welcher Kategorie sie gehören. Fragen Sie sich: Tut mir mein Freund x und meine Bekannte y gut oder schlecht? Und achten Sie künftig darauf, wie Sie sich nach Gesprächen mit ihnen fühlen – eher niedergeschlagen und frustriert oder motiviert und inspiriert?
Beim „Aussortieren“ hilft Ihnen eine „schriftliche Inventur“ Ihrer persönlichen Beziehungen. Notieren Sie auf einem Zettel die Menschen, mit denen Sie den meisten Kontakt haben – getrennt nach den Lebensbereichen „beruflich“ und „privat“. Bewerten Sie dann, wie sehr Sie der Kontakt zu diesen Menschen aufbaut oder frustriert. Notieren Sie zum Beispiel ein „+ +“ oder „+“ hinter den Kontakten, die Ihr Wohlbefinden positiv beeinflussen. Und ein „- – “ oder „-“ hinter die Namen der Personen, die Sie regelmäßig in schlechte Laune versetzen. Und eine „0″ schreiben Sie hinter die Männer und Frauen, bei denen sich die negativen und positiven Impulse weitgehend in Balance halten.
Überlegen Sie anschließend bei den Personen, hinter deren Name ein „-“ oder „- -“ steht, inwieweit Sie den Kontakt zu ihnen reduzieren oder gar kappen möchten (und/oder können). Und versuchen Sie, mehr Zeit mit den Männern und Frauen zu verbringen, die ein „+“ oder „+ +“ ziert.
Die lieben Kollegen
Im Freundes- und Bekanntenkreis ist es recht einfach, seine Kontakte und somit sein Wohlbefinden so zu steuern. Denn hier entscheiden Sie, mit wem Sie etwas unternehmen oder nicht. Im Berufsleben ist dies schwieriger. Hier können nur wenige Menschen ganz frei entscheiden, mit wem sie ihre Zeit verbringen – zum Beispiel manche Selbständige. Doch auch für Angestellte gilt: Sie können mit-beeinflussen, wie viel Zeit sie mit „Negativdenkern“ verbringen. Niemand zwingt Sie zum Beispiel dazu, mit einem „Miesepeter“ Mittag zu essen. Und in der alltäglichen, unumgänglichen Zusammenarbeit helfen folgende Tipps weiter:
1. Distanzieren Sie sich geistig von den „Negativdenkern“
Denken Sie einmal darüber nach: Was genau tut Ihnen im Kontakt mit einzelnen Kollegen nicht gut? Was ärgert Sie konkret? Und überlegen Sie sich dann, inwieweit oder unter welchen Voraussetzungen Sie damit „leben“ können. Vielleicht genügt es, den Kollegen etwas mehr auf Distanz zu halten und das Gespräch rein auf die Arbeit zu beschränken.
2. Klären Sie Konfliktpunkte
Ist dies nicht der Fall, dann sollten Sie ein klärendes Gespräch mit dem betreffenden Kollegen führen. Schildern Sie ihm, was Sie stört. Tun Sie dies jedoch in der Ich-Form: „Mich belastet, dass…“ „Ich wünsche mir, dass…“. Vermeiden Sie es, in der Du-Form zu reden. Also zum Beispiel: „Immer machst Du ….“ Oder: „Du bist immer so negativ …“. Denn dies erlebt Ihr Gegenüber meist als Angriff. Also startet er einen Gegenangriff. Und denken Sie stets daran: Sie müssen keine Freunde werden. Sie müssen nur insoweit miteinander kooperieren, wie dies für die Arbeit nötig ist.
3. Dampf ablassen
Wenn Sie die vorigen Tipps erfolglos ausprobiert haben, dann versuchen Sie folgendes: Schimpfen Sie innerlich, wenn Sie Ihr Kollege mal wieder so richtig ärgert: „Du …“ Oder begeben Sie sich an einen ungestörten Ort und verschaffen Sie Ihrem Ärger laut Luft. Das entschärft den Augenblick und Sie gewinnen Distanz und somit Sachlichkeit.
4. Sich etwas Gutes tun
Wie man auf nervige Kollegen reagiert, sagt auch etwas über das eigene Befinden aus. Wer gut drauf ist, steckt nervige Situationen leichter weg. Tun Sie sich also, wenn Sie schlecht drauf sind, etwas Gutes. Gehen Sie zum Beispiel zum Fenster und gönnen Sie sich einen anderen Anblick. Oder öffnen Sie dieses und holen Sie tief Luft. Oder holen Sie sich eine frische Tasse Kaffee. Oder gönnen Sie sich ein Stück Schokolade oder ein nettes Telefonat. Auch das hilft, alles etwas relaxter oder mit einer gewissen Distanz und Gelassenheit zu sehen.
(Bild: © dedMazay – Fotolia.com)
Das ist richtig auf den Punkt gebracht, danke Frau Prohaska!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Teil der Kunden hauptsächlich nerven und einem die Freude an der Arbeit rauben. Bei mir ist das ein kleiner Prozentsatz, vielleicht 10%, der aber für 90% des Ärgers zuständig ist.
Schon vor einiger Zeit habe ich mir vorgenommen, diese Kunden abzugeben, denn die sind auch für meine Psychohygiene nicht förderlich. Jetzt werde ich es wirklich tun. Danke für den Impuls!
Ein interessanter Ansatz. Ich werde jedoch auch meinen „Negativdenkern“ treu bleiben. Denn schließlich wil ich auch, das jemand an meiner Seite steht, sollte es mir einmal schlecht gehen bzw. ich für längere Zeit schlecht drauf sein.
Denn es ist nur ein schmaler Grat zwischen Negativ- und Möglichkeitsdenkern – und manche Schicksalsschläge können uns rasch von der Sonnen- auf die Schattenseite des Lebens katapultieren.