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Mittendrin statt nur dabei

Extended-Reality (Virtual und Augmented Reality) gilt im eCommerce als Buzzwords der Stunde. Vor allem große Konzerne haben den Trend für sich adaptiert, aber auch bei mittelständischen Onlinehändlern wächst das Interesse an solchen Technologien. Trotzdem stehen zahlreiche Fragen zu Anwendung, Technik und Voraussetzungen im Raum. Andreas Köninger, Shop-Experte und Vorstand der SinkaCom AG, kennt die Antworten.

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1. Inwiefern kann Extended-Reality, also VR oder AR, das Kauferlebnis verändern und revolutionieren?

„Durch ihre Tauglichkeit für den Massenmarkt und eine vergleichsweise einfache Usability überzeugen vor allem Augmented-Reality-Anwendungen Anbieter und Anwender gleichermaßen. Allen voran punkten sie durch intensive, interaktive Produkterlebnisse, die es erlauben, etwa das gewünschte Sofa noch vor dem Kauf maßstabstreu an Ort und Stelle in den eigenen vier Wänden zu sehen. Dabei überlagern sich virtuelle Komponenten in Echtzeit mit der realen Welt. Das erleichtert Interessenten nicht nur die Auswahl und steigert ihre Produktzufriedenheit, sondern führt auf Anbieterseite auch zu mehr Conversions, weniger Retouren und somit zu einem Umsatzplus. Damit enden die Möglichkeiten von 3D-Technik allerdings noch nicht. Eingebunden in Showrooms lassen sich auch erklärungsbedürftige Produkte, neue Zusammenstellungen und spannende Design-Ideen visualisieren und aus unterschiedlichen Perspektiven präsentieren. User können so mit Produktkonfigurationen experimentieren und ganz flexibel beispielsweise beim Autokauf in verschiedenen Modellen Probe sitzen. Dabei machen es die digitalen Kristallkugeln sogar möglich, kleinste Details nahezu lebensecht in drei Dimensionen zu begutachten. Sachliche und emotionale Kommunikation verbinden sich dabei spielerisch miteinander und vermitteln Nutzern das Gefühl, in eine neue Welt einzutauchen.“

2. Für wen eignet sich ein virtuelles Kauferlebnis mit Extended-Reality?

„Die Anwendungsbereiche für AR oder VR sind vielfältig. Insbesondere die Automobil- und Messebranche gehört zu den Early Adoptern. Mittlerweile zeigt aber auch der Handel etwa in den Bereichen Fashion oder Innenausstattung großes Interesse. Insbesondere Onlineshops, die bereits über ein mobiloptimiertes Design verfügen, profitieren von der Technologie. Inwieweit sich die Investition lohnt, hängt jedoch von Faktoren wie dem Produktsortiment und der Zielgruppe ab. Letztere sollte idealerweise technikaffin und probierfreudig sein. Wer keinen Spaß an Gamification-Elementen hat, werden Anwendungen im Bereich Extended-Reality egal ob als App oder im webbasierten Onlinestore – nicht nutzen.“

3. Wie gelingt die immersive Implementierung einer digirealen Umgebung?

„Wer überlegt, den eigenen Onlineshop um virtuelle Komponenten zu erweitern, kann zwischen verschiedenen Optionen wählen. Augmented-Reality ist mittlerweile so tief in die mobilen Betriebssysteme iOS und Android verankert, dass die AR-Software in aktuellen Smartphones oder Tablets den Raum dreidimensional erfassen kann. Gleichzeitig ergänzt sie das Live-Bild der Kamera etwa aus der Wohnung des Kunden um das gewünschte virtuelle Objekt und stellt das Ganze auf dem Display maßstabsgerecht dar. Damit mobile Endgeräte dank ihrer Tiefensensoren beispielsweise Möbelstücke entsprechend abbilden können, müssen die Produkte in einem eigenen AR-CMS exakt nachgebaut werden. Für ein möglichst lebensechtes Feeling sollten dabei Texturen, Schattenwürfe und Helligkeit berücksichtigt und gegebenenfalls Optionen wie ‚Farbe wählen‘ integriert werden. Neben qualitativ hochwertigen Fotos gilt es hierbei auf exakte Produktabmessungen zu achten. Alternativ zur App gibt es auch kostengünstige webbasierte AR-Lösungen, wodurch sich der für Kunden oft unliebsame Medienbruch vermeiden lässt. Standardisierte E-Commerce-Anwendungen wie Shopify AR bieten dazu etwa verschiedene Themenkataloge mit entsprechenden Designelementen an. Dank spezieller Plug-ins können aber prinzipiell alle Shops AR-fähig gestaltet werden.“

4. Worauf kommt es bei der Umsetzung an?

„Allen voran spielt das Thema Usability eine essenzielle Rolle. Neben der Optimierung für mobile Nutzer gilt es besonders den Kaufprozess einfach zu
gestalten. Jeder zusätzliche Klick erhöht nur die Wahrscheinlichkeit eines Kaufabbruchs. Zudem macht sich eine Navigation mit übersichtlichen Kategorien und nachvollziehbar einsortierten Produkten bezahlt. Auch schnelle Ladezeiten sind ein unbedingtes Muss. Entsprechend lohnt sich eine gründliche Analyse der ressourcenbindenden Funktionen. Ebenso sollte es vermieden werden, Updates der Artikeldaten auf den gleichen Systemen durchzuführen, auf denen der eigentliche Shop läuft. Aus diesem Grund heißt es die Infrastruktur auf unterschiedliche Server verteilen. Überhaupt ist das technische Fundament des Onlinestores entscheidend. A und O sind dabei die genaue Ausrichtung des Shops auf die jeweilige Zielgruppe und eine optimale Synchronisation mit der Unternehmens-DNA. Schließlich sollen sich neue Features wie AR möglichst einfach integrieren lassen. Realistisch betrachtet ist es noch ziemlich früh, obwohl jetzt langsam die technischen Plattformen und Möglichkeiten da sind, von denen vor Jahren gesprochen wurde. Dank Metaverse, Microsoft und Apple wird die VR/AR-Technologie für Endkunden in naher Zukunft massiv gepusht und wahrscheinlich viel schneller relevant werden, als die meisten denken. Entsprechend sollte der Kompetenzaufbau jetzt beginnen, denn auch wenn die Handhabung der Anwendung einfacher wird, die Grundlangen dahinter und die erforderlichen Daten werden dieselben bleiben.“

Andreas Köninger

Andreas Köninger ist Vorstand der SinkaCom AG, einem Creative Office für Design Thinking, IT- und Online-Dienstleistungen. Bild: © SinkaCom AG

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