Auch vor Beton, Glas oder Holz macht Künstliche Intelligenz nicht halt. Besonders die Immobilienbewertung wird sich in naher Zukunft durch den Einsatz smarter Technologie radikal verändern. Was den für den Markt konkret bedeutet, skizzieren Immobilienexperte André Heid und KI-Profi Kay Fleischmann im Doppelinterview.
Herr Heid, Ihr Unternehmen Heid Immobilienbewertung & Immobiliengutachter ist bundesweit einer der führenden Anbieter auf dem Gebiet der Immobilienbewertung. Haben Sie nicht Angst, dass Ihnen Künstliche Intelligenz den Rang und das Geschäft ablaufen könnte?
Heid: Nein, da bin ich sehr entspannt. Vor allem unterstellt Ihre Frage einen Konflikt, den es gar nicht gibt. Es geht nicht um „Mensch vs. Maschine“. Es geht vielmehr um „Mensch mit Maschine“. Wir setzen bereits heute Künstliche Intelligenz gezielt bei unserer täglichen Arbeit ein. Und ich bin überzeugt davon, dass durch KI unsere Bewertungen in Zukunft noch besser werden: schneller und noch genauer. KI wird aber nicht nur den Prozess der Bewertung selbst verändern, sondern auch generell die Beziehung zwischen Käufern, Verkäufern und Immobilienfachleuten neu definieren.
Wo genau sehen Sie denn das größte Potenzial für KI im Bereich der Immobilienbewertungen?
Heid: Künstliche Intelligenz bietet gerade beim Einsatz in der Immobilienwirtschaft und konkret bei der Bewertung des Zustands und Marktwerts von Wohnungen, Ein- oder Zweifamilienhäusern sowie gewerblichen Objekten eine Vielzahl von Vorteilen. Diese reichen von einer erhöhten Genauigkeit der Bewertungen bis hin zu einer effizienteren Verarbeitung großer Datenmengen. Davon profitieren alle Marktteilnehmer: die Makler, die Immobilienbewerter und -gutachter wie wir, aber auch alle Verkäufer und Käufer von Immobilien.
Herr Fleischmann, Sie heben mit Ihrem Unternehmen Tag für Tag für Ihre Kunden das Potenzial der KI. Was genau kann denn die KI, was bisher nicht möglich war?
Fleischmann: KI-Systeme nutzen komplexe Algorithmen, um aus einer Vielzahl von Datenquellen zu lernen und zu analysieren. Diese smarten Systeme sind aufgrund ihrer atemberaubenden Rechnerleistungen im Hintergrund in der Lage, Muster zu erkennen und Vorhersagen zu treffen, die weit über die Fähigkeiten herkömmlicher Bewertungsmethoden hinausgehen. KI-Systeme minimieren menschliche Fehler und subjektive Einflüsse, die bei traditionellen Bewertungsmethoden auftreten können. Gerade in einer so datenreichen Welt wie der Immobilienwirtschaft ist das ein unschlagbarer Vorteil.
Heid: Das kann ich nur unterstreichen. Früher galt für die Bewertung einer Immobilie der schöne und so simple Dreiklang „Lage, Lage, Lage“. Zwar ist die Lage einer Immobilie – ob Innenstadt, Speckgürtel oder weit abgeschlagen auf dem Land – immer noch wichtig für die Wertbestimmung. Doch längst sind andere Faktoren genauso wichtig: wirtschaftliche Daten einer Region etwa und immer relevanter vor allem die energetische Verfassung einer Immobilie. Unter dem Strich müssen wir Immobilienprofis mit immer mehr Variablen bei der Bewertung einer Immobilie oder eines Grundstücks hantieren. Die Anwendung von KI in der Immobilienbewertung erstreckt sich von der Analyse historischer Preistrends über die Bewertung der Lage und Zustands des Objekts bis hin zur Prognose zukünftiger Marktentwicklungen. KI hilft uns also dabei, einen holistischen Blick zu gewinnen.
Nochmals zurück zur Einstiegsfrage. Braucht es da dann noch Menschen am Markt, wenn die KI so smart ist?
Fleischmann: Ich springe Herrn Heid hier mit meiner breiten Marktsicht auf viele Branchen einmal unter die Arme …
Heid (lacht): … nur zu, sehr gern …
Fleischmann: Auch in der Immobilienbewertung wird sich künftig eine klare Arbeitsteilung herausarbeiten. KI wird dabei die Kärrnerarbeit im Hintergrund übernehmen, das Durchforsten immens großer Datenmengen. KI-basierte Bewertungstools machen den gesamten Bewertungsprozess nicht nur genauer, sondern auch schneller. Sie können in Sekundenschnelle komplexe Analysen durchführen. Das spart Zeit und Ressourcen für Immobilienfachleute als auch für deren Kunden. Die Aufgabe der Immobilienprofis ist es dabei, die richtigen Entschlüsse aus den gelieferten Resultaten zu ziehen und diese dann im Bewertungsprozess einzusetzen. Und vor allem eine Sache wird die KI niemals übernehmen: die Arbeit am und die Gespräche mit den Kunden. Letztlich bleibt die Immobilienwirtschaft trotz aller Fixierung auf Daten ein Face-to-Face-Business.
Heid: Das sehe ich genauso. Wir sprechen im Bereich der Immobilien über immense Vermögenswerte und oft die mit Abstand größte Investition während des gesamten Lebens. Da schätzen Verkäufer und Käufer das persönliche Gespräch mit einem Menschen. Aber zugleich einem oder einer, von dem oder sie wissen, dass er oder sie das Geschäft versteht, den Markt kennt und dabei die modernsten Bewertungstools auf KI-Basis einsetzt.
Gibt es denn auch Risiken? Wie steht es etwa um den Schutz der gerade im Immobilienbereich sensiblen Daten?
Heid: Da sprechen Sie einen zentralen Punkt an. Nicht alles, was technologisch möglich erscheint, macht mit Blick auf Datenschutz und Kundenbedenken auch Sinn. Datenschutz und ethische Bedenken stehen für uns an erster Stelle. Die Verwendung von KI in der Immobilienbewertung erfordert den Zugriff auf eine große Menge persönlicher und sensibler Daten. Daher sind höchste Diskretion und Datensicherheit Grundvoraussetzung. Zudem kommt wie bereits eben von Herrn Fleischmann erwähnt – der Mensch wird immer die Maschine kontrollieren, nie umgekehrt. KI-Systeme sind zwar extrem leistungsfähig, aber sie können die menschliche Intuition und Erfahrung nicht vollständig ersetzen. Das letzte Wort behält immer der Marktkenner aus Fleisch und Blut.
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