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Häufig sind es die jungen, unkonventionellen Unternehmen, die in Sachen Nachhaltigkeit die Nase vorn haben – von Beginn an alles anders und besser machen, so lautet das Motto vieler Business-Entrepreneurs. Ob Car-Sharing-Projekt oder Lieferservice für vegetarische Mittagsmenüs: „Grüne“ Business-Ideen erleben derzeit einen Boom, und für Gründer scheint es daher einfach, an nachhaltige Vertriebswege und Produktionsketten anzuschließen.

Ein Großteil der Start-up-Szene schwimmt also im grünen Fahrwasser, Rückenwind erhält sie nicht zuletzt durch öffentliche Förderungen oder private Crowdfunding-Initiativen. Und die großen, etablierten Unternehmen? Wie können sie den Turnaround schaffen und jahrelang bestehende Strukturen und Lieferketten nachhaltig umgestalten?

Nachhaltigkeit in der Praxis: Warum die 3 Säulen nicht reichen

Nachhaltigkeit – Rettungsanker in turbulenten wirtschaftlichen Zeit oder bloße Worthülse, wie Kritiker meinen? Nach der bekannten Brundtland-Definition setzt sich Nachhaltigkeit zusammen aus den drei Säulen

  • Ökonomie
  • Ökologie
  • Soziales

Eine schöne Grundidee, nur leider für die Unternehmenspraxis wenig brauchbar. Denn wie sollen die drei Teilgebiete unter einen Hut gebracht werden? Und was heißt es konkret, ökologische oder soziale Nachhaltigkeit operativ umzusetzen? Absichtserklärungen reichen nicht aus. Erforderlich sind eine klar formulierte Zielvision sowie effektive Strategien, um die gesetzten Ziele zu erreichen.

Prioritäten setzen und klare Ziele definieren

Dass es in der Unternehmenspraxis viele Gelegenheiten gibt, um nachhaltiger zu werden, macht die Sache nicht gerade einfacher: Wo anfangen? Um vor lauter Blätterrauschen nicht den grünen Wald aus dem Blick zu verlieren, sollte jedes Unternehmen klare Ziele definieren – und zwar in jenen Handlungsfeldern, in denen besonders hohe Veränderungspotentiale bestehen.

Ebenso wichtig: Die Nachhaltigkeitsstrategie muss in Einklang mit der Unternehmensstrategie stehen. Denn nur so kann eine vermeintliche Kluft zwischen ökonomischen und ökologischen oder sozialen Zielen überbrückt werden.

„Die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft ist nur dann möglich, wenn dadurch ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Mehrwert entsteht. Veränderungen […] dürfen das Unternehmen nicht schwächen, sondern müssen es stärken.“

– Michael D´heur, Unternehmensberater und Nachhaltigkeitsexperte

1. Handlungsfeld Lieferkette und Beschaffung

Internationale Wertschöpfungsketten lassen den Weg vom Rohstoff zum Endprodukt schnell unübersichtlich werden. Wie wichtig der Aufbau einer nachhaltigen Lieferantenbasis ist, wurde so manchem Unternehmen erst durch Negativschlagzeilen und Boykottaufrufe schmerzlich bewusst.

Zahlreiche Unternehmen verpflichten ihre Zulieferer auf die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards. Das verringert nicht zuletzt auch Non-Compliance-Schäden, also Bußgelder oder Folgekosten, die durch Verfehlungen von Lieferanten entstehen.

2. Handlungsfeld Produkte und Kunden

Nachhaltige Designkonzepte und Produktinnovationen sind ein zentrales ökologisches Ziel, das ebenso hohe ökonomische Potentiale birgt: Nicht nur besteht die Chance, Produktionskosten oder Kosten für die Abfallentsorgung zu verringern, nachhaltige Produkte können auch neue Geschäftsfelder erschließen und damit Umsatzwachstum anregen.

Die Idee, die am Beginn des Produktdesigns steht, hat weitreichende Folgen, denn häufig kommt es zu einer Reihe an ökologischen oder sozialen Sekundäreffekten. So hat etwa die Entwicklung von Kompaktwaschmitteln nicht nur die Dosiermengen und damit die entsprechende Umweltbelastung verringert, sondern auch den Verpackungs- und Transportaufwand.

3. Handlungsfeld Mitarbeiter und Organisation

Nachhaltigkeit beginnt nicht erst bei den externen Geschäftsbeziehungen: Wenn der Slogan „Unsere Mitarbeiter sind unsere wichtigste Ressource“ kein bloßes Lippenbekenntnis bleiben soll, dann sind nachhaltige Personalstrategien erforderlich – und das umso mehr in Zeiten des demografischen Wandels. Gesunde Mitarbeiter sind motivierte und leistungsfähige Mitarbeiter: Maßnahmen wie die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen, Sportinitiativen oder frisches Obst am Arbeitsplatz sind daher Investitionen, die sich langfristig bezahlt machen.

Fazit: Tu Gutes und rede darüber – Der Nachhaltigkeitskodex

Wer sich engagiert, darf das auch publik machen – bloß wie? Neben Nachhaltigkeitsberichten schaffen Instrumente wie der Nachhaltigkeitskodex Transparenz und erhöhen das Vertrauen von Konsumenten und Investoren. Und nicht zuletzt beugen sie einem häufigen Einwand vor – nämlich dem, dass es sich bei der vermeintlich nachhaltigen Geschäftspraxis nur um Greenwashing handle.

EXTRA: Tue Gutes und rede darüber: Zur Aktualität eines alten Wahlspruchs

Domenic Konszack

Domenic Konszack beschäftigt sich während des Studiums mit Unternehmensstrategien, der Unternehmenskultur und dem Online Marketing. Sein nächstes Projekt, nach dem Studium, wird ein E-Commerce-Blog zu diesen Themen sein. Er kommt aus Berlin, studiert momentan allerdings E-Commerce in Jena und verbringt somit viel Zeit in der Bahn, die er zum Schreiben nutzt.

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