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InterviewsCoworking Spaces – es gibt schon viele davon in Deutschland, aber immer noch wissen viele nicht, was das ist. Deshalb haben wir uns mit Franka Wittek vom Coworking Space Nürnberg unterhalten und einmal nachgefragt.

unternehmer.de: Erzählst du kurz, was der Coworking Space ist, wie das Konzept dahinter aussieht und was deine Aufgabe dort ist?

Franka Wittek: Der Coworking Space ist ein großer offener Raum, in dem sich Leute treffen, um gemeinsam zu arbeiten. Besser gesagt, diese „Coworker“ mieten sich hier einen Schreibtisch und wir als Coworking-Betreiber stellen alle nötige Infrastruktur und Annehmlichkeiten, die man so für einen reibungslosen Büroalltag braucht. Das Konzept dahinter ist, für Freelancer, Unternehmer oder kleine Firmen eine kostengünstige Alternative zum Homeoffice oder zum eigenen Büro zu bieten und ein solches Büro auf Zeit möglichst flexibel zu halten. Vor allem für Start-Ups ist das von Vorteil: Wenn jemand neu eingestellt wird, kann einfach ein Schreibtisch mehr dazu gebucht werden und man muss sich nicht um die Anschaffung teurer Büroausstattung kümmern.

Oben drauf gibt es dann das Netzwerk, was im und um den Space immer weiter wächst und für viele auch der ausschlaggebende Punkt ist, sich hier einen Schreibtisch zu holen. Wir im Team kümmern uns dann seit jetzt einem Jahr darum, dass wir Coworking in Franken bekannter machen, die Veranstaltungen abends rund laufen, die Technik zuverlässig funktioniert, der Raum mit viel Leben gefüllt wird und immer ausreichend frischer Cappuccino für die Coworker bereit steht.

Franka Wittek in der Kaffeebar: Kaffee-Flat und mehr für rauchende Köpfe

unternehmer.de: Welche Möglichkeiten gibt es, um bei euch einen Schreibtisch zu ergattern und was würde das kosten?

Franka Wittek: Ach, das ist eigentlich ganz einfach. Vorbeikommen. Einen Tag lang kostenlos testen. Und wiederkommen. Schreibtische können nicht reserviert werden. Jeder Coworker sucht sich jeden Morgen einen Platz aus, an dem er für den Tag arbeiten möchte. Aber eng wird es nicht werden und man muss sich auch keine Sorgen machen, einen Platz zu kriegen. Wir haben erst vor kurzem wieder weitere neue Schreibtische bestellt. Im Monat kostet dich das dann gerade mal 149 Euro, fix und fertig. Mit Internet. Und alle anderen Services kann man sich je nach Bedarf dazu buchen. Nicht zu vergleichen mit einem herkömmlichen Büro.

unternehmer.de: Was macht deiner Meinung nach den Reiz des Coworkings aus? Warum sollte ich das Coworking gegenüber dem Homeoffice vorziehen? Für wen ist der Space denn besonders interessant?

Franka Wittek: Ich persönlich finde Coworking sehr spannend und es hört auch nicht auf spannend zu sein. Die meisten, die schon mal im Space waren, sehen das übrigens auch so und kommen immer wieder beziehungsweise gehen einfach nicht mehr. Das Arbeiten hier ist ganz anders, als vom Homeoffice aus. Zum einen, ein ganz pragmatischer Grund: Man ist nicht mehr alleine und es findet sich immer jemand, der mit einem zusammen Mittagessen geht. Zum anderen finde ich das Netzwerk hier so unglaublich stark. So echte, vertrauenswürdige Kontakte findet man sonst fast nirgendwo und es passiert ganz schnell, dass man Auftraggeber vom Nebenmann wird oder gemeinsam mit dem Coworker, der immer an den Hochtischen arbeitet, ein neues Projekt startet. Hier arbeiten vor allem Freelancer und Unternehmer, aber auch kleine Firmen und sogar Angestellte. Die Branchen, aus denen die Coworker kommen, sind aber völlig unterschiedlich. Da kann ich mich nicht festlegen. Ich glaube, es kommt vor allem auf das Mindset der Leute an, dass sie sich hier wohlfühlen, nicht auf den Beruf.

Arbeitsplätze im Coworking Space

unternehmer.de: Findet man bei euch eher den treuen Coworker, der Stammgast ist, oder wechseln die Gesichter öfter?

Franka Wittek: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt eine gewisse „Stammbelegschaft“, so der treue Coworking Kern, und dann wechseln aber doch von Monat zu Monat immer ein paar Gesichter. Meistens sind es einfach neu dazu gekommene Coworker. Es ist schön, immer wieder darüber neue Leute kennen zu lernen. Die meisten hier haben ja auch einen richtig interessanten Hintergrund und die Beweggründe, warum sie Coworker geworden sind, will ich natürlich auch wissen.

unternehmer.de: Und wie ist das mit der Lautstärke? Wenn man sich mal so richtig konzentrieren möchte? Gibt es bestimmte Regeln?

Franka Wittek: Das mit der Lautstärke ist kein Problem. Wir haben die Kaffeebar, die Lounge und die Teamarbeitsplätze, in denen es ruhig etwas lauter sein darf. Im leicht abgetrennten Arbeitsbereich ist es dafür angenehm still. Konzentriert arbeiten kann man da sehr gut. Für Vieltelefonierer haben wir extra kleine Telefonkabinen gebaut, damit sie ungestört telefonieren können und die anderen Coworker nicht belästigt werden. Für intensive Besprechungen oder auch mal die heiße Phase in einem Projekt gibt es dann noch den Besprechungsraum, den man sich stundenweise oder auch für einen ganzen Tag mieten kann.

unternehmer.de: Ihr habt eine CO2-Warn-Anlage, die euch ans Fensteröffnen erinnert… Gibt es weitere Eigentümlichkeiten oder Besonderheiten bei euch?

Franka Wittek: Hach, die CO2-Warn-Anlage. Grauenvoll dieses Piepsen. Aber es hilft. Vor allem im Winter, wenn man so wenig wie möglich die eiskalte Luft reinlässt. Aber bekanntlich hilft ein gewisses Maß an Sauerstoff in der Luft bei der Konzentration immens. Für ein klassisches Büro ist hier ziemlich viel besonders und vielleicht auch ein bisschen eigentümlich. Aber auf eine angenehm unkonventionelle Weise: Da sind zum Beispiel die Musikinstrumente. Wir haben hier zwei Gitarren, einen Bass und ein Saxophon. Sie stehen einfach so in der Ecke. Viele wundern sich darüber, aber wir hatten hier schon tolle Jam-Sessions. Erstaunlich viele Coworker machen in ihrer Freizeit Musik und wenn die Konzentration dann doch mal schwächer wird, obwohl wir immer gut Lüften, greift man halt schnell mal zur Gitarre und zupft ein paar Saiten.

unternehmer.de: Der Space wird nicht nur zum Arbeiten genutzt oder? Was findet bei euch noch so statt?

Mediathek mit Headphones

Franka Wittek: Viel zu viel. Sehr breit gefächert. Wir haben hier montags und donnerstags Skillsharing-Abende. Eine Art Wissensaustausch-Plattform, bei der sich Stammtische und User Groups zu allen möglichen Fachthemen treffen und sich austauschen. Dazu kommen noch Workshop-Reihen und Vorträge, wie zum Beispiel „Founders at Work“, nach dem gleichnamigen Buch, wo sich erfolgreiche Startups vorstellen und von ihrem Werdegang erzählen. Jeden zweiten Mittwoch ist bei uns auch der Beratertag. Freie Berater zu Themen wie Steuerberatung, Gründungscoaching oder auch Mikrofinanzierung geben nachmittags zwei Stunden unverbindlich und kostenlos Tipps und Tricks zu allen Fragen, die man als Existenzgründer so haben kann. Dazu kommen noch Kulturveranstaltungen: Von Lesungen, über Theater, bis hin zu Jazz-Konzerten hatten wir schon alles. Und hin und wieder sind hier besondere Events, wie die Global Sustainability Jam, die hier jährlich stattfindet. Oder zum Beispiel die Coworking Week im kommenden September, bei der alle Coworking Spaces in ganz Deutschland gemeinsam verschiedene Aktionen starten.

unternehmer.de: Jetzt wird es privat! Wenn täglich Menschen so nah zusammensitzen, haben bei euch schon einsame Start-Up-Herzen zueinander gefunden oder sind so richtig die Fetzen geflogen?

Leseecke/Lounge mit Arbeitsplätzen

Franka Wittek: Hm, ganz sicher kann ich schon mal sagen, dass hier noch keine Fetzen geflogen sind. Ganz so sicher bin ich mir bei den einsamen Start-Up-Herzen wiederum nicht. Aber da will ich mich auch nicht einmischen, wie das bei unseren Coworkern ist. Aber eins weiß ich zu hundert Prozent: Einige Coworker verbindet eine tiefe Freundschaft, die jede Sandkastenfreundschaft locker in die Tasche steckt. Da wird dann das Leid über den einen Kunden mit den vielen Extrawünschen ganz natürlich geteilt und die Freude über den neuen großen Auftrag mit einem gemeinsamen Feierabendbierchen gefeiert.

unternehmer.de: Und nochmal zurück zum Geschäftlichen. Gibt es schon Erfolgsgeschichten über Start-Ups, die bei euch angefangen und es jetzt geschafft haben?

Franka Wittek: Bisher ist hier kein Start-Up oder junger Freelancer gescheitert. Da achten wir schon drauf. Ein Erfolgsprojekt ist zum Beispiel canvanizer.com, ein kostenloses Online-Tool mit dem man sein Business-Model kollaborativ im Team entwickeln kann. Die Idee ist auf einem Nürnberger Start-Up-Weekend entstanden und das Team, das die Online-Plattform weiter entwickelt, arbeitet hauptsächlich vom Coworking Space aus.

unternehmer.de: Wie/wo kann man euch gut erreichen?

Franka Wittek: Montags bis freitags sind wir immer von 9 bis 18 Uhr da, abends meistens auch noch etwas länger. Kommt drauf an, ob eine Veranstaltung ist. Jederzeit kann man sich aber auch auf unserer Website über Coworking informieren, auf Facebook schauen, was aktuell ist oder uns einfach eine E-Mail schreiben.

Unternehmer.de: Vielen Dank für das nette Interview!

(Artikelbild: © Beboy – Fotolia.de)

(Fotos: © Coworking Space Nürnberg)

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