Wer sich gerade selbstständig gemacht oder ein Unternehmer gegründet hat, steht möglicherweise gerade vor vielen Entscheidungen, welche Versicherungen abgeschlossen werden sollten. Was die Krankenversicherung betrifft, stellt man sich vielleicht die Frage, ob ein Wechsel in die private Krankenversicherung sinnvoll ist oder nicht. Pauschal lässt sich diese jedoch nicht beantworten, denn es kommt immer auf die jeweiligen Lebensumstände an, ob ein Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) die bessere Alternative darstellt, im Gegensatz zum Verbleib in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
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Leistungsumfang der PKV
Während die gesetzliche Krankenversicherung die medizinische Grundversorgung grundsätzlich sicherstellt, profitieren Privatpatienten oft von einem größeren und besseren Leistungsangebot, zum Beispiel von einer Chefarztbehandlung oder einem Einzelzimmer im Krankenhaus.
Die PKV bietet sowohl Standardtarife als auch Premiumtarife an. Dabei entsprechen die Standardtarife dem Leistungsumfang der GKV, sind aber oft teurer, weswegen diese nur gewählt werden sollten, wenn ein Wechsel in die GKV nicht möglich ist und man sich einen Premiumtarif nicht mehr leisten kann.
Entscheidet man sich für einen Premiumtarif, wählt man vor Vertragsabschluss selbst aus, welche Leistungen abgedeckt werden sollen und worauf man verzichten kann. So kann man sein Versicherungspaket individualisieren und auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen. Zu knausrig sollte man dabei aber auch nicht sein, denn das könnte man im Ernstfall bereuen.
PKV-Beiträge sind unabhängig vom Einkommen
Während Angestellte den Vorteil haben, dass der Arbeitgeber sowohl die Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung zur Hälfte übernimmt, als auch die private Krankenversicherung bezuschusst, müssen Selbstständige die Krankenkassenbeiträge komplett selbst stemmen.
Da die Beiträge zur GKV vom Einkommen abhängig sind, kann so für sehr gut verdienende Selbstständige schnell ein hoher Kostenpunkt entstehen.
- Zurzeit liegt der monatliche Höchstbetrag in der GKV bei 842 Euro.
- Am anderen Ende des Beitragsspektrums der GKV liegt der Mindestbeitrag von 181 Euro pro Monat. Bei diesem wird ein Mindestbruttoeinkommen von 1.061,67 Euro pro Monat angesetzt.
- Selbst wenn man weniger verdient, muss der Mindestbeitrag bezahlt werden.
Die Tarife in der PKV sind dagegen nicht vom Einkommen abhängig. Außerdem entwickeln sich laut einer Studie die PKV-Beiträge langfristig gesehen genau auf demselben Niveau wie die GKV-Beiträge. Dadurch können vor allem Gutverdiener hier sehr viel an Kosten sparen – vorausgesetzt sie sind jung, haben keine Kinder und keine Vorerkrankungen.
Welche Krankenversicherung bietet sich an, wenn man Kinder hat?
In der GKV sind Kinder bis zum 25. Lebensjahr kostenlos beim hauptverdienenden Elternteil mitversichert – vorausgesetzt, die Kinder müssen sich aufgrund von Arbeitsaufnahme nicht schon früher selber versichern.
In der PKV muss dagegen jedes Kind einzeln versichert werden, wodurch die monatlichen Beiträge steigen. Viele private Krankenkassen bieten sogenannte Familientarife an. Diese sollte man gut miteinander vergleichen und sich verschiedene Versicherungsangebote einholen, um das herauszufiltern, was auf die Bedürfnisse der kompletten Familie am besten und kostengünstigsten abgestimmt ist.
Vorerkrankungen und Personen über 55
Von günstigen Tarifen in der PKV profitieren hauptsächlich junge, gesunde und kinderlose Personen. Wer an einer Vorerkrankung leidet und überlegt, in die PKV zu wechseln, sollte sich beraten lassen.
Die Privatversicherer verlangen hohe Risikozuschläge von Kunden mit Vorerkrankungen, wodurch die monatlichen Beiträge um einiges höher ausfallen als bei einem gesunden Menschen. Manche Versicherungen lehnen Risikopatienten sogar komplett ab, sodass diesen gar nichts anderes als der Verbleib in der GKV übrigbleibt.
Hat man das 55. Lebensjahr schon überschritten, sollte man sich auch unabhängig beraten lassen und durchrechnen, ob ein Wechsel in die PKV lohnenswert ist, denn je älter man wird, desto höher werden auch die Beiträge zur PKV.
Ist ein Wechsel von der PKV zurück in die GKV möglich?
Wer jünger als 55 Jahre ist, kann problemlos von der PKV in die GKV zurück wechseln. Jedoch gibt es eine Auflage: Entweder muss man als Arbeitnehmer bei jemand anderem versicherungspflichtig angestellt sein, oder man übt die selbstständige Tätigkeit nur noch als Nebenberuf aus.
Wer älter ist als 55 Jahre kann dagegen nicht mehr in die GKV zurück wechseln und muss in der PKV versichert bleiben.
EXTRA: Existenzgründer Lexikon: Private Krankenversicherung (PKV)
Fazit zur PKV
Ist man jung, gesund und kinderlos, und verdient zudem gut als Selbstständiger, ist die PKV oft die günstigere Alternative zur GKV.
Wer schon Kinder hat oder falls welche geplant sind, sollte sich die Familientarife der einzelnen PKV-Anbieter anschauen und miteinander vergleichen. Für sehr kinderreiche Familien ist ein Verbleib in der GKV oft sinnvoller, da die Kinder dort kostenlos mitversichert sind.
Wer an Vorerkrankungen leidet oder schon etwas älter ist, sollte sich beraten lassen. Oftmals ist auch hier der Verbleib in der GKV die kostengünstigere Alternative.
Gerade ältere GKV-Versicherte sollten einen Schritt in die PKV nur mit bedacht erwägen, da die Zeit zum Aufbau der wichtigen Alterungsrückstellungen nicht gegeben ist. Steigende hohe Prämien sind das Resultat. Jüngere besserverdienende Versicherte sind hingegen oft besser mit einer PKV-Vollversicherung bedient, als mit der GKV und vielen notwendigen weiteren Zusatzversicherungen. Letztlich ist es immer eine individuelle Betrachtung, die das Alter, Einkommen, Perspektive im Beruf und die persönliche Wertschätzung einer zum Großteil besseren medizinischen Versorgung in der PKV. Vorsicht und umfangreiche Information ist in jedem Falle ein guter Ratgeber, schließlich ist es meist ein lebenslanger Schritt.