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Wirklich innovative Ideen sind ein rares Gut: Das Münchener Unternehmen Personalnovel hatte eine und machte aus dem Thema „Personalisierte Romane“ kurzerhand eine Erfolgsstory.

Unternehmer.de sprach mit Gründer und Geschäftsführer Jan-Christoph Goetze (Bild links) unter anderem über sein Erfolgsgeheimnis, die Anfänge des Unternehmens und die Zukunft des gedruckten Buches.

Unternehmer.de: Herr Goetze, Ihr Unternehmen Personalnovel personalisiert Literatur. Wie kann man sich das genau vorstellen?

Jan-Christoph Goetze: Der Kunde findet auf unserer Webseite ein Sortiment von fast 200 verschiedenen Buchtiteln, die von Krimi über Liebesroman bis hin zu Kinder- und Jugendbüchern reichen. Diese Bücher sind vorbereitet für Eingaben des Kunden, wie Namen für Haupt- und Nebenrollen, Stadtnamen und einiges mehr. Die Hauptrollen können noch weiter personalisiert werden. Diese Eingaben werden ergänzt mit der persönlichen Widmung. Zu einem persönlichen Buch gehört natürlich die Auswahl aus verschiedenen Einbandvarianten wie Taschenbuch, Hardcover, Leinen, Seide oder Lederadaption. Sehr beliebt ist auch unsere Bildoption, die es ermöglicht, das Kundenbild auf den Umschlag zu drucken. Nur wenige Tage nach der Bestellung hat der Kunde sein personalisiertes Buch in der Hand.

Unternehmer.de: Wie und wann kamen Sie auf diese Geschäftsidee? Was waren die Meilensteine auf dem Weg zur endgültigen Unternehmensgründung?

"Tod durch Eisen Sieben" aus dem Personalnovel-Angebot

Jan-Christoph Goetze: Als Architekt habe ich immer wieder erfahren, wie wichtig die individuellen Komponenten eines Bauwerks sind, damit der Auftraggeber sich darin wiederfindet. Diese Möglichkeit der persönlichen Ausgestaltung wollte ich auch in der Literatur ermöglichen. Gleichzeitig hat mich immer schon das Thema Buch gereizt, wie auch die Beobachtungen zum Thema Print on Demand. Im Winter 2002 bin ich, nachdem ich die freie Zeit zu möglichst umfassender Recherche genutzt hatte, aus einer festen Anstellung ausgestiegen, weil ich als Unternehmer eine Chance gesehen habe. Dann hat es noch bis zum 1. September 2003 gedauert, bevor wir loslegen konnten.

Unternehmer.de: Krimi, Liebe, Jugend, welche Romanarten werden am meisten nachgefragt?

Jan-Christoph Goetze: Die Antwort muss man aufgrund unserer Angebotsvielfalt differenzieren. Das Sortiment von Personalnovel bietet ein großes Angebot an Themen und Motiven für viele Anlässe und Geschmacksrichtungen. Gerade Bücher für bestimmte Gelegenheiten erfreuen sich großer Beliebtheit, so zum Beispiel Liebesromane zum Valentinstag oder an Familienfesten wie Weihnachten.

Unternehmer.de: Wie viel Umsatz machen Sie jährlich und wie rentabel ist Ihr Unternehmen?

Jan-Christoph Goetze: Personalnovel ist aus eigenen Mitteln mit sehr viel Herzblut, Energie und Idealismus im April 2003 gegründet worden. Seitdem bedienen wir das Geschäft rein aus unserem positiven Cash-Flow als e.K., ohne uns als GmbH ein Hintertürchen offenzuhalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu unseren Geschäftszahlen keinerlei Auskünfte geben.

Unternehmer.de: Wie gut oder schlecht ist Ihr Unternehmen durch die Wirtschaftskrise gekommen?

Jan-Christoph Goetze: „Gib nie mehr aus als Du einnimmst“, das hat mir mein Großvater vor einigen Jahren mitgegeben – dies beherzigend investieren wir umsichtig und immer mit überschaubarem Risiko. Dazu gehört auch, bei weniger stark wachsendem Umsatz ruhig und bewusst zu agieren und nach vorne zu schauen. Die Krise selbst haben wir nur am Rande wahrgenommen und konnten daher ohne Einbrüche geschweige denn Verluste weiter unseren Weg gehen.

Unternehmer.de: Ist Internationalisierung ein Thema für Ihr Unternehmen?

Jan-Christoph Goetze: Personalnovel ist seit Herbst 2009 über einen starken Partner in der Schweiz aktiv und in Großbritannien haben wir seit Oktober 2010 eine eigene Niederlassung  in Covent Garden, London, um den dortigen Markteinstieg für englischsprachige Bücher zu organisieren. Unsere ersten Tests lagen weit über den Erwartungen und wir sind recht zuversichtlich, auch dort mittelfristig – binnen eines Jahres – Marktführer zu werden.

Unternehmer.de: Sie sagen über sich selbst, dass Sie mit Ihrem Angebot „einen originellen Kontrapunkt zur Globalisierung setzen wollen“. Echtes Credo oder lancierte PR-Phrase?

Jan-Christoph Goetze: Da Sie so direkt fragen: Jetzt sicherlich nur noch eine Phrase, die irgendwo übriggeblieben ist. Ehrlich gesagt bin überrascht, dass diese noch herumgeistert. Der Ansatz „Personalisierung  versus Globalisierung“ war vor gar nicht allzu langer Zeit noch ein heiß diskutiertes Thema und als Unternehmen, welches die Individualität in den Mittelpunkt stellt, haben wir versucht, unser Modell darzustellen. Allerdings ist mir der Ansatz zu politisch und er lässt eine ideologische Ausrichtung vermuten. Dabei wollen wir nur ein sinnfreies Produkt, welches für Unterhaltung und Freude sorgt, frei von pseudo-moralischen Restriktionen. Richtig ist aber immer noch, dass wir ein originelles Produkt haben.

Unternehmer.de: Deutschen Startups wird immer wieder Ideenlosigkeit und Innovationsträgheit nachgesagt. Was steckt dahinter: Mangelnde Kreativität, übertriebenes Sicherheitsdenken?

Personalisierte Romane: Ein englischsprachiges Buchcover aus dem Personalnovel-Fundus

Jan-Christoph Goetze: Natürlich fällt immer mal auf, dass Geschäftsmodelle aus anderen Ländern, und hier vorrangig aus den USA,  als Vorbilder dienen, aber diese müssen ja nicht immer erfolgreich sein. Denn auch ein „Copy Cat“ muss erst einmal den Markt erobern. Die ganze Diskussion ist ohnehin nicht fair. Denn zu Recht wird hierzulande bemängelt, dass der Unternehmer in Deutschland nicht den gleichen Stellenwert hat wie in den USA. Dort ist Unternehmertum eine Leistung, die Reputation und Anerkennung in der Gesellschaft genießt. Als „Entrepreneur“ werden Sie nicht permanent hinterfragt und kritisiert, und wenn Sie erfolgreich sein sollten, schlägt Ihnen beträchtlich weniger Neid entgegen als bei uns. Diese positive Kultur ermöglicht es den Gründern, in einem ganz anderen Klima zu arbeiten. Und dies schlägt sich offensichtlich in all den „First-Mover Advantages“ nieder, die sich dann zumeist auch ganz vorne im Markt behaupten.

Unternehmer.de: Welche Erfahrungen haben Sie selbst mit „Copy Cats“ gemacht?

Jan-Christoph Goetze: Als Marktführer reiben wir uns selber manchmal die Augen, mit welcher Einfallslosigkeit und Dreistigkeit manche unser eigenes Geschäftsmodell versuchen zu kopieren – bis hin zu unseren Produktbeschreibungen. Das sagt natürlich eine Menge über die Kreativität aus, und es ist schade, wenn so etwas im Ausland dann wahrgenommen wird.

Unternehmer.de: Welche Tipps würden Sie angehenden Existenzgründern geben? Wie macht man ein Startup zum Erfolg?

Jan-Christoph Goetze: Selbstbewusstsein. Identifikation. Commitment. Energie. Beharrlichkeit. Resistenz gegen Neid. Hohe Frustrationsschwelle. Manchmal Eigensinn. Als Unternehmer muss man an sich und sein Produkt glauben, ohne die berechtigten Bedenken zu überhören, aber auch immun sein gegen die Ängste der Berufsbedenkenträger und der „Ich hab’s gleich gesagt“-Fraktion.

Unternehmer.de: Angenommen Sie stünden jetzt vor der Gründung: Welche Geschäftsideen würden Sie reizen?

Jan-Christoph Goetze: Am naheliegendsten ist für mich, die Expertise in „Mass Customization“ zu nutzen und darauf aufzubauen. Da gibt es bereits einige Seiten mit Skizzen – leider fehlen mir Zeit und Leute, dieses umzusetzen. Im Laufe der Zeit begegnet man immer wieder interessanten Themen oder auch Ideen, bei denen man sich überlegt, wie man es noch besser machen könnte. Was ich nicht mehr machen würde, wäre nochmals die komplette Produktion und Gestaltung eines Produktes aufzubauen, wie bei Personalnovel.

Unternehmer.de: Was sind Ihre Top-Ziele als Unternehmer in den kommenden fünf Jahren?

Jan-Christoph Goetze: Wie bereits geschildert bauen wir gerade mit unserer Repräsentanz in Großbritannien den englischsprachigen Sektor aus. In den nächsten fünf Jahren sind die Ziele daher zum einen der weitere Ausbau des Produktportfolios, vertikal sowie horizontal, und zum anderen selbstredend der Ausbau des Vertriebsgebietes.

Unternehmer.de: Zum Abschluss ein derzeit heiß diskutiertes Thema, gedrucktes Buch versus Ebook. Werden Kindles und iPads den klassischen Schmöker verdrängen?

Die Personalnovel-Zentrale in München

Jan-Christoph Goetze: Ebooks profitieren von der Weiterentwicklung der derzeitigen Lesegewohnheiten, die sich vor allem in Bezug auf Nachrichten und selektive Informationserfassung stark verändert haben. Zunehmend wird durch die verbesserten Geräte die Qualität des Lesens gesteigert, auch das Angebot wird optimiert. Dem gegenüber steht defensiv das klassische Buch. Wie man am Beispiel wikipedia / Brockhaus sehen konnte, gibt es Bereiche, die durch ein Ebook ersetzt werden können, wie Enzyklopädien oder Fachbücher – also Bände, die Suchfunktionen enthalten und aktualisiert werden sollten. Selbst Belletristik ist recht „gefährdet“, zum ebook zu werden, denn als Gebrauchsgut wird es aus Platzgründen und auch der Umwelt wegen immer sinnvoller, Ressourcen zu sparen. Sprachführer, Krimis und Reiseführer in einem flachen Etui für den Urlaub, das ist auch beinahe Realität.

Unternehmer.de: Kann das klassische Buch da denn noch mithalten?

Jan-Christoph Goetze: Durchaus, denn was bleibt dann noch als „Buch“ übrig? Das emotionale Produkt, das einen starken Bezug zwischen dem Leser und dem gedruckten Buch herstellt! Dies können „Coffee Table Books“ sein, Bildbände, Fotobücher – und natürlich Ausgaben von Personalnovel.

Unternehmer.de: Herr Goetze, wir bedanken uns für dieses Gespräch.

Das Interview führte Unternehmer.de-Redakteur Mathias Sauermann.

www.personalnovel.de

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