Führungskraft & Mitarbeiter als Lern-Team: So gelingt der Transfer
Immer noch zu selten führen bei der betrieblichen Weiterbildung Lerninhalte zu nachhaltigen Verhaltensveränderungen, zu wenig Teilnehmer übertragen nach dem Training etwas von dem Erlernten dauerhaft in ihren Alltag. Diesen Effekt beschreibt auch der Havard Business Review in dem Artikel „Why Leadership Trainings Fails“.
Dies lässt sich durch Weiterbildungskonzepte ändern, die nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern zu konkreten Verhaltens- und Einstellungsveränderungen führen. Doch dazu müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.
1. Voraussetzung:
Weiterbildung mit Unternehmenszielen & Prozessen verknüpfen
Nachhaltigkeit in der Weiterbildung – das ist leichter gesagt als umgesetzt. Der Aspekt der Nachhaltigkeit sollte von Anfang an in die Weiterbildungsmaßnahme integriert werden. Nachhaltigkeitsgetriebene Weiterbildung zeichnet sich dadurch aus, dass sie strikt mit den Unternehmenszielen sowie den Unternehmensprozessen und -abläufen verknüpft wird und in einem Bezug zu der Gesamtausrichtung der Firma steht.
Das falsche Bewusstsein für Weiterbildungsmaßnahmen
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die unternehmerische Realität zeigt jedoch, dass Weiterbildung immer noch allzu oft nach dem Gießkannenprinzip umgesetzt wird. Die Auswahl der Schulungen und der Teilnehmer bleibt dem Zufall überlassen. Gerade im Vertrieb werden Weiterbildungen als notwendiges Übel interpretiert, das nur Zeit raubt und die Verkäufer von ihren eigentlichen Aufgaben abhält. Die Überlegung, dass Schulungen helfen, Vertriebsziele zu erreichen, wird dabei selten angestellt. Es wird sich zu wenig Zeit für die Vorbereitung und die individuelle Abstimmung der Maßnahme auf die Bedürfnisse des Unternehmens und der Mitarbeiter genommen.
Zielführender ist es, aus den Unternehmensprozessen und -zielen klare Kompetenzen abzuleiten, über die die Mitarbeiter und Führungskräfte verfügen müssen, um einen essentiellen Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele leisten zu können. Ein Kompetenz-Check zeigt, welche Fähigkeiten mithilfe von Weiterbildung aus- und aufgebaut werden sollten.
2. Voraussetzung:
Die Mitarbeiter bei der Konzeption der Maßnahme beteiligen
Sind die Weiterbildungen eng mit den Zielen und Prozessen verzahnt, gibt es einen großen Vorteil: Der Mitarbeiter merkt „hautnah“, dass die Schulung ihm hilft, in seinem Verantwortungsbereich erfolgreich zu sein. Er strebt notwendige Verhaltens- und Einstellungsveränderungen nun aus eigenem Antrieb an.
Involvieren durch Gespräche: Welche Ziele wollen die Mitarbeiter erreichen?
Dies verstärkt die Nachhaltigkeit – und sollte unterstützt werden, indem die Mitarbeiter bei der Festlegung der Trainingsinhalte involviert werden. Neben den übergeordneten Zielsetzungen werden die Erwartungen, Wünsche und Ziele der Teilnehmer berücksichtigt, sofern diese mit den übergeordneten Erwartungen des Unternehmens kompatibel sind.
Um dies zu gewährleisten, führt die Führungskraft oder ein Weiterbildungsbeauftragter mit dem Mitarbeiter ein Vorbereitungsgespräch, in dem die beiderseitigen Weiterbildungsziele besprochen, diskutiert und schließlich harmonisiert werden.
3. Voraussetzung:
Die Führungskraft in die Maßnahme integrieren
Wichtigste Voraussetzung für den dauerhaften Transfer des neuen Know-how an den Arbeitsplatz des Mitarbeiters ist die Integration der Führungskraft in die Entwicklungsmaßnahme.
So könnte die Leitung in der Praxis tatsächlich integriert werden:
Der Vertriebsleiter zum Beispiel nimmt an der Weiterbildung seiner Verkäufer teil und erlebt vor Ort, welche Kompetenzen sie aufbauen. Natürlich erwirbt auch er selbst diese Kenntnisse und ist so in der Lage, nach der Maßnahme die Stelle des Trainers einzunehmen und die Verkäufer unmittelbar bei Umsetzung und Transfer zu begleiten – und das dauerhaft.
Konzept: Führungskräfte coachen ihre Mitarbeier
Unter dem Nachhaltigkeitsaspekt ist es zielführend, wenn der Vertriebsleiter in einer begleitenden Schulung erlernt, wie er das Konzept „Die Führungskraft als Coach ihrer Mitarbeiter“ umsetzt und es ihm gelingt, dem Mitarbeiter – wie ein Trainer – produktives Feedback und hilfreiche Umsetzungsunterstützung zu geben.
4. Voraussetzung:
Führungskraft & Mitarbeiter als Lern-Team
Eine weitere nachhaltige Transferunterstützung besteht darin, den Verkäufer auf seinen Kundenkontakten zu begleiten: Der Vertriebsleiter nimmt – nach Rücksprache mit dem Kunden – an dem Kundengespräch teil, hält sich aber im Hintergrund.
Bordstein-Konferenz: Vertriebsleiter & Verkäufer reflektieren
Direkt nach dem Gespräch kommt es zu einer sogenannten „Bordstein-Konferenz“. Vertriebsleiter und Verkäufer setzen sich zusammen und reflektieren das Kundengespräch:
- Was ist gut gelaufen, wo gibt es Verbesserungspotenziale?
- Wie vor allem hat die Umsetzung der neuen im Training erworbenen Kompetenzen funktioniert?
Entscheidend dabei ist die Fähigkeit der Führungskraft, produktives und hilfreiches Feedback zu geben, auch wenn es sich um kritische Hinweise handelt. Denn nachhaltige Verhaltens- und Einstellungsveränderungen „über den Weiterbildungs-Tag hinaus“ sind möglich, wenn sie vom Mitarbeiter selbst gewollt sind oder gar von ihm selbst initiiert werden. Darum sollte die Kritik der Führungskraft immer zukunftsorientiert ausgerichtet sein.
Zudem darf die Führungskraft nicht mit Lob & Anerkennung sparen:
Die Würdigung, ja das Feiern von (Weiterbildungs-)Erfolgen trägt aufgrund des motivatorischen Effekts erheblich zur Nachhaltigkeit bei.
5. Voraussetzung:
Ständigen Kommunikationsfluss aufrecht erhalten
Die Nachhaltigkeitsmaßnahmen zur Transfersicherung und Umsetzung der Weiterbildungsinhalte sollten ständig besprochen und reflektiert werden. Führungskraft, Mitarbeiter und Personalabteilung stehen im ständigen Austausch miteinander und führen Entwicklungsgespräche, in denen ein individueller Entwicklungsplan für jeden Mitarbeiter erarbeitet und den neuen Rahmenbedingungen angepasst wird.
Im Fokus steht die Frage:
Welche Entwicklungsmaßnahmen sind notwendig und wie müssen sie strukturiert sein, damit ihre Resultate zur Erreichung der Unternehmensziele und der Ziele des Mitarbeiters beitragen und zu dauerhaften Veränderungen führen?
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