4:50 Uhr – Schrilles Läuten der Morgenglocke
Sie schrecken auf dem hinteren Gang des Klosters Ettal. Im Einzelzimmer. 20 Quadratmeter groß. Das Zimmer hat ein Wandbett. Einen Tisch. Einen Stuhl und einen Schrank. Eine kleine Nasszelle. Ein Bord mit Gebets- und Gesangsbüchern. Fein säuberlich haben sie am Tag vorher die Bücher für die Gebets- und Gesangsstunden eingeteilt.
5:15 Uhr – Der Tag beginnt
Durch den dunklen Klostergang in die Kapelle. Das Morgengebet. 20 Mönche. Der Gastpater. Der Abt und zwei weitere männliche Besucher sind dabei. Nach 20 Minuten geht’s wieder die langen Gänge zurück aufs Zimmer. Frisch machen. Nachdenken? Hinlegen? Sammeln.
7:30 Uhr – Gottesdienst
So früh beginnt dann der erste Gottesdienst. In der Abtei. Da ist es wärmer. Und schon startet der Alltag im Kloster.
8:00 Uhr – Frühstück
Die erste Mahlzeit am Tag findet neben der Küche statt. Brot, Brötchen, Butter, ein Ei, Quark, Marmelade, etwas Wurst und Käse. Kaffee. Nur jetzt, für etwa eine halbe Stunde dürfen die Gäste und die Mönche sprechen. Hier sitzen dann die männlichen Gäste mit dem Gastpater und oft kommt auch der Abt Barnabas dazu. Interessante leise Gespräche fast immer. Die beiden Mönche sprechen dann meist mehr als man selbst. Die Akzeptanz der Stille zieht sich durch den Tag.
Danach abtauchen. In Schweigen mit sich selbst. Aufs Zimmer. Denken. Schlafen. Lesen. Schreiben. In die nahe Natur gehen. Atmen. Die frische Bergluft aufnehmen. Das Handy geht nicht durch dicken Klostermauern.
Die Persönlichkeitsanalyse im Kloster
Seit 5 Jahren fahre ich zwei bis dreimal im Jahr nach Ettal. In meinem Job in der Persönlichkeitsentwicklung bin ich energetisch extrem gefordert. Es geht um die Einzigartigkeit von Führungskräften.Welche ist es? Wie analysiere ich die Persönlichkeit? Immer konzentriert. Immer ganz nah dran. Immer voll fokussiert.
Im Kloster tauche ich in einen strengen Rhythmus aus Beten, Singen, Hören und Schweigen ein. Es ist eine wirklich wohltuende Komplementär-Entsprechung. Viele reden davon. Es ist schick darüber zu sprechen. Viele entdecken das Kloster für sich als Ruhestation auf dem Papier. Aber wer fährt wirklich hin. Gesicherte Zahlen gibt es nicht.
EXTRA: Führung zum Fürchten: Negative Führungspersönlichkeiten
Was können Manager im Kloster lernen?
1. Komplette Fokussierung auf sich selbst
Mit sich selbst umgehen, neu umgehen. In sich hineinhören, reflektieren in aller Stille und einfach schweigen.
Training for the Job:
Vor einer wichtigen Veranstaltung musst du dich zurückziehen und noch einmal alles, was jetzt wichtig ist, durchdenken. Im Klosterleben lernst du dich im richtigen Moment auf den Punkt zu konzentrieren.
2. In den Rhythmus der Mönche eintauchen
Zwischen gehen, bewegen, beten, singen, denken, nicht sprechen, ruhen und bescheiden & demütig eine gewisse Zeit verweilen. Das ist außergewöhnlich und bringt verschüttete Facetten eines jeden hervor. Beschäftigst du dich eigentlich mit deinem wirklichen, direkten ICH? Wann hast du das das letzte Mal gemacht?
Training for the Job:
Im Job ist alles hektisch, schnell, ein Termin jagt den nächsten. Du lernst eine neue Rhythmik des Tagesablaufes. Du gewinnst Abstand und siehst deine täglichen Entscheidungen in einem neuen Licht.
3. Nicht sprechen
Durch das Nicht-Sprechen, das Schweigen lernst du Pausen zu machen. Lange Pausen.
Manche hören und verstehen nicht. Manche sehen und erkennen nicht. Manche sprechen und sagen nichts. Manche jedoch fühlen Deine Worte.
— Hexenkind (@DieMedusa1) 21. April 2016
Training for the Job:
In wichtigen Gesprächen und Meetings nützt dir das enorm, denn: Menschen haben grundsätzlich Angst vor Pausen. Sie müssen ständig senden, weil sie die Stille nicht aushalten. Wenn du die Pause annimmst, erfährst du auf einmal mehr über die Motive und Inhalte der oder des Anderen. Und können ganz andere wichtige Schlüsse daraus ziehen und handeln. Die Stille wird fortan dein Kapital bei vielen wichtigen Gesprächen, die Entscheidungen erfordern. In gezielten langen Pausen kannst du viel besser ein Gespräch steuern. Altkanzler Helmut Schmidt war ein Meister darin.
EXTRA: 10 Praxistipps für Meetings & Besprechungen
4. Durch das Schweigen erfährst du auf einmal mehr
Denn du hörst dazwischen, rund herum und daneben und überhaupt. Du erweiterst extrem deinen Horizont.
Training for the Job:
Du bist oft in Gesprächen zu sehr auf Inhalte fokussiert. Du lernst im Kloster den „Blick für die Kleinigkeit“ und das ist manchmal viel wichtiger als eine schnelle Entscheidung. Schon Michelangelo schrieb: „Kleinigkeiten gereichen zur Vollkommenheit, aber die Vollkommenheit ist keine Kleinigkeit“.
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