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boxersMutig zu sein kann man lernen wie das Fahrradfahren. Diese Auffassung vertritt der Frankfurter Lebensberater und Coach Dr. Kai Hoffmann, der mit seinen Klienten regelmäßig in den Boxring steigt, in seinem neuen Buch „Dein Mutmacher bist du selbst! Faustregeln zur Selbstführung“. Bernhard Kuntz ging in den informativen Infight.

Herr Dr. Hoffmann, warum steigen Sie als Lebensberater und Führungskräftecoach regelmäßig mit Klienten in den Boxring?

Dr. Kai Hoffmann: Weil ich seit über 30 Jahren selbst ein passionierter Amateur-Boxer bin und weil sich das Boxen vorzüglich als eine Art diagnostisches Medium eignet, um Menschen Denk- und Verhaltensmuster bewusst zu machen, die sie auch sonst im Leben zeigen.

Reizt Sie zuweilen auch die Aussicht, einem Manager mal richtig eins auf die Nase zu geben?

Hoffmann (lachend): Das ist zumindest nicht mein Hauptmotiv. Ich liefere den Managern vielmehr schlagkräftige Anstöße zur Selbstreflexion und Impulse, sich weiterzuentwickeln.

Wann juckt es Sie besonders, mal etwas fester zuzuschlagen?

Hoffmann: Da muss ich nachdenken. Vermutlich, wenn mir ein noch relativ unerfahrener Jungmanager gegenüber steht, der mit dem Habitus auftritt: Ich kann und weiß schon alles. Ich bin der Größte. Also null Bereitschaft zur Selbstreflexion und Selbstkritik zeigt.

Dann verpassen Sie ihm einen Kinnhaken, und schon liegt er am Boden.

Hoffmann: Nein, aber ich vermittle ihm schon: „Junge, pass’ auf, Du bewegst Dich auf einem Dir unbekannten Terrain und kennst Deine persönlichen Grenzen nicht. Und wenn Du nicht aufpasst, dann …“.

Was können angehende Unternehmensführer daraus für ihr Leben, für ihren Beruf lernen?

Hoffmann: Viel, wenn man mit ihnen das Verhalten im Ring reflektiert.

Was konkret?

Hoffmann: Auch im Berufsalltag müssen sich Manager oft auf ihnen noch unbekanntes Terrain begeben, wenn sie ihr Unternehmen voranbringen möchten. Dann ist es zwar nötig, mutig und beherzt zum Beispiel Veränderungen anzugehen, wer aber wagemutig oder übermütig wird und die Sicherung vergisst, liegt schnell am Boden.

Könnten Sie solche Erkenntnisse Managern nicht auch vermitteln, wenn Sie mit ihnen ihr Alltagsverhalten analysieren?

Hoffmann: Ja, aber das ist oftmals langwieriger und schwieriger.

Warum?

Kai Hoffmann - PortraitHoffmann: Wenn ich mit ihnen unmittelbar über ihr Alltagsverhalten sprechen würde, würden viele – wie die meisten Menschen – eine Verteidigungshaltung einnehmen oder mir erst einmal etwas vorspielen. Schließlich geht es um ihre Persönlichkeit. Anders ist dies, wenn ich mit ihnen zunächst ihr Verhalten im Boxring analysiere und dann frage: Sehen Sie Parallelen zu Ihrem Verhalten im Arbeitsalltag? Hinzu kommt: Im Ring geht es vor allem emotional zu. Da zeigen sich die charakterlichen Eigenschaften eines Menschen viel authentischer und unmittelbarer als beim bloßem Nachdenken und Reden.

Das Boxen dient Ihnen also primär als Instrument zur Selbsterkenntnis und -reflexion?

Hoffmann: Ja. Andere Coachs nutzen hierfür das Bergsteigen oder Wildwasser-Fahren, ich das Boxen.

Welche Vorzüge hat das Boxen?

Hoffmann: Unter anderem, dass man hierfür weder weit reisen muss, noch ein aufwändiges Equipment braucht. Und anders als zum Beispiel beim Pferdeflüstern stehen sich hierbei zwei Menschen Auge in Auge gegenüber.

Und das ist wie im Führungsalltag?

Hoffmann: Ja, auch dort habe ich es stets mit Menschen mit unterschiedlichen Zielen, Interessen und Verhaltensmustern zu tun, auf die es sich einzustellen gilt. Und auch im Führungsalltag ist es zuweilen schmerzhaft zu spüren, wie man an seine Grenzen stößt und Mitarbeiter einem zum Beispiel signalisieren: „Chef, so nicht!“. Umgekehrt erfordert es vielfach Mut, auf Mitarbeiter zuzugehen und ihnen zu sagen „Herr Maier, ich erwarte von Ihnen …“ oder „Frau Müller, ich bin mit Ihrer Leistung unzufrieden“.

In Ihrem neuen Buch schreiben Sie, mutig zu sein könne man wie das Fahrradfahren lernen.

Hoffmann: Ja, denn es kostet meist Überwindung, neue Aufgaben oder Herausforderungen anzugehen. Wenn man sich ihnen aber bewusst stellt, dann gewinnt man nicht nur mehr Selbstbewusstsein, sondern auch eine gewisse Routine und Erfahrung. Mut macht eben Mut zu noch mehr Mut. Und das erleichtert es uns, unser Leben aktiv in die Hand zu nehmen und ein selbstbestimmteres Leben zu führen.

Sie sind ein Fan von Muhammad Ali. Zumindest haben Sie ihm Ihr Buch gewidmet. Warum?

Hoffmann: Weil er wie Henry Maske kein tumber Haudrauf, sondern ein intelligenter Boxer war, der seine Kämpfe strategisch und taktisch klug gestaltete. Ali hat das Boxen praktisch zur Lebensphilosophie erhoben. Außerdem ging er stets seinen Weg.

War er nicht in erster Linie ein Großmaul, zumindest während seiner Zeit als Boxer?

Hoffmann: Nein, sehr selbstbewusst zwar, aber kein Großmaul. Ein Großmaul lässt seinen Worten keine Taten folgen. Das tat Muhammad Ali jedoch.

Inwiefern?

Hoffmann: Er hatte in seinem Leben persönliche Ziele und diese verfolgte er konsequent. Er wollte zum Beispiel der größte Boxer aller Zeiten werden, und er wurde es – frei nach dem Motto: I walk my talk. Auch sein Übertritt zum islamischen Glauben brachte ihm in den USA viele Feinde ein. Doch er blieb sich und seinen Zielen treu. Genau diese Dinge trugen, ebenso wie sein Umgang mit seiner Parkinson-Erkrankung, dazu bei, dass heute noch viele Menschen in ihm den Champion aller Zeiten sehen – auch ich. Alis Siegesprinzip, seinen Glauben an sich selbst, versuche ich beim Boxcoaching für meine Klienten als Lebensprinzip individuell erlebbar zu machen.

Respekt nötigt es Ihnen also ab, dass Muhammad Ali trotz aller Widerstände seinen Idealen, soweit von außen erkennbar, treu blieb?

Hoffmann: Ja, denn dies ist für mich eine Grundvoraussetzung, um ein er-fülltes statt nur ge-fülltes Leben zu führen.

Herr Dr. Hoffmann, danke für das Gespräch!

(Bild: © vb_photo – Fotolia.com)

Bernhard Kuntz

Bernhard Kuntz (geb. 1958) ist Inhaber des PR-und Redaktionsbüros Die ProfilBerater. Er ist auf die Themen Marketing und Verkauf sowie Personal- und Unternehmensführung spezialisiert. Er ist Autor der Bildungs- und Beratungsmarketing-Fachbücher „Die Katze im Sack verkaufen“ (2005) und „Fette Beute für Trainer und Berater“ (2006). Außerdem veröffentlichte er die PR-Ratgeber für Dienstleister und Berater „Warum kennt den jeder?" (2008) und "Mit PR auf Kundenfang" (2010).

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