Ein Fernstudium kann eine gute Alternative zu einem herkömmlichen Campus- und damit Vollzeit-Studium sein, vor allem für diejenigen, die bereits mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehen. Zwar sehen sich Menschen, die in Lohn und Brot stehen, einer doppelten Belastung ausgesetzt. Für ein erfolgreiches Fernstudium muss dies aber kein Hindernis sein. Denn mit der richtigen Organisation und den passenden Lerntechniken ist es trotz der Doppelbelastung möglich, zu seinem Studiums-Ziel zu gelangen.
Vorweg sei allerdings erwähnt: Jede Person lernt anders. Hinzu kommen zahlreiche weitere Faktoren, die das tägliche Leben und dadurch zwangsläufig auch die Lernprozesse beeinflussen. Es gibt aber einige bewährte Lerntechniken und Methoden der Organisation, mit denen Sie Ihr Fernstudium bewältigen können.
1) Organisation
Zeit richtig einteilen und Meilensteine setzen
Jedes Fernstudium hat andere Inhalte und stellt dementsprechend auch andere Anforderungen an die Studierenden. Am wichtigsten ist jedoch für alle StudentInnen Kontinuität in der Arbeit. Teilen Sie sich Ihre Zeit also so ein, dass Sie Ihr Arbeitspensum erreichen und keine Aufgaben liegen bleiben, respektive sich anstauen. In den Prüfungsphasen muss zwangsläufig mehr Zeit zum Lernen aufgebracht werden. Es empfiehlt sich, vor Prüfungen mindestens zwei Tage den Lernstoff zu wiederholen. Sie sollten dementsprechend langfristig planen und dies bei Ihrem Jahresurlaub gegebenenfalls berücksichtigen.
Des Weiteren sollten Sie sich einen Lernplan erstellen oder Meilensteine hinsichtlich der Lerninhalte setzen. Gestalten Sie den Lernplan flexibel und realistisch. Sollten Sie Ihr Tagespensum einmal nicht erreichen, können Sie rechtzeitig reagieren und den Plan anpassen. Wählen Sie Texte und Lerninhalte so aus, dass diese thematisch zusammenhängen. Darüber hinaus sollten auch vermeintlich beherrschte Lerninhalte wiederholt und in den Lernplan aufgenommen werden. Rekapitulieren Sie regelmäßig die Inhalte und Texte. Durch die Wiederholung können Sie sich einfach besser an den Stoff erinnern.
Zur Steigerung der Motivation kann es außerdem dienlich sein, den Lernplan auf ein Blatt Papier zu schreiben, sodass Sie erfüllte Aufgaben, ähnlich einer Checkliste, wegstreichen können.
2) Lerntechniken
Richtige Recherche
Eine gute Vorbereitung fängt mit einer vernünftigen Recherche an. Grundsätzlich sollten Sie auf die Suchmaschinen von Universitätsbibliotheken und wissenschaftlichen Organisationen zurückgreifen. Bei der Recherche im Internet sollten Sie Google Scholar anstelle der normalen Variante nutzen. Google Scholar ist speziell auf die wissenschaftliche Suche ausgelegt und führt regelmäßig zitierfähige Literatur an, die nach der Häufigkeit der Zitation bzw. der Relevanz der Quelle absteigend sortiert ist.
Es zirkulieren viele Bücher zu fast jedem Thema auf dem Buchmarkt, aber nicht jedes Buch, was zu einem Thema angeboten wird, ist auch eine wissenschaftliche Quelle. So existieren beispielsweise auch Veröffentlichungen, die Wikipedia-Artikel in gedruckter Form anbieten. Solche Bücher genügen, wie Wikipedia selbst, gleichermaßen nicht den wissenschaftlichen Standards. Benutzen Sie für Ihr Fernstudium Literatur, die Ihnen empfohlen wird und welche in Universitätsbibliotheken vorhanden ist.
Zitierfähige Literatur erkennt man im Übrigen an der Referenzierung auf andere wissenschaftliche Literatur, so dass Nachvollziehbarkeit hinsichtlich der Argumente herrscht. Hiermit ist gemeint, dass Darlegungen faktisch nachvollziehbar oder per se logisch wahr und durch Belege oder Verweise auf andere Wissenschaftler untermauert und die genutzten Quellen nach standardisierten Zitationsregeln angegeben werden. Von besonderem Mehrwert bei der Literaturerfassung ist es, wenn Sie versuchen die Meinungsbildner bzw. Koryphäen des jeweiligen Fachbereichs ausfindig zu machen. Praktischer Tipp: Scannen Sie hierzu die Literaturverzeichnisse von zwei/drei wissenschaftlichen Quellen nach häufiger Zitation einzelner Personen. Im weiteren Abgleich dieses Schwerpunkts über Google Scholar dürfte es Ihnen dann leicht fallen, die Meinungsbildner ausfindig zu machen, so dass Sie diese mit höherer Intensität in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit berücksichtigen sollten.
Richtige Lektüre
Es liegt in der Natur des Menschen, langwierige und schwierige Texte aufzuschieben. Damit tun Sie sich allerdings keinen Gefallen, denn die Texte wurden aus einem bestimmten Grund von den Professoren ausgewählt. Ein Aufschieben der Literatur birgt auch die Gefahr, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Lektüre weiterer Texte fällig wird und Sie unter Umständen in Zeitnot kommen – im schlimmsten Fall bringen Sie dann die Inhalte durcheinander.
Darüber hinaus ist es bei der Lektüre vorteilhaft, ein Wörterbuch für Fachbegriffe griffbereit zu halten. Dies hemmt zwar zu Beginn den Lesefluss, dient im Nachhinein aber einem besseren Textverständnis.
Für die richtige Lektüre von Texten oder Lerninhalten Ihres Fernstudiums kann es von Vorteil sein, sich an der SQ3R-Methode von Francis Robinson zu orientieren. Die Abkürzung steht für survey (Überblick), questions (Fragen), read (Lesen), recite (Wiederholen), review (Vortragen) und bezeichnet die einzelnen Schritte des Lese- sowie Lernvorgangs.
Überblick
Zuallererst verschaffen Sie sich einen Überblick über die Inhalte und den Schreibstil des Textes. Manche Texte lassen sich sehr leicht lesen, andere wiederum überhaupt nicht, da sie zum Teil mit Fachbegriffen durchsetzt sind, die den Lesefluss erschweren. Schauen Sie sich das Inhaltsverzeichnis und die einzelnen Kapitelüberschriften an. Danach lesen Sie die Einleitung und das Fazit. Auf diese Weise erhalten Sie einen Einblick in die Thematik der Lektüre und sind in der Lage, die benötigte Zeit besser einschätzen zu können.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, können Sie auch die Technik des Querlesens anwenden. Hierbei wird der Text überflogen, von der linken oberen bis zur rechten unteren Ecke. Dabei wird auf Stichworte und Hervorhebungen im Text geachtet, um so auf den Inhalt schließen zu können.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, spezielle Schnelllesetechniken zu erlernen. Zu solchen Techniken zählt z. B. das Speedreading nach Tony Buzan. Der Vorteil des Schnelllesens besteht darin, in kürzester Zeit große Textmengen lesen zu können. Der Nachteil liegt wiederum in der Technik, die erst erlernt werden muss.
Fragen
Nachdem Sie sich einen Überblick verschafft haben, sollten Sie Fragen an den Text formulieren. Was ist Ihnen zu diesem Zeitpunkt unklar? Was ist der Schwerpunkt des Textes?
Das Gelesene visualisieren
Es empfiehlt sich während und nach einer Lektüre, die Inhalte der Texte zusammenzufassen. Die Visualisierung und Rekapitulation dienen einem besseren Verstehen sowie Erinnern.
Stichpunkte
Schreiben Sie bereits während des Lesens wichtige Thesen und Fragen in Stichpunkten auf ein Blatt Papier oder in eine Schreibdatei. Achten Sie darauf, dass Sie sowohl die Kapitel, als auch die Seitenzahlen festhalten. Dies erleichtert Ihnen die nachträgliche Recherche und Sie sparen wertvolle Zeit.
Lesekarten
Eine klassische Methode zum Erinnern stellen Lesekarten dar. Auf einer Lesekarte vermerken Sie die wichtigsten Inhalte eines Texts, sodass Sie eine Zusammenfassung und die wichtigsten Thesen zur Hand haben. Zusätzlich können Sie weiterführende Fragen oder Unklarheiten festhalten.
Nun sind Sie in der Lage, die Inhalte auf Grundlage der Lesekarten zu wiederholen und in den wissenschaftlichen Kontext einzuordnen.
Wiederholen
Nachdem Sie die Texte gelesen und Lesekarten erstellt haben, sind Sie in der Lage, die Inhalte zu wiederholen. Hierbei können Sie ebenfalls die SQ3R-Methode anwenden. Dies bietet sich vor allem an, wenn Sie den Stoff für eine Prüfung wiederholen müssen. Sichten Sie, was Sie wiederholen wollen, formulieren Sie Fragen, lesen Sie sich ein, wiederholen Sie die Inhalte und tragen Sie diese anschließend vor.
Vortragen
Der letzte Schritt dient dazu, den gelernten Stoff einerseits aus dem Kopf zu wiederholen, um sich so selber zu testen. Andererseits können die Inhalte mit anderen in Verbindung gebracht werden. Auf diese Weise wiederholen Sie neue Kenntnisse und verknüpfen diese mit dem vorhandenen Wissen.
Abschluss
Ein Fernstudium kann aufgrund der Doppelbelastung anspruchsvoll sein, dennoch ist dies kein Grund, davon abzusehen. Mit der richtigen Organisation und passenden Lerntechniken sollte Ihrem erfolgreichen Fernstudium eigentlich nichts im Wege stehen.
(Bild: © goodluz – Fotolia.de)
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