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Wechsel zwischen Plenum und Kleingruppe

Die ersten beiden Arbeitsschritte finden im Plenum statt und liefern die Grundlage für die anschließenden Kleingruppenarbeiten. Durch die Art der Visualisierung steuert, strukturiert und fokussiert der Moderator den Prozess. Der erste Schritt dient der Auftragsklärung und der Konsensbildung. Im zweiten Schritt werden umsetzbare Arbeitspakete (Subsysteme) definiert. Da diese zum Teil wechselseitig voneinander abhängen, werden im Verlauf der Moderation immer wieder die realisierbaren Umsetzungsmöglichkeiten in Rückkopplungsschleifen identifiziert.

In den Kleingruppen, die sich nun basierend auf der benötigten Kompetenz an den Flipchart-Inseln im Raum bilden, werden die Arbeitspakete inhaltlich nach Art des Brainstormings ausdifferenziert. Dieser dritte Arbeitsschritt entspricht im Prinzip dem „Abladen“ gemäß der „Theorie U“, von Prof. Claus Otto Scharmer, die erst einen Freiraum für neue Möglichkeiten eröffnet. Wenn es erforderlich ist, möglichst viele inhaltliche Möglichkeiten zu generieren, können die Teilnehmer der Kleingruppen noch zusätzlich analog der Methodik des World-Café rotieren. Während die Teilnehmer „brainen“, begleitet der Moderator deren Aktivitäten aufmerksam, jedoch ohne sich inhaltlich einzumischen. Anhand des jeweiligen Arbeitsfortschritts in den Arbeitsgruppen steuert er den Zeitbedarf und führt zum Abschluss des dritten Arbeitsschritts.

Nach dem Sammeln der Möglichkeiten in Kleingruppen begeben sich alle Teilnehmer wieder ins Plenum – zum dialogischen Austausch und zur kritischen Hinterfragung. Haben die Teilnehmer ihre Beiträge nicht gegenseitig nach dem Rotationsprinzip inhaltlich ergänzt, kann dies nun galeriemäßig erfolgen. Ansonsten werden die Ergebnisse kurz präsentiert und im Sinne eines wertschätzenden Klärungsprozesses hinterfragt und diskutiert.

Während der gesamten Dynamischen Moderation findet ein dynamischer Wechsel zwischen Groß- und Kleingruppen-Arbeit statt. Dieser Wechsel fördert den Lern- und Entwicklungsprozess der Gruppe und sichert die Anschlussfähigkeit der Arbeitspakete. Auf diese Art und Weise wird das ganze Potenzial der Gruppe in einem sich selbst organisierenden Ablauf optimal genutzt.

Im weiteren Vorgehen werden die generierten Möglichkeiten priorisiert und in der Großgruppe kritisch hinterfragt, um Änderungsvorschläge zu platzieren und eventuell umzusetzen. Außerdem wird die Rangfolge der priorisierten Arbeitsschritte bestimmt, Lösungsvorschläge hierzu werden eingebracht und die Verantwortlichkeiten (wer macht was mit wem bis wann?) werden festgelegt.

Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung

Nach einer Dynamischen Moderation versteht jeder Beteiligte die Wechselwirkungen im System und weiß, was als nächstes zu tun ist. In der Basisvariante lernen die Teilnehmer zunächst mit dem „Tool“ an eigenen Themen zu arbeiten, um auch den Transfer in ihren beruflichen Kontext abzusichern.

Bei der Dynamischen Moderation stehen die Teilnehmer und nicht der Moderator im Zentrum des Geschehens. Der Moderator ist inhaltlich nicht involviert und glänzt auch nicht als Vorturner in Sachen Wissensvorsprung. Er ist ausschließlich für den Prozess verantwortlich, vertraut auf die Ressourcen der Gruppe und hilft ihr durch geschickte Interventionen auf der Prozessebene, diese zu entdecken und zu nutzen. Machtspiele sowie eine manipulative Steuerung und Instrumentalisierung der Teilnehmer als Inputgeber, um Fremdziele zu realisieren, haben bei dieser Art der Moderation keinen Raum.

Emotionen, die sonst gerne gedeckelt werden, thematisiert die Gruppe und macht sich diese als Ressource zugänglich. Hier ist der seismographische Fühler des Moderators gefordert, unterschwellige Themen zu benennen und „sichtbar“ zu machen, damit dieses Potential erschlossen werden kann.

Die Dynamische Moderation ist ein wirkungsvolles Instrumentarium für Leader und eine Selbstverpflichtung, an der eigenen Haltung und Einstellung zu feilen. Denn die dahinter liegenden Prinzipien – wie Mitarbeiterbefähigung, wertschätzende Anerkennung, Zusammenarbeit, Kreativität, Transparenz, systemisches Denken, Feedbackschleifen und Entwicklung/Veränderung – sind als Führungsinstrument ein Ausdruck der persönlichen Leadership-Performance innerhalb der Unternehmenskultur.

Anwendungsmöglichkeiten

Dynamische Moderation in der Basisversion wird eingesetzt bei Besprechungen sowie Stegreif-Meetings zum Beispiel für die Tages- und Wochenplanung und zum Lösen aktueller Probleme, die sich bei der Alltagsarbeit ergeben. Dynamische Teammoderation hingegen wird eingesetzt, um Konflikte zu lösen, Entscheidungen zu finden und Innovationen zu kreieren. Dynamische Leadership wiederum wendet die Prinzipien der Dynamischen Moderation an, um den Mitarbeitern den Raum für Eigeninitiative und -verantwortung sowie Umsetzungskompetenz zu geben. Und im Rahmen von Change-Projekten unterstützt Dynamische Moderation Projektteams in ihrer Regelkommunikation. In Verbindung mit Roadmaps wird die Planung erleichtert, transparent und leicht änderbar.

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Thomas Müllenholz

Thomas Müllenholz ist Partner im Leadership Development-Institut der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal. Er ist auf die Themenfelder Führungskräfteentwicklung sowie Changemanagement spezialisiert. Kontakt: thomas.mullenholz@kraus-und-partner.de, Tel.: 07251/989034.

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