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In der Januar-Ausgabe des Fachmagazins „Mittelstand Wissen“ beschrieben Dipl. Volkswirt Peter Rassidakis, Prof. Jochen Röpke und Dr. Cord Siemon was Selbstmanagement ist und wie es sich zusammensetzt. Lesen Sie Im Folgenden, wie Sie Ihren Arbeitsalltag produktiver und ausgeglichener gestalten können.

Von Dipl. Volkswirt Peter Rassidakis, Prof. Jochen Röpke und Dr. Cord Siemon

Selbstmanagement kann als eigenverantwortlicher Umgang mit persönlichen Ressourcen definiert werden, mit dem „Selbst“ also. Wer sein Selbst einfriert, verliert im Wettbewerb. Das Treffen der geeigneten Wahl, mit welchen persönlichen Mitteln eigene Ziele zu erreichen sind, ist vom Management des Selbst abhängig. Dabei kann jede Person als Unternehmer aufgefasst werden, der seine Mittel möglichst effektiv (das Richtige tun) und effizient (etwas richtig tun) einsetzt, um diese Ziele zu erreichen.

Die Fähigkeit zum Selbstmanagement ist in der heutigen Wettbewerbs- und Arbeitswelt unverzichtbar. Dies trifft vor allem bei Tätigkeiten zu, die unter dem von Peter Drucker eingeführten Begriff der „Knowledge-Workers“ fallen: Wissensarbeiter, die ihr Wissen für Wertschöpfungsprozesse einsetzen, gleichgültig, ob jemand als Unternehmer im Markt oder als Angestellter tätig ist. Selbstmanagement kann in die Bereiche Ziel- und Visionsmanagement, Ganzheitlichkeitsmanagement, Lernmanagement sowie Zeitmanagement unterteilt werden.

Entfällt eine dieser  Komponenten, so läuft der Einsatz persönlicher Ressourcen Gefahr, sich dauerhaft als ziellos, substanzlos oder ineffektiv zu erweisen.

Ziel- und Visionsmanagement

Die Wahrnehmung der Umwelt und die kreative Antwort auf Herausforderungen hängen von den Zielen und der visionären Ausrichtung einer Person ab. Dabei spielen die eigenen Werte eine entscheidende Rolle. Das, was Individuen für sich als wertvoll empfinden, fließt in ihre eigene Vorstellung eines wünschenswerten Zustandes. Aus der Vision entstehen Ziele. Sie stellen zukünftige Eckpfeiler dar, die einen näher zur eigenen Vision bringen.

Zielmanagement bedeutet, Handlungen so umzusetzen, dass keine unternehmerische Energie schwächende Über- und Unterforderung beim Verfolgen dieser Eckpfeiler entsteht, die Ziele effektiv und effizient erreicht werden und ein geeignetes Feedback-System permanent Ergebnisse zur Zielerreichung liefert. Die Art der Formulierung und die zeitliche Planung der Ziele nehmen dabei eine entscheidende Rolle ein.

Ganzheitlichkeitsmanagement

Individuen können als Systeme aufgefasst werden, wie es uns der Soziologe Niklas Luhmann zeigt. Er nennt sie psychische Systeme. Das System „Individuum“ besteht aus vier Dimensionen: seiner Kognition (seinem Geist), seiner Emotion, seinem Körper und seinem spirituellen, psychischen Bereich. Individuen verstehen ihre Umwelt und wirken auf ihre Umwelt über diese vier Dimensionen unternehmerisch ein. Diese vier Bestandteile müssen dabei im Einklang miteinander stehen.

Diesen Einklang zu erreichen leistet das Ganzheitlichkeitsmanagement. Das Verfolgen von Zielen, die nur eine Dimension zu befriedigen vermögen, birgt die Gefahr, dass die restlichen Bereiche soviel Stress auslösen, dass sich kurzfristig zwar Erfolge einstellen, die langfristige Gesamtleistung jedoch enorm leidet. Vielmehr ist es von Bedeutung, dass Vision, Werte und Ziele selbst ganzheitliche Dimensionen besitzen.

Lernmanagement

Eine Vision zu entwickeln und Ziele zu erreichen lässt sich als ein ständiger Lernprozess auffassen. Das Schließen der Lücke zwischen vorhandenen und notwendigen persönlichen Fähigkeiten (Ressourcen) geschieht durch Lernen. Lernmanagement bedeutet, mittels Reflexionsprozessen Inkompetenzen aufzuspüren und dadurch zu überwinden, dass man notwendiges Wissen und erforderliche Fähigkeiten für die Erreichung der persönlichen Ziele erlangt. Ein wirksames Lernmanagement besteht darin, solche Lernprozesse durchzuführen, die Informationen und Faktenwissen in Fähigkeiten transformieren.

Wissen ist stets individuell. Aus diesem Grund ist im Rahmen des Lernmanagements auch eine Reflexion über vorhandene Kompetenzen für ein erfolgreiches Selbstmanagement von hoher Bedeutung. Vor diesem Hintergrund kann Lernen als Prozess aufgefasst werden, der sich auf verschiedenen Lernebenen vollzieht. Es handelt sich dabei zum einen um die Ebenen des evolutorischen Lernens zur Entfaltung von Visions- und Reflexionskompetenz und zur Entwicklung derjenigen Fähigkeiten, die zur Verfolgung der unternehmerischen Ziele erforderlich sind. Zum anderen beinhaltet ein erfolgreiches Lernmanagement auch eine effiziente Form der Wissensaufnahme und –anwendung sowie der Optimierung des Gegebenen.

Zeitmanagement

Zeit kann weder verlängert noch verkürzt werden. Lediglich die Handlungen, die in einem gewissen Zeitrahmen geschehen, lassen sich gestalten. Zeitmanagement bedeutet, das Richtige zur richtigen Zeit zu bewältigen.

Doch was bedeutet „richtig“? Dazu ist eine Abgrenzung nach dringenden“ und „nicht-dringenden“ sowie nach „wichtigen“ und „nichtwichtigen“ Aufgaben unerlässlich. Diese Differenzierungen können nur von jedem Individuum selbst vorgenommen werden, da sie die Resultate seiner Ziele, Werte und Vision sind. Ein effektives Zeitmanagement besteht darin, sich Zeit für Aufgaben zu nehmen, die zwar wichtig, aber nicht-dringend sind. Dadurch ist ein Reflexionsprozess möglich, der die Wichtigkeit der jeweiligen Handlung überprüft und Lernprozesse für ihre wirksame Durchführung ermöglicht.

Die heutige „Wissensgesellschaft“ verlangt den Akteuren des Wirtschaftssystems ein hohes Maß an Fähigkeiten im Bereich des Selbstmanagements ab. Weder Ziele noch Lernkontexte und weder Zeit noch Balance werden von der Umwelt vorgegeben, sondern selbst geschaffen. Dass dies der einzige Weg ist, der zur beruflichen und persönlichen Zufriedenheit führt, zeigen uns fast alle Studien über Arbeitspsychologie und Organisationslehre.

„Wer über seine Vision spricht, verrät die Grenzen seines Horizonts“, stellte Joseph A. Schumpeter einst heraus. Durch erfolgreiches  Selbstmanagement erhöhen sich die individuellen Handlungsmöglichkeiten – der eigene Horizont erweitert sich.

Über die Autoren:
Dipl. Volkswirt Peter Rassidakis, Prof. Jochen Röpke und Dr. Cord Siemon sind Dozenten und Coaches des Marburger Förderzentrums für Existenzgründer aus der Universität (Mafex).

(Bild: © shockfactor – Fotolia.de)

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