Wenn es denn sein muss und wenn es gar nicht mehr anders geht, dann führen Vorgesetzte irgendwann gegen Ende des Geschäftsjahres eben ein Mitarbeitergespräch. Mehr Pflicht als Kür sehen beide Seiten darin – ohne die Chance zu erkennen, dadurch gemeinsam zu wachsen und voneinander zu profitieren. Voraussetzung dafür ist, dass das Mitarbeitergespräch keine Einbahnstraße bleibt, sondern sich zum aktiven Dialog entwickelt.
Je klarer unsere Gedanken sind, desto besser können wir diese unseren Gesprächspartnern vermitteln. Ein präziser Gedanke führt zu einer klaren Sprache und einem strukturierten Handeln. Geht es also, wie in einem Mitarbeitergespräch, um den Dialog, um Veränderungen in der Organisation oder andere gemeinsame Vorhaben, sollte eine entsprechende Vorbereitung selbstverständlich sein. Tür- und Angelgespräche haben beim Smalltalk vielleicht noch ihre Berechtigung, geht es um die Zusammenarbeit im beruflichen Umfeld, signalisiert ein wertvoller Rahmen eine Wertschätzung dem Gesprächspartner gegenüber.
Gezielt fragen – Sicherheit geben – Perspektiven aufzeigen
Mitarbeitergespräche werden oft nur deshalb geführt, weil etwas schiefgelaufen ist, durch organisatorische Umstrukturierungen auch Veränderungen für den Mitarbeiter anstehen oder es ansonsten irgendwelche nicht so erfreuliche Themen zu besprechen gibt. Dann spricht meistens der Vorgesetzte und der Mitarbeiter hört zu.
Der Sinn eines Mitarbeitergesprächs ist grundsätzlich ein anderer: Bei einem Austausch soll z. B. auch das Eigenbild mit dem Fremdbild verglichen werden und jeder Gesprächspartner wertvolle Impulse erhalten. Grundlage dafür ist es, weniger zu reden und mehr zu fragen. Die richtigen Fragen zum passenden Zeitpunkt erhöhen das Ergebnis. Dies schließt natürlich ein, dass die Führungskraft genauso offen für ein Feedback ist, wie sie dies vom Mitarbeiter erwartet.
Natürlich stehen bei einem Mitarbeitergespräch die fachlichen Leistungen auf dem Prüfstand. Aber auch ein Rückblick auf die persönlichen Entwicklungen bietet sich an, um in beiden Bereichen den Grad der Zielerreichung zu ermitteln bzw. weitere Fördermaßnahmen abzuleiten. Darüber hinaus dienen Mitarbeitergespräche auch dazu, Sicherheit zu vermitteln, klar zu kommunizieren, wohin das Unternehmen will und wie der Mitarbeiter in dieses Szenario eingebunden werden kann.
Lassen Sie gemeinsam die letzten Monate Revue passieren. Wer hat was von wem erwartet? Wurden diese Vorstellungen erfüllt, Zusagen eingehalten? Und wenn nicht, warum? Nutzen Sie dann aber vor allem den Blick nach vorne: Was soll in den nächsten Wochen und Monaten anders werden? Welche Ziele werden mit welchen konkreten Schritten verfolgt? Welche Perspektiven gibt es für den Mitarbeiter? Welche Erwartungen haben Sie als Führungskraft? Wie sieht dies der Mitarbeiter aus seiner Sicht?
Eine aktive Sprache führt zur Verbindlichkeit!
Wenn wir einmal genau überlegen, was wir tagtäglich sprachlich ausdrücken und ebenso genau hinhören, was andere Menschen sagen, werden wir feststellen, dass unsere Sprache oft sehr unkonkret ist. Eigentlich wollte ich pünktlich zu unserem Termin kommen, (wollte er nun oder wollte er nicht?), unter Umständen (welche) würde ich versuchen (wird er es tun oder nicht?), wahrscheinlich (ja oder nein?) gelegentlich (?) ein bisschen mehr (?) zu arbeiten.
Unsere Sprache transportiert entweder Unsicherheit oder Sicherheit. Mit einer aktiven Sprache übernehmen Führungskräfte Verantwortung für das eigene Handeln und beweisen im Mitarbeitergespräch Souveränität. Oft wundern sich diese, z. B. wenn nach einem Gespräch, in dem sie einem Mitarbeiter gegenüber Wünsche geäußert haben, nichts passiert. Werden diese nicht erfüllt, handelt es sich meistens nicht um böse Absicht (was wir unserem Gesprächspartner nur allzu oft und schnell unterstellen), sondern unsere Anweisungen waren einfach nicht präzise formuliert. Nutzen Sie die folgenden Tipps, damit Mitarbeitergespräche im Unternehmen zukünftig als Bereicherung gesehen werden und die Ergebnisse für alle Beteiligten ebenso deutlich erkennbar wie erfreulich ausfallen:
- Bereiten Sie sich auf jedes geplante Mitarbeitergespräch – das gilt für den Vorgesetzten ebenso wie für den Mitarbeiter – gewissenhaft vor.
- Sorgen Sie als Führungskraft für ein angenehmes Gesprächsklima.
- Entwickeln Sie sich vom Zuhörer über den Hinhörer zum Hineinhörer.
- Führen Sie durch Fragen das Gespräch, nutzen Sie öffnende Fragen (Wie?, Was?, Welche?), damit Informationen fließen.
- Definieren und vereinbaren Sie ein gemeinsames Gesprächsziel.
- Nutzen Sie die proaktive Sprache und zeigen Sie damit Souveränität.
- Verbleiben Sie am Ende des Mitarbeitergesprächs konkret.
- Überzeugen Sie, falls nötig, mit Begründungen.
- Seien Sie authentisch in Mimik, Gestik und Sprache.
- Egal was Sie sagen, wichtig ist, was Ihr Gesprächspartner versteht.
(Bild: © velusariot – Fotolia.com)
Eine kontinuierliches Feedback sollte auch unterjährig erfolgen, zudem sollte man sich auch auf das Mitarbeitergespräch gezielt vorbereiten, damit Mitarbeiter und Führugskräfte gemeinsam an den Zielen arbeiten können.
Ein Leitfaden kann schon unterstützend wirken http://www.das-mitarbeitergespraech.de/leitfaden.php
Ein sehr interessanter Artikel, Herr Bergauer. Vor allem das Aufzeigen von Perspektiven und die Zukunftsorientierung sind effektiv sehr wichtig. Und: Je nach Gesprächsanlass auf Handlungsorientierung oder auch Commitment-Wirkung achten, Wichtiges und Kernaussagen, Entscheidungen und Vorgehensweisen zusammenfassen, sich auf Niveau, Sprechtempo und Wortwahl des Gegenübers einstellen, gute Ideen und Meinungen ehrlich loben und last but not least – Gespräche zuweilen mit Humor, etwas Selbstironie oder einer Anekdote auflockern.