Als junge Unternehmensberatung wurde die VEND consulting GmbH im Januar 2004 gegründet. Bereits vor dem Zusammenschluss sind die vier Gründungsmitglieder als selbstständige Unternehmensberater tätig gewesen.
Die Durchführung des Wirtschaftsforums Nürnberg 2004 bringt die vier Kollegen und Freunde noch näher zusammen. 2009 schaffte es das junge Unternehmen schließlich in die Endausscheidung bei der Verleihung des Bayerischen Gründerpreises in der Kategorie „StartUp“.
Unternehmer.de sprach mit Christian Oswald, Geschäftsführer und Gründer der VEND GmbH, über seinen Weg in die Selbstständigkeit.
Idee & Entschluss
Herr Oswald, wann und wie reifte in Ihnen der Entschluss, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen?
Christian Oswald: Bewusst eigentlich nie! Zunächst war da eine Idee von vier Freunden, die sich aus dem Studium kannten. Dann war es ein Projekt und die Gründung einer GmbH war mehr eine Formsache. Später war es wahrscheinlich mehr eine Chance als ein Risiko, die man dann zu viert ausreichend positiv gestalten konnte. Erst mit dem eigenen Businessplan, mit einer Strategie, die sich auch auf das operative Geschäft und konkrete Ziele runterbrechen ließ, und vor allem mit der zunehmenden Personalverantwortung reifte bei mir retrospektiv auch das Bewusstsein, tatsächlich Unternehmer zu sein.
Was waren Ihre größten Ängste und Bedenken bei dem Gedanken an Ihre Unternehmensgründung?
Christian Oswald: Eigene Ängste und Bedenken hatten wir kaum, unser Umfeld, Familie, Freunde etc. dafür umso mehr. Oft hörten wir den Satz, so ein Business wie wir es planen, würde ohne einschlägige Berufserfahrung auf keinen Fall funktionieren. Daher wurde uns immer angetragen, zunächst in einer Festanstellung Erfahrung zu sammeln und dann später in die Selbstständigkeit zu wechseln. Umtriebigkeit und Ungeduld ist vielleicht eine Stärke von uns, daher wussten wir: Jetzt oder nie. Außerdem vertrauten wir auf die jeweiligen Stärken und Erfahrungen aus studentischen Projekten eines jeden einzelnen von uns. In Summe hatten wir vielleicht das, was wir nach Meinung Externer erst im Konzern hätten lernen sollen.
Geholfen hat natürlich auch das für uns überschaubare Risiko. Ein vielversprechender Kunde war gewonnen, ein weiterer in der Pipeline und mit zwei halben Stellen an der Uni war auch schon mal eine gewisse Grundversorgung gewährleistet. Ängste und Bedenken kamen erst später mit der zunehmenden Verantwortung. Man stellt sich dann doch die Frage, wie man es je schaffen kann, mal ein Familienleben mit dem Leben eines Unternehmers zu vereinen. Zeit ist ein sehr kostbares Gut und als Unternehmer hat man sie nie. Es treibt einem ständig die Angst, Zeit irgendwie nicht sinnvoll zu nutzen.
Finanzierung & Existenzgrundlage
Thema Finanzierung: Welche Quellen standen Ihnen bei der Gründung zur Verfügung?
Christian Oswald: Finanzierung und Gründung bei einer Beratungsgesellschaft zählen nicht zu den bedeutenden Herausforderungen: Wir hatten aus rein privaten Quellen finanziert und bis heute konnten wir sämtliche Investitionen auch ohne Fremdkapital tätigen.
Gab es Momente nach der Gründung, in denen existenzielle Unsicherheiten in Ihnen aufkamen?
Christian Oswald: Existenzielle Unsicherheit? Ich denke nicht. Klar gibt es schwierige Zeiten. Zahlungsmoral, sich verschiebende Aufträge und mal wenig stringent durchdachte Personalentscheidungen. Aber im Kern sitzt man in einem Boot mit drei weiteren Gesellschaftern, mit denen man gute und schlechte Zeiten teilt. Schlechte Zeiten treiben Menschen immer näher zusammen und das ist dann wohl auch der Grund dafür, dass man in solchen Situationen doch immer wieder die Schlagzahl merklich erhöhen kann.
Wenn Sie heute zurückblicken: Was waren die größten Fehler, die Sie vor oder während Ihrer Gründung begangen haben?
Christian Oswald: Fehler lassen sich nicht vermeiden. Wichtig ist, Fehler nicht zu wiederholen und ein gewisses Gespür für heikle Situationen zu entwickeln. Gespür meint aber nicht, ausschließlich auf weiche Faktoren zu vertrauen. Grundvoraussetzung muss immer sein, die Fakten zu kennen und zu beherrschen. Nur so ist man in einem aktiven Zustand, der es einem erlaubt zu agieren. Ich denke, unsere Fehler entstanden in Situationen, in denen wir mehr reagiert als agiert haben. Da geht es um Entscheidungen in Situationen, die einem neu sind, deren Tragweite einem vielleicht nicht bekannt ist, Entscheidungen, die vielleicht auch etwas unbequem sind. In einem Fall reagiert man vielleicht etwas vorschnell, ohne die Fakten sauber zu sortieren, im anderen Fall verpasst man die Entscheidung gänzlich und es bleibt einem nur noch das Akzeptieren. Große Fehler – nein – das paart sich mit großen Enttäuschungen, und ich würde sagen, wir besitzen ausreichend Nehmerqualitäten. Man muss sich auch immer wieder vor Augen halten, dass wir doch sehr schnell gewachsen sind und die eigenen Strukturen da kaum mithalten können.
Erfolge & Meilensteine
Jetzt zum Positiven! Worauf sind Sie im Rückblick besonders stolz, was waren Ihre größten Erfolge?
Christian Oswald: Stolz? Nein! Ich glaube nicht, dass man schon Großes erreicht hat. Klar gibt es Ereignisse, die einem positiv stimmen und neu motivieren. Z.B. die Nominierung zum Bayerischen Gründerpreis, Teamausflüge, zu denen man doch schon fünf Firmenwagen braucht, um alle an Bord zu bekommen, Kunden- und Mitarbeiterbefragungen, in denen man positives Feedback erhält. Ich glaube auch das Gefühl, mal die Million im Jahresumsatz zu sehen, war ein ganz besonderer Augenblick.
Das sind aber alles nur Momentaufnahmen. Im Kern muss der Alltag passen. Nach langen Diskussionen sich auf einen Weg zu einigen, einen scheinbar beratungsresistenten Kunden von seinem Weg zu überzeugen, andere Leute auf ihrem Weg weiterzubringen, seien es Kunden oder auch eigene Mitarbeiter, und Erfolge von Kunden nach langem und steinigem Weg gemeinsam zu feiern – da fühlt man sich gut.
Ich bin der Überzeugung, das Gefühl von Stolz setzt eine Aufgabe voraus, die scheinbar nicht zu bewältigen ist und zu deren Erfüllung ein enormer Arbeitseinsatz gezeigt werden muss, der sowohl von Durchhaltevermögen als auch von Qualität in der Aufgabenlösung gekennzeichnet ist. Diese Form von Stolz kennen wir.
Tipps & Ratschläge
Welche Tipps würden Sie Menschen geben, die sich gerade im Moment mit dem Gedanken beschäftigen, ein Unternehmen zu gründen?
Christian Oswald: Meine persönliche Meinung: Geschäft vom Markt her und in Kundennutzen denken – Businessplan schreiben – den Rat kritischer Menschen einholen – Netzwerke nutzen – und das „Machen“ nicht vergessen. Klar muss ich hier schon auch empfehlen, unsere Leute aus dem Business Development Team zu kontaktieren. Hier gibt es dann Tipps zu Fördergeldern, gnadenlos ehrliches Feedback mit konkreten Verbesserungsvorschlägen, anpackende Hilfe und natürlich Kontakte zu vielen anderen Gründern.
Angenommen Sie stünden jetzt kurz vor der Gründung. Würde die aktuelle Wirtschaftslage Ihre Entscheidung beeinflussen?
Christian Oswald: Ich glaube nicht. Es wäre wahrscheinlich eine Risikoüberlegung auf der persönlichen Ebene. Die Jobs, in denen ich alternativ gern arbeiten würde, sind aktuell nicht sicher. Also kann ich auch gründen, zumal der Staat Gründer ja aktuell stark unterstützt und ich auf Kapital nicht groß angewiesen wäre. Risiko ist eher die Nachfrageseite. Mit einem sicheren Projekt in die Selbstständigkeit zu starten, ist schwer, weil das Wörtchen „sicher“ heutzutage mehr als Verkaufsargument genutzt wird als für einen verlässlichen Planungszustand zu stehen.
Charakter & Überzeugungen
Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss, um sich als selbstständiger Unternehmer behaupten zu können?
Christian Oswald: Wahrscheinlich viele. Als relevant erachte ich persönlich Ehrlichkeit gepaart mit Wahrhaftigkeit und zwar in dreierlei Hinsicht. In Richtung Kunde: Seinen Job muss man beherrschen und es müssen auch überzeugende Ergebnisse geliefert werden. Sich hinter Eitelkeiten und Alibiberatung zu verstecken wird sich langfristig nicht auszahlen.
In Richtung Mitarbeiter: Die Motivation kann nur aus einer überzeugenden wahrhaftigen Darstellung der eigenen Unternehmensphilosophie kommen. Man muss Vorbild sein und die eigenen Werte vorleben. Das ist oft schwierig, aber nur so bleibt man glaubwürdig und nur so kann man Leute für seine Ideen begeistern.
In Richtung sich selbst: Als Unternehmer wird man nie die Freizeit und das scheinbar beschwerdefreie Leben führen können, wie das in anderen Berufen der Fall ist. Dies sollte man früh erkennen, akzeptieren und ehrlich an Frau und Freunde kommunizieren.
Ziele
Sie sind jetzt Ihr eigener Chef: Käme ein Dasein als Angestellter überhaupt noch in Frage?
Christian Oswald: Ich glaube, ich hätte damit kein Problem. Es gibt Kundenprojekte, da bin ich nicht der Chef, sondern ein ganz normales Projektmitglied mit fachlichen Aufgaben. Da lernt man viel und es ist auch mal schön, sich rein auf die fachliche Herausforderung zu konzentrieren.
Was sind Ihre Ziele als Unternehmer?
Christian Oswald: Beratung auf den Punkt! Klarer Beratungsansatz, methodisch stark und hohe Umsetzungsorientierung – Beratung, die Ergebnisse liefert und Umsetzung begleitet, die für ihre Empfehlungen einsteht, deren Qualität geschätzt wird und von deren Früchte viele Mitarbeiter für ihre außergewöhnliche Leistung entsprechend belohnt werden.
Herr Oswald, wir bedanken uns für dieses Gespräch!
Interessantes Interview. Danke.