Im Interview verrät uns Heiner Häntze, Gründer von VoluNation, wie aus einem Verein zur Vermittlung von Freiwilligen in Entwicklungsländer ein eigenes professionelles Unternehmen wurde und wie es mit der Gründung klappt.
unternehmer.de: Wer seid Ihr und was macht Ihr?
H. Häntze: Wir haben uns darauf spezialisiert, Freiwillige in Entwicklungsländer zu vermitteln. Jeder, der Auslandserfahrungen sammeln möchte, kann sich bei uns anmelden. Das Alter spielt dabei keine Rolle, bisher haben wir noch für jeden das passende soziale Projekt gefunden. Entstanden ist das Ganze als Ausgliederung aus einem gemeinnützigen Verein. Aktuell können wir Freiwillige weltweit in 14 Länder schicken, in denen wir überall mit geprüften Partnern und Projekten zusammenarbeiten.
unternehmer.de: Wie seid Ihr auf Eure Geschäftsidee gekommen und wann kam es zum Entschluss, tatsächlich ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen?
H. Häntze: Im Verein stand eines Tages die Überlegung im Raum, die Vermittlung von Freiwilligen auszugliedern. Als das immer konkreter wurde, beschloss unser Geschäftsführer, die Vermittlungen zu übernehmen und auszubauen. Wir alle haben Erfahrungen aus verschiedenen sozialen Bereichen, sind in unserer Freizeit ehrenamtlich aktiv, lebten längere Zeit im Ausland und beantworteten fast täglich Anfragen zum ehrenamtlichen Engagement im Ausland. Wir wussten also von Anfang an, worüber wir sprechen und wo unsere Kompetenzen liegen.
unternehmer.de: Was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?
H. Häntze: Das meiste lief über ganz normale Mund-zu-Mund-Anfragen. Da kannte einer jemanden, der jemanden kannte, welcher gehört hatte, dass da jemand ist der jemanden kennt – zum Schluss saßen wir dann an einem Tisch und haben gemerkt, dass wir zusammenpassen. Dann ging es los.
Gründen heißt viel Verantwortung
unternehmer.de: Was waren eure größten Ängste und Bedenken bei der Unternehmensgründung?
H. Häntze: Jedem Gründer geht natürlich im Kopf rum, was passiert, wenn das Unternehmen nicht klappt. Wie wird der Kredit zurückgezahlt? Wie zahlen wir die Gehälter nächste Woche? Dahinter steckt ja auch jede Menge Verantwortung. Da wir einen bestehenden Geschäftsbereich übernommen und ausgebaut haben, behielt der Optimismus aber zu recht die Oberhand ;)
Im Sozialsektor hat man immer das Problem, dass man mehrere Bedürfnisse befriedigen muss. Unsere Kunden wollen natürlich etwas erleben und ihren Horizont erweitern. Gleichzeitig wollen sie Hilfe leisten, die auch wirklich gebraucht wird und sie wollen, dass Geld, das sie bezahlt haben, in die Projekte fließt. Dass es da sehr viele Nachfragen geben wird, war uns von Anfang an klar.
unternehmer.de: Wie war das Feedback auf eure Gründung?
H. Häntze: Durchwachsen! Die meisten Bekannten haben natürlich gefragt „Damit kann man wirklich Geld verdienen?“ Das Feedback unserer Kunden war von Anfang an besonders motivierend. Wir haben es ja mehrheitlich mit sozial sehr engagierten Menschen zu tun, die genau spüren, ob sie im Projekt wirklich gebraucht werden. Deren positive Feedbacks haben uns angespornt und gezeigt, dass wir genau auf dem richtigen Weg sind. Nur mit der Aussprache des Firmennamens tun sich manche noch schwer, aber das ist völlig OK.
unternehmer.de: Wie finanziert Ihr Euch?
H. Häntze: Wir finanzieren uns ausschließlich aus Eigenkapital und aus dem Geld der Kunden. Da lediglich 4 – 5% der gezahlten Gelder auch wirklich bei uns bleiben, müssen wir auch für entsprechend viele Kunden sorgen. Am Anfang haben wir eine Startfinanzierung als Kredit in Anspruch genommen, welcher aber bereits vollständig getilgt wurde.
„Das hat am Anfang einige Kritiken gehagelt“
unternehmer.de: Was waren die größten Fehler, die Ihr vor oder während der Gründung begangen habt?
H. Häntze: Was definitiv kein Fehler ist: Wir sind sehr streng bei der Auswahl der Partner, mit denen wir zusammenarbeiten. Um zu gewährleisten, dass alle Freiwilligen in guten und sinnvollen Projekten arbeiten, haben wir deshalb vor Ort Besuche gemacht, uns mit den Projektverantwortlichen und den Partnern unterhalten, die Anwohner befragt usw. Dabei haben wir aber vergessen dafür zu sorgen, dass in den Gastfamilien und Freiwilligenhäusern immer Internetanschluss ist – nahezu alle Freiwilligen legen darauf sehr großen Wert. Das hat am Anfang einige Kritiken gehagelt, aber inzwischen ist überall Internet vorhanden oder zumindest ein Internetcafé in unmittelbarer Nähe.
unternehmer.de: Jetzt zum Positiven! Was waren Eure größten Erfolge?
H. Häntze: Durch das Engagement unserer Freiwilligen und ihre große Spendenbereitschaft konnten wir ein Straßenkinderheim vor der Schließung retten. Das Haus, in dem sich das Kinderheim befindet, liegt in bester und zentraler Stadtlage und sollte Platz für ein Neubauprojekt machen. Durch den Einsatz aller Beteiligten ist es gelungen, dieses Projekt zu verhindern.
unternehmer.de: Welche Tipps würdet Ihr angehenden Existenzgründern geben? Was ist vor allem in der Gründungsphase und kurz danach besonders wichtig?
H. Häntze: Verabschiedet euch von dem Traum eines geregelten Jobs in einer normalen 40-Stunden-Woche. Ihr solltet bereit sein, jede freie Minute für euer Projekt zu opfern und euer Herzblut sollte in dem Projekt stecken. Unser Projekt wäre nicht dort, wo es jetzt ist, wenn wir uns nicht alle Vollzeit eingesetzt hätten. Eine Idee kann jeder haben, aber die Umsetzung ist entscheidend. Wenn ihr schneller und besser als eure Konkurrenten seid, wird es klappen.
Entscheidend ist das Durchhaltevermögen
unternehmer.de: Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss für Gründer?
H. Häntze: Wir haben introvertierte und extrovertierte Gründer kennen gelernt. Es gibt detailverliebte und oberflächliche, Spezialisten und Generalisten. Das einzige, was alle verbindet, ist eine hohes Durchhaltevermögen und die Fähigkeit zu wissen, welche Arbeiten man selber kann und welche Arbeiten man besser ausgliedert oder delegiert.
unternehmer.de: Was würdet Ihr unseren Lesern empfehlen, um im Urlaub von der Arbeit abschalten zu können?
H. Häntze: Ich selber halte es auch im Alltag so, dass ich keine Arbeit auf mein Smartphone lasse – dies schließt WhatsApp und E-Mails ein. Meine Kollegen wissen, dass Sie mich anrufen müssen, wenn ich nicht im Büro bin – dies sorgt dafür, dass man in seiner Freizeit nicht die ganze Zeit mit Arbeitsangelegenheiten zugeschüttet wird und besser ausspannen kann. Klar ist aber auch, dass es immer eine Vertretungsregelung geben muss.
Keine Kompromisse eingehen müssen
unternehmer.de: Was wünscht ihr euch für die Zukunft? Wo wollt ihr euch hin entwickeln?
H. Häntze: Auch wenn es seltsam klingt: Wir wollen den Status Quo halten. Aktuell können wir dafür sorgen, dass die Freiwilligen in guten Projekten untergebracht und auch wirklich gebraucht werden. Wenn wir weiter wachsen, müssen wir Kompromisse in unserem sozialen Anspruch eingehen und dies wollen wir nicht. Wir vermitteln wie am Anfang erläutert ausschließlich in streng überprüfte Projekte. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, auch wenn wir dadurch vielleicht den einen oder anderen Freiwilligen auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten müssen. Im Schnelldurchlauf Freiwilligenplätze aus dem Boden stampfen, das wollen wir nicht.
unternehmer.de: Vielen Dank für das Interview!
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Hat das ChatGPT geschrieben...das liest sich nämlich so. So bescheuert generischer kreativ Business Mist Also, ich werde eurer Seite nicht…
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