Dass Öko nicht gleich langweilig ist, beweist das Unternehmen Bleed Clothing: Das 2009 gegründete Label stellt organische Sportbekleidung her und verwendet für die Produktion ausschließlich ökologisch angebaute Rohstoffe. Die Kollektionen des Unternehmens aus dem oberfränkischen Helmbrechts kommen vor allem in der Skater-Szene gut an. Unternehmer.de sprach mit Michael Spitzbarth, dem Inhaber und Gründer von Bleed Clothing.
Unternehmer.de: Was unterscheidet ein T-Shirt von Bleed Clothing von einem herkömmlichen Shirt aus dem Einzelhandel?
Michael Spitzbarth: Der Unterschied liegt in den verwendeten Materialien sowie dem gesamten Herstellungsprozess. Begonnen wird hierbei bereits beim Anbau der Bio-Baumwolle, hier verzichtet Bleed Clothing auf die Verwendung von Chemikalien und Pestiziden. Bei der Produktion legen wir sehr großen Wert auf die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards und möglichst kurze Transportwege, um die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten. Wenn man ein Bleed Clothing-Shirt kauft kann man sich also sicher sein, ein fair hergestelltes T-Shirt ohne Chemikalien zu kaufen.
Unternehmer.de: Wie kamen sie auf die Idee, organische Sportbekleidung herzustellen?
Michael Spitzbarth: Der Umweltgedanke wird heutzutage für viele Menschen immer wichtiger. Ich lege selbst gesteigerten Wert auf einen nachhaltigen Lebensstil, außerdem bin ich selbst leidenschaftlicher Sportler, von daher lag die Geschäftsidee praktisch auf der Hand.
Unternehmer.de: Wann reifte in Ihnen der Entschluss, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen?
Markus Spitzbarth: Begonnen hat alles mit einem Design-Studium im Bereich Textil mit dem Schwerpunkt Produktion. Nach dem Studium war ich Freelance-Designer und habe für verschiedene Firmen im Sportswear- und Outdoor-Bereich gearbeitet. So habe auf diesem Wege auch einige Produktionsstätten von innen gesehen. Dadurch habe ich natürlich auch die Schattenseiten der Textilproduktion kennengelernt.
Es steht außer Frage, dass Kinderarbeit und gesundheitsschädliche Herstellungsverfahren, die sowohl dem Arbeiter als auch dem Konsumenten schaden, absolut unvertretbar sind. Ich habe mir zur Aufgabe gemacht zu beweisen, dass das auch anders geht.
Unternehmer.de: Was waren Ihre größten Ängste und Bedenken bei dem Gedanken an Ihre Unternehmensgründung?
Michael Spitzbarth: An erster Stelle spielten bei der Unternehmensgründung die finanziellen Mittel eine große Rolle. Der Kapitalaufwand bei der Gründung beinhaltet weit mehr als nur das Vorfinanzieren von Waren. Das Unternehmen bekannt zu machen, der Personalaufwand, die Geschäftsausstattung oder der Webauftritt – das alles ist für ein neu gegründetes Unternehmen nur schwer zu stemmen.
Darüber hinaus sorgte ich mich auch, ob mein Produkt am Markt überhaupt angenommen wird und genügend Nachfrager in dieser Nische vorhanden sind.Mittlerweile hat die Entwicklung gezeigt, dass es sich um weit mehr als nur eine Nische handelt und dass sogar Otto-Normalverbraucher Wert auf nachhaltige Produkte legen.
Eine weitere Herausforderung war es, sich das ganze Know-how einer komplett umweltfreundlichen Herstellung anzueignen, was ein langer aber überaus interessanter Weg war. So hat es fast drei Jahre gedauert, einen Partner für die Produktion zu finden, der zum Einen unseren Ansprüchen bezüglich Zertifizierungen (ökologisch und fair) gerecht wird und zum Anderen auch im Stande ist, innovative Materialien zusammen mit uns zu testen und später in die Serie zu bringen. Wir sind sehr stolz einen solchen Partner innerhalb der EU in Portugal gefunden zu haben und freuen uns auf eine langfristige Partnerschaft.
Unternehmer.de: Wurden Sie bei der Unternehmensgründung unterstützt?
Michael Spitzbarth: Leider haben wir kaum Unterstützung oder Förderungen bekommen. Was uns am Anfang sehr geholfen hat, war der Brandnew Award der weltgrößten Sportmesse der ISPO. Hier haben wir die Möglichkeit bekommen, unsere innovative Produktpalette einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.
Unternehmer.de: Gab es auch Momente nach der Gründung, in denen existenzielle Unsicherheiten bei Ihnen aufkamen?
Michael Spitzbarth: Probleme und Ängste begleiten mich natürlich schon von Beginn an. Das Jahr 2009 war wirtschaftlich ein sehr schwieriges Jahr, dazu kam noch, dass in dieser Zeit das Thema Nachhaltigkeit noch kaum in den Köpfen der Menschen war. Aber wenn man selbst von seiner Idee absolut überzeugt ist, kann man auch viele andere „anstecken“.
Unternehmer.de: Was waren die größten Fehler, die Sie vor oder während Ihrer Gründung begangen haben?
Michael Spitzbarth: Sicherlich macht man am Anfang den ein oder anderen Fehler. So hat es bei mir immer Defizite auf der betriebswirtschaftlichen Seite gegeben, da ich eigentlich aus dem Kreativ-Bereich komme. Hier musste ich sehr viel lernen und meine Erfahrungen machen. Auch im im Marketing-Bereich mussten wir viel testen und ausprobieren, um zu erfahren, wie wir unsere Zielgruppe am besten erreichen können. Aber Fakt ist, dass jeder Fehler zwar auch Geld kostet, aber man auch unglaublich viel für die Zukunft mitnimmt.
Unternehmer.de: Worauf sind Sie im Rückblick besonders stolz, was war bisher Ihr größter Erfolg?
Michael Spitzbarth: Besonders stolz bin ich darauf, das Thema Umweltschutz im Allgemeinen weiter voran zu bringen und mittlerweile haben wir auch sehr viele Junge Menschen mit dem Thema Nachhaltigkeit „infizieren“ können. Wir haben von Anfang an versucht das Öko-Thema mit einer gehörigen Portion „Coolness“ an die jungen Leute zu bringen und im Moment bekommen wir auch viel positives Feedback von der jungen Generation zurück, was uns natürlich ermutigt weiterhin zu kämpfen und uns über neue und innovative Produkte den Kopf zu zerbrechen.
Als unseren größten Erfolg würde ich den PETA Progress Award bezeichnen, den wir als das tierfreundlichste Modelabel 2011 erhalten haben.
Unternehmer.de: Welche Tipps würden Sie Menschen geben, die sich mit dem Gedanken beschäftigen, ein Unternehmen zu gründen?
Michael Spitzbarth: Wenn man selbst von seinem Produkt überzeugt ist, sollte man sich nicht von seinem Weg abringen lassen und geradlinig sein Ziel verfolgen. Augen zu und durch.
Unternehmer.de: Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss, um sich als selbstständiger Unternehmer behaupten zu können?
Michael Spitzbarth: Selbstbewusstsein ist aus meiner Sicht ein absolutes Muss. Weiterhin muss man ein Ziel vor Augen haben sowie die Willenskraft, das zu erreichen. Außerdem geht es mir zumindest so, dass ich vollkommen hinter einer Sache stehen muss, um Erfolg damit zu haben.
Des Weiteren sollte man auch die Fähigkeit besitzen, sich selbst in schlechten Zeiten zu motivieren – und natürlich später auch das ganze Team. Es gibt immer wieder Probleme, die gelöst werden wollen und die ein strukturiertes Denken erfordern sowie schlechte Phasen, in denen es sehr schwer fällt sich zu motivieren.
Wenn man aber auch in solchen Phasen einen kühlen Kopf behält und mit Vollgas nach vorne geht, dann ist man wohl der geborene Unternehmer.
Unternehmer.de: Sie sind jetzt Ihr eigener Chef: Käme ein Dasein als Angestellter überhaupt noch in Frage?
Michael Spitzbarth: Bevor ich mein eigener Chef wurde habe ich als Freelance-Designer gearbeitet und war ebenfalls selbstständig für die Akquise sowie Ausführung von Aufträgen verantwortlich. Von daher kenne ich es gar nicht anders. Da ich nicht vorhabe mein Unternehmen jemals aufzugeben, werde ich wohl nie Zeit für ein Dasein als Angestellter haben.
Unternehmer.de: Was glauben Sie, wo steht Bleed Clothing in fünf Jahren?
Michael Spitzbarth: Wir hoffen, dass wir mit Bleed in fünf Jahren noch mehr Menschen für das Thema ökofaire Produktion und Umweltschutz begeistern können. Und wir hoffen auch, dass wir uns in fünf Jahren auf dem deutschen Markt gefestigt haben und das Image als „DAS umweltfreundliche Sportswear-Label“ beibehalten und unsere Geschäftsbeziehungen ins Ausland weiter ausbauen können.
Unternehmer.de: Herr Spitzbarth, vielen Dank für das Interview.
(Bilder: © af photo – fotolia.de, Bleed Clothing)
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