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Gesundheit ist ein Riesenthema in unserer Gesellschaft. Im Privatleben wünschen wir Gesundheit für uns selbst und unsere Lieben, Unternehmen wünschen sich gesunde MitarbeiterInnen, damit sie letztlich auch „gesunde“ Bilanzen vorlegen können. Es werden „gesunde“ Bürostühle angeschafft, auch Seminare gehalten im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Aber viel hat sich nicht verbessert, weil zu selten der Mensch im Mittelpunkt steht, weil zu viel theoretisiert wird und weil MitarbeiterInnen nicht zum Selbstmanagement angeleitet werden – hierfür gibt es die Betriebliche Gesundheitsförderung. Wir sollten praktischer werden und mehr handeln statt reden, denn Gesundheit lässt sich erleben.

Work-Life-Balance gerat zu oft in Schieflage – wieso?

Die Arbeitswelt und ihre Strukturen befinden sich im steten Wandel. So geht die Richtung immer weiter hin zu einer Informations- und Dienstleistungsgesellschaft, einem höheren Arbeitstempo bei steigendem Arbeitspensum sowie Veränderungen im Altersaufbau der Erwerbstätigen. Die Globalisierung und damit der Anspruch der Unternehmen, international wettbewerbsfähig zu bleiben, leisten ihr übriges. Diese strukturellen Veränderungen haben unweigerlich großen Einfluss auf das Leben der ArbeitnehmerInnen.

Zusätzliche Verpflichtungen im privaten Alltag sorgen dafür, dass die Menschen sich gestresst, unmotiviert und erschöpft fühlen. Studien belegen, dass für jeden Fünften Stress ein Dauerzustand ist. Auch chronisch degenerative Krankheitsbilder (z.B. Muskel- und Skelettkrankheiten) prägen das Bild. Rückenschmerzen sind fast eine Volkskrankheit und Herz-Kreislaufkrankheiten sowie psychische Erkrankungen nehmen zu. Die Ursachen sind vielfältig. Auch zu finden im modernen Lebensstil, der von Fast Food, Alkoholkonsum, Rauchen, Zeitdruck, Oberflächlichkeit und Bewegungsmangel begleitet wird.

Die Work-Life-Balance gerät insgesamt zu oft in Schieflage – Krankheit ist die Folge. Das ist nicht gut für die Einzelnen und schlecht für das Unternehmen, denn jede Leistungsminderung und jeder Arbeitsausfall macht sich wiederum auf die Produktivität der Unternehmen und damit wirtschaftlich bemerkbar. Motivation und Unternehmensbindung können nachlassen.

Megatrend Gesundheit – auch im Job?

Viele ArbeitgeberInnen haben die Bedeutung von Gesundheit erkannt und starten Maßnahmen, die MitarbeiterInnen positiv beeinflussen sollen. Die Gefahr ist zwar erkannt, aber nicht gebannt. Der hohe Krankenstand spricht dafür, dass wir längst nicht auf dem Weg der Heilung sind. Frappierend ist, dass unser Verhalten oft im krassen Gegensatz zum großen Wunsch nach der eigenen Gesundheit steht. Auch in der Öffentlichkeit gibt es überall Tipps darüber, was angeblich gesund sein soll. Gesundheit ist ein Megatrend. Doch was tun wir dafür? Und was können ArbeitgeberInnen für ihre MitarbeiterInnen tun? Vielleicht fehlt noch immer das richtige Verständnis.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht bei der Gesundheit des Menschen von „einem Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

Vielleicht sollten wir uns diesen mehr ganzheitlichen Ansatz häufiger vor Augen führen, dem letztlich auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement folgt. Das BGM befasst sich mit der physischen und psychischen Gesundheit der MitarbeiterInnen, mit dem Arbeitsschutz, mit den Arbeitsabläufen und den ergonomischen Bedingungen der Arbeitsplätze. BGM durchläuft sechs Phasen: Bedarfsbestimmung, Analyse der Ausgangssituation, Interventionsplanung, Durchführung von Maßnahmen und Evaluation der Interventionseffekte bis hin zur Nachhaltigkeit.

Die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) stellt den praktischen Teil des BGM dar, legt den Fokus also auf die Interventionen. Viele ArbeitgeberInnen bemühen sich, ein BGM oder BGF Programm zu implementieren, aber dennoch wird noch immer zu viel analysiert und theoretisiert, anstatt Maßnahmen umzusetzen. Mögliche Barrieren können hierbei Informationsdefizite auf Seiten der ArbeitgeberInnen sein sowie die Angst vor Störungen des normalen Arbeitsablaufs- und alltags. Es gilt, das Humankapital in den Mittelpunkt zu rücken, das im Endeffekt wichtigste Gut einer Firma!

EXTRA: Stress im Job: Auswirkungen auf Gesundheit & Kreativität [Infografik]

Betriebliche Gesundheitsförderung als Antwort auf ungesunden Lebensstil

Dabei ist es schon mit geringem Aufwand möglich, ein verbessertes Gesundheitsbewusstsein zu schaffen. Und die Politik macht es den ArbeitgeberInnen recht einfach zu handeln – mit dem Steuerfreibetrag für Betriebliche Gesundheitsförderung von 500 Euro pro MitarbeiterIn pro Jahr. Natürlich trägt immer noch jeder Mensch – im Sinne der Selbstbestimmung – für seine eigene Gesundheit die Verantwortung. Dennoch können Firmen mit den richtigen Konzepten, professioneller Beratung und Angeboten erfolgreich anleiten.

Ziel sollte es sein, die gesundheitlichen Ressourcen jedes Einzelnen zu stärken und ein Bewusstsein bzw. eine Auseinandersetzung mit der individuellen Gesundheit zu erreichen. So hat jeder Mensch bereits eine ungefähre Vorstellung von Dos and Don’ts, was gesund ist und was nicht.

Doch was tut MIR tatsächlich gut?

Diese Frage kann man nur beantworten, wenn man Situationen erlebt hat, in denen man sich wohl und glücklich gefühlt hat. Daher ist es von Vorteil, das Thema Gesundheit nicht nur theoretisch anzugehen, sondern dies erfahrbar, transparent und erlebbar zu gestalten. Denn ein Erlebnis schafft Emotionen, welche sich nachhaltig im Denken und Handeln verankern können.

EXTRA: Büro-Gesundheit: Gadgets, Gefahren & gute Ideen

Gesundheit erleben – außerhalb der Büroräume

Besonders geeignet ist es, solche Erlebnisse in einem neutralen „Erlebnis-Raum“ zu kreieren (z.B. naturnah) und sich bewusst von den Firmenräumen zu distanzieren, sodass sich jeder selbst mit der eigenen Gesundheit befassen kann. So bietet zum Beispiel ein Gesundheitstag außerhalb des Unternehmens diesen neutralen Erlebnis-Raum, um Impulse zu geben und für Aha-Effekte bezüglich der individuellen Gesundheit zu sorgen. Hierbei können die Impulse variieren und sich auf unterschiedliche Ebenen beziehen.

Es bieten sich beispielsweise an: Erlebnis Beweglichkeit, Erlebnis Kraft, Erlebnis Ernährung, Erlebnis Entspannung und Regeneration. Die professionelle Betreuung von Fachleuten aus dem Bereich Medizin und Sportwissenschaft versteht sich an einem solchen Gesundheitstag von selbst. Auf diesem Weg erfahren alle TeilnehmerInnen, was ihnen gut tut und was sie individuell noch verbessern oder verändern könnten, um ihre Gesundheit in die Hand zu nehmen und zu managen. Trotz der Belastungen des Alltags und der häufig „ungesunden“ Lebensweisen lässt sich zumindest ein Bewusstsein schaffen, welche kleinen Maßnahmen bereits ausreichen, um sich besser zu fühlen. Lass MitarbeiterInnen zu ManagerInnen der eigenen Gesundheit werden!

Betriebliche Gesundheitsförderung: Manager der eigenen Gesundheit

Simone Bopp

Simone Bopp ist Gesundheitsexpertin mit 25 Jahren Erfahrung bei vielseitigen Programmen für Gesundheit, Fitness und Sport. Sie ist Fachkraft für Betriebliche Gesundheitsförderung in Unternehmen und Kommunen, selbstständige Personal Trainerin, Referentin für Fitness und Gesundheitssport bei Sportverbänden, gelernte Sportlehrerin und Ausbilderin für Yogalehrer. Email: info@erlebte-gesundheit.de

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