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Wenn Sie die Kreditfinanzierung einer größeren Investition planen, holen Sie üblicherweise Angebote von mehreren Banken ein. Der Vergleich der einzelnen Offerten ist aber oft gar nicht einfach, denn für das optische Frisieren von Kreditangeboten stehen den Banken einige Mittel zur Verfügung.

Daher sollten Sie die wichtigsten Fachbegriffe kennen und wissen, wie sie sich auf Ihre tatsächlichen Finanzierungskosten auswirken.

Nominal- und Effektivzins

So sollten Sie sich zunächst einmal darüber im Klaren sein, dass der Nominalzinssatz wenig aussagekräftig ist. Erst der Effektivzins, in den auch die verschiedenen Kreditnebenkosten mit einfließen, kann als realistischer Vergleichsmaßstab dienen.

Im Effektivzins werden nämlich die folgenden Faktoren berücksichtigt, die den nominalen Zinssatz nicht beeinflussen, wohl aber die Höhe der tatsächlichen Kreditkosten:

  • Disagio. Darunter versteht man einen Zinsabschlag, der bei der Auszahlung des Kredites abgezogen wird. Dadurch vermindert sich zwar der nominale Zins, gleichzeitig jedoch auch die Höhe der eigentlichen Darlehensauszahlung. Wird ein Disagio vereinbart, muss ein vergleichsweise höherer Kredit vereinbart werden – und damit steigt auch die Restschuld nach Ablauf der Zinsbindungsfrist.
  • Gebühren. Bearbeitungs- oder Wertermittlungsgebühren fließen ebenfalls in die Effektivzinsberechnung ein, da sich durch sie der Kredit verteuert.
  • Versicherungen. Wird ein Kredit nur in Verbindung mit einer Risikolebensversicherung gewährt, müssen deren Kosten bei der Effektivzinsermittlung berücksichtigt werden.
  • Tilgungsverrechnung. Nicht immer werden Tilgungen taggenau gutgeschrieben. Manche Banken buchen Rückzahlungen erst am Quartals- oder sogar Jahresende. In diesem Zeitraum werden für den zurückgezahlten Betrag weiterhin Zinsen bezahlt – und das berücksichtigt der effektive Zins.

Was sonst noch beim Vergleich zählt

Allerdings macht auch das Vergleichen des effektiven Zinssatzes erst dann Sinn, wenn die Kredite auch in allen anderen Punkten identisch sind. Dazu zählen die folgenden Punkte:

  • Zinsfestschreibung. Nur wenn die Dauer der Zinsfestschreibung exakt gleich ist, werden auch die Zinsen vergleichbar. Da kurzfristige Kredite in der Regel deutlich günstiger sind als langfristige, können Darlehen mit 5-jähriger Zinsbindung nicht mit solchen verglichen werden, die einen 10-jährigen Festzins vorsehen.
  • Sicherheiten. Wer mehr Sicherheiten verlangt, sollte von vornherein deutlich niedrigere Zinsen bieten. Die Stellung zusätzlicher Sicherheiten vermindert den finanziellen Spielraum – und das muss beim Vergleich der Angebote ebenfalls berücksichtigt werden.
  • Sondertilgungen. Je flexibler ein Kredit gehandhabt werden kann, desto größer ist die Chance, durch vorzeitige Rückzahlungen Zinsaufwand einzusparen. Bietet ein Geldinstitut von vornherein die Möglichkeit der Sondertilgung, liegen hier bei vergleichbaren Effektivzinssätzen die besseren Konditionen vor.

Tipp: Achten Sie schon beim Einholen der Angebote darauf, dass Sie den Banken in Bezug auf Zinsfestschreibung, Sicherheiten und Sondertilgung identische Vorgaben machen. Damit können Sie verhindern, dass Sie Äpfel mit Birnen vergleichen und womöglich weitere Angebote einholen müssen.

(Bild: © Christoph Hähnel – Fotolia.de)

Thomas Hammer

Thomas Hammer ist freier Wirtschaftsjournalist. Er schreibt unter anderem für die ZEIT, die Süddeutsche Zeitung sowie die Ärzte Zeitung und hat im Verlag der Verbraucherzentralen mehrere Finanzratgeber veröffentlicht. Speziell für Freelancer und Selbstständige betreibt er das Online-Ratgeberblog www.finanzen-fuer-freie.de.

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