Alle Selbständigen kennen sie. Viele Unternehmer haben eine schlechte Beziehung zu ihr. Manche kommen überhaupt nicht mit ihr klar und geben sogar ihren Traum vom eigenen Business bereits nach ein paar Monaten auf. Die unbeliebte Buchhaltung. Dabei hat sie ihren schlechten Ruf gar nicht verdient!
Buchhaltung ist nicht ein vom Finanzamt erfundenes Folterinstrument für Unternehmer (obwohl einem dieser Gedanke wahrscheinlich schon öfters am Letzten des Monats durch den Kopf geschossen ist). Buchhaltung ist viel mehr eines deiner wichtigsten Tools für die
- Planung,
- Entscheidungsfindung und
- für das regelmäßige Check-Up der Vitalität deines Business.
Kontocheck vs. Buchhaltung
Der gelegentliche Blick auf dein Girokonto um Einnahmen und Ausgaben zu kontrollieren, bringt nahezu keinen Nutzen, wenn du diese Informationen nicht systematisierst und analysierst.
Und genau hier kommt die Buchhaltung ins Spiel. Buchhaltung gehört zu jedem Unternehmen, wie das Preisschild auf die Ware und der Ketchup auf die Wurst. Ja, sie kann manchmal nerven. Aber nur dann, wenn man es nicht richtig angeht.
Egal ob mit Excel oder professionellen Buchhaltungsprogrammen, es gibt verschiedene Möglichkeiten deine Aufzeichnungen von Einnahmen und Ausgaben zu analysieren. Denn, was dir dein Kontostand nicht sagt, erklärt dir die Buchhaltung.
1. Dein Kontostand sagt dir nichts über die Umsatzverteilung
Welches deiner Produkte ist ein Kassenschlager? Welcher Service wird von deinen Kunden am meisten in Anspruch genommen? Und warum ist es eigentlich wichtig das zu wissen?
Wenn sich eines deiner Produkte und Services besser verkauft als andere, solltest du versuchen dein Produktsortiment in diesem Bereich zu erweitern, z.B. durch unterschiedliche Produktvarianten oder durch zusätzliche Angebote wie Workshops, Buchempfehlungen etc.
Eines deiner Services oder Produkte wird gar nicht in Anspruch genommen? Überlege dir, ob es nicht sinnvoller wäre diese aus deinem Angebot zu streichen. Sie können dir Kosten und Aufwand verursachen, ohne dass du einen Nutzen daraus ziehst.
Doch nicht nur dein umsatzstärkstes Produkt, sondern auch deine umsatzstärksten Kunden gilt es zu kennen. Diese solltest du mit Seidenhandschuhen behandeln und immer mit ausgezeichnetem Service entgegenkommen.
2. Dein Kontostand sagt dir nichts über die Art deiner Ausgabe
Einnahmen gehören zu den Zuckerseiten des Lebens. Ausgaben nicht. Aber sie gehören eben zum Unternehmerdasein dazu. Dein Konto zeigt dir, wie viel du im Monat ausgibst, doch weißt du auch wofür? Die Ausgabenkontrolle hilft dir
- Liquiditätsengpässe zu vermeiden,
- außernatürliche Kosten in Relation zu anderen Ausgaben zu setzen und
- Investitionen zu planen.
Viele Unternehmen fürchten sich meist vor großen Kosten, wie z.B. die Anschaffung eines neuen Schreibtisches, einer neuen Maschine oder eines neuen Laptops.
Was jedoch die meisten vergessen: Kleinvieh macht auch Mist. Nicht allein große Anschaffungen, sondern diese kleinen, regelmäßigen Beträge hier und da sind es, die viele Unternehmer am Monatsende vor rote Zahlen stellen. Diese gilt es im Ausgabenbericht zu finden, zu analysieren und ggf. zu kürzen.
3. Dein Kontostand sagt dir nichts über Steuerbeträge
Zwei Worte: Einkommenssteuer und Umsatzsteuer. Nahezu alle deine Einnahmen müssen versteuert werden. Da führt kein Weg daran vorbei. Aber, gewisse Ausgaben wie z.B. Fahrtkosten, Abschreibungen uvm. mindern deine zu versteuernden Einnahmen. Nur mit einer ordnungsgemäß geführten Buchhaltung und genauen Aufzeichnungen deiner Fahrten und Anschaffungen, kannst du von diesem Steuernachlass Gebrauch machen.
Wenn du zur Abgabe der Umsatzsteueranmeldung verpflichtet bist, solltest du wissen, was dir dein Kontostand nicht verrät: Du wirst zum Durchlaufposten für die Umsatzsteuer. Rechnungen müssen mit der Umsatzsteuer ausgestellt werden. Das heißt, dein Konto schwindelt dir höhere Einnahmen vor, die du eigentlich gar nicht hast. Denn der Steuerteil muss an das Finanzamt abgegeben werden.
Da kann am Monats- bzw. Jahresende schon mal die große Nachzahlung kommen. Die Buchhaltung zeigt dir klar und deutlich wie viel du dem Finanzamt schuldest, bzw. auch wie viel das Finanzamt dir schuldig ist.
4. Dein Kontostand sagt dir nichts über offene Rechnungen
Du schuftest und arbeitest jeden Tag und dein Konto schreit trotzdem nach Einnahmen? Ein Grund dafür könnten noch nicht bezahlte Rechnungen deiner Kunden sein. Im Getümmel der Selbständigkeit passiert es leicht, dass man die eine oder andere Rechnung vergisst. Viele professionelle Buchhaltungsprogramme bieten zusätzlich zur Buchhaltung auch die Option zur Rechnungsstellung und Rechnungsnachverfolgung.
Egal ob mit oder ohne Buchhaltungssoftware: Unbezahlte Rechnungen nerven und lassen kurzfristige Geldengpässe entstehen! Doch mit einer sauberen Aufzeichnung deiner Rechnungen und Buchaltung kann der erste Schreck nach Blick auf deinen Kontostand deine Nerven wieder beruhigen. Danach musst du deinen Kunden nur mehr zur Kasse bitten.
5. Dein Kontostand sagt dir nichts über deinen Gewinn
Wenn am Ende des Monats deine Einnahmen größer sind als deine Ausgaben, sollte sich im Idealfall nicht nur ein Unternehmensgewinn, sondern nach Abzug aller Abgaben und Kosten, auch ein persönlicher Gewinn für dich ergeben.
Einer der befriedigendsten Momente eines jeden Selbständigen ist wohl der Anblick einer saftigen Gewinnsumme in der fertiggemachten Buchhaltung. Auf diesen Genuss kannst und sollst du auch nicht verzichten. Beträge und Zahlen mögen dich in die Irre führen, doch richtige Kalkulationen und eine ordentliche Buchhaltung lügen nie.
Hallo,
Danke für diese tolle Zusammenfassung!
Ich habe den Text in meinen Friday Five zum Thema Buchhaltung empfohlen: http://das-unternehmerhandbuch.de/2016/05/27/friday-five-5-tipps-fuer-die-buchhaltung/
Sonnige Grüße
Heike Lorenz