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In vielen Unternehmen macht sich eine Art Führungsmüdigkeit breit. Was zum Leadership-Fatigue-Phänomen führt und wie du ihm entkommst.

Es ist nicht nur die operative Überlastung, die vielen Führungskräften zusetzt. Der Punkt für eine wachsende Führungsmüdigkeit ist vielmehr: Führung wird zunehmend anders verstanden – weg von einem Privileg, hin zu einer dienenden Aufgabe. So fordern immer mehr Stimmen „weiblich-assoziierte Fähigkeiten“ in der Führung: empathisch sein, Fragen stellen, zuhören statt senden, einbinden statt durchsetzen, Raum geben statt anweisen, psychologische Sicherheit herstellen. Viele Führungskräfte fremdeln mit solchen Anforderungen, manche fühlen sich in ihrem Führungsverständnis gekränkt. Sinnfragen drängen sich auf: „Entspricht die neue Form und Rolle von Führung noch dem, was ich mir einst vorgestellt habe, wofür ich hart gearbeitet habe? Wie attraktiv ist Führung für mich noch?“ Hinzu kommen Unsicherheiten beim Führen auf Distanz, der Ruf nach eigenverantwortlichem Arbeiten, auf das sowohl viele Führungskräfte als auch deren Teams nicht vorbereitet sind, sowie die Belastungen unserer krisengeschüttelten Zeit. Sollen Führungskräfte dann noch eine Führungsrolle in Transformationen übernehmen, kann die eigene Karriere wie eine Sackgasse erscheinen.

Merkmale der Leadership-Fatigue

  • Die Vielzahl der Anforderungen erscheint zunehmend als unüberwindbarer Berg.
  • Die Anforderungen an deine Führungsrolle ändern sich und du fühlst dich überfordert, hast das Gefühl nicht mehr „dazuzugehören“.
  • Du fühlst dich in deiner Rolle nicht gesehen und wertgeschätzt.

Fühlst du dich angesprochen? Willkommen im Kreis der Führungsmüden. Du entscheidest, wie du damit umgehst. Aufgeben? Durchhalten? Du kannst dich auch mit den Anforderungen auseinandersetzen und einen neuen Weg finden. Lass uns betrachten, wie das möglich ist:

Fang bei dir selbst an, bei der Reflexion deines Führungsverhaltens und deinen Führungsaufgaben. Folgende vier Säulen moderner Führung helfen dabei:

Resilient führen: Vier Wege aus der Führungsmüdigkeit – Bild: © HR Pioneers

1) Gib deinen Mitarbeitenden Orientierung mit Klarheit und Transparenz

Wo liegt deine Aufgabe als Führungskraft? Wo will das Unternehmen hin? Das gilt es, den Mitarbeitenden zu vermitteln. Frage sie auf jeden Fall auch, wie sie dieser Weg anspricht. Dafür brauchst du innere Klarheit über deine Rolle, deine Ziele und deine Werte. Tools wie das Leadership Canvas und der Leadership Radar sind gute Reflexionshilfen.

2) Gestalte Freiräume

Mitarbeitende müssen eigenständig im Sinne des Unternehmens handeln können und wollen. Unterstütze sie, indem du ihnen Zeit gibst, Vertrauen schenkst, Methoden einführst und Rückenstärkung gibst. Übergib ihnen schrittweise mehr Verantwortung. Ein Lernprozess für dich und deine Mitarbeitenden: Du musst Verantwortung loslassen, sie müssen übernehmen.

Tooltipp: Erstell(t) ein Delegation Board

Mit diesem Tool besprichst du, wer welche Entscheidungen treffen darf und wohin Ihr Euch entwickeln wollt. Damit förderst du Transparenz, die Übernahme von Verantwortung, und du entlastest alle, da viele Abstimmungsschleifen entfallen.

3) Schaffe eine Atmosphäre, in der sich Menschen entwickeln können

Begleite deine Mitarbeitenden in einer guten Mischung aus Herausforderung und Unterstützung. Die Bedürfnisse dazu sind individuell sehr unterschiedlich.

Finde mittels einer Team-Skill-Matrix heraus, was dein Team braucht. Sie hilft, den Ist-Zustand zu ermitteln und ein Bild plus Maßnahmen für den gewünschten Soll-Zustand zu bekommen. Entscheidend für die Motivation ist, dass sie gemeinsam erarbeitet und der Blick auf die Potenziale und nicht auf den Mangel gerichtet wird.

Kollegiale Fallberatung – ein Turbo für Personalentwicklung

Auch du darfst nicht zu kurz kommen. Suche dir Führungskräfte auf deiner Ebene oder Führungskräfte außerhalb des Unternehmens, mit denen du dich über deine Herausforderungen austauschen kannst und Feedback bekommst.

4) Fördere Verbindung

Erst kommt der Mensch, dann die Sache! Indem du Verbindung förderst, stärkst du deine eigene Resilienz und die der Organisation. Nimm dir bewusst Zeit für Menschenführung. Unsicherheiten und Konflikte werden so abnehmen. Weil deine Mitarbeitenden spüren, dass sie wirklich an erster Stelle stehen.

Sorge außerdem für Vernetzung. Wie wäre es mit gemeinsamen Bürotagen, an denen bewusst das Zwischenmenschliche auf der Tagesordnung steht – und nicht eine endlose Reihe von Meetings? Menschliche Nähe fördert fachliche Offenheit.

Resilienz: Kraft aus gut funktionierenden sozialen Netzwerken

Wenn ich von Leadership-Resilienz spreche, geht es mir weniger um Tipps, wie du als einzelne Führungskraft deine Belastungsfähigkeit stärkst, um deine Leadership-Fatigue zu überwinden. Ich möchte dich ermutigen, auf belastbare Beziehungen zwischen Menschen zu setzen. Je mehr du dich darauf fokussierst, deine eigenen sozialen Fähigkeiten zu stärken und die deiner Mitarbeitenden, desto belastbarer und effektiver werdet ihr als vernetzte Einheit – insbesondere in turbulenten Zeiten.

Marcus Minzlaff

Marcus Minzlaff ist Management Consultant bei der HR Pioneers GmbH und dort mit aktuellem Organisationsdesign auch der Portfolio Owner der Crew "Leadership". Für Marcus bestimmt die innere Haltung zu einer Veränderung wesentlich deren Ergebnis. Sein Motto: „Was wir heute denken, werden wir morgen sein.“ Kontakt: marcus.minzlaff@hr-pioneers.com

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