„Wer in der Wüste Wasser sucht, muss tiefe Brunnen bohren.“
Auf der Suche nach Lösungen für eines der dramatischsten Probleme der deutschen Wirtschaft – die Verknappung der Mitarbeiterressourcen – kommt man rasch zu der Erkenntnis: Mit einfachen kopierbaren Erfolgsrezepten allein wird der Fachkräftemangel nicht zu beheben sein. Die Ursachen sind zu vielschichtig, als dass man nur an einer Schraube drehen könnte – und alles wird gut. Nein, die Lösung erfordert ganzheitliches Denken. Die Metapher „Wer in der Wüste Wasser sucht, muss tiefe Brunnen bohren“ drückt bereits aus, dass das Thema tiefer Recherche und umfassender Maßnahmen bedarf.
Wenig attraktive Rahmenbedingungen, die in einigen Branchen geringe Bezahlung machen es nicht leichter, den Nachwuchs für den Weg in die Ausbildung zu begeistern. Auch die noch in vielen Betrieben praktizierte autoritäre Führungskultur schwarzer Schafe, Azubis als Menschen zweiter Klasse zu behandeln und als billige Arbeitskräfte zu betrachten, ist nicht gerade hilfreich zur Lösung des Problems.
Könnten wir diese Ursachen mit einem Handstreich ändern, bliebe aber das dramatischste Problem unabänderlich bestehen: die Folgen des demografischen Wandels und die daraus resultierende Verknappung des nachwachsenden kostbaren „Rohstoffes Mensch“.
Langfristige Konsequenz: Fachkräftemangel
Durch den Anstieg der Wirtschaftskonjunktur werden immer mehr Menschen gebraucht. Aber woher nehmen und nicht…? Schnell wird klar, dass es sich hier nicht um eine Sache kurzfristiger Konjunkturschwankungen handelt, die bald vorübergehen wird. Nein, wir müssen feststellen, dass es um langfristige Trends von Nachfrage und Angebot am Arbeitsmarkt geht.
Was einerseits gut ist für die Gesellschaft – die Entwicklung zur Vollbeschäftigung – entpuppt sich für die Wirtschaft als immer größer werdendes Problem. Für manche Branchen wie z.B. die Hotellerie und vergleichbare Dienstleistungen verschärft sich dieser Trend insbesondere deshalb, weil sie durch den Anstieg von Neueröffnungen von Betrieben zu einem Jobmotor werden, dem aber bald der Treibstoff (Mensch) ausgeht.
Die große Hürde: Qualifizierte Bewerber finden
Wir merken bereits heute schon: Die Zeiten, in denen sich hoch motivierte Abiturienten relativ leicht für eine Ausbildung in Handwerk und Dienstleistung (z.B. Gastgewerbe) begeistern ließen, sind vorbei. Die Mehrheit wählt den Weg ins Studium. Übrig bleiben Haupt-, bestenfalls Realschüler, oft ohne Abschluss, mit Lernschwächen, geringen Deutsch-, geschweige denn Englischkenntnissen.
Von akzeptablen Umgangsformen und Allgemeinwissen einmal abgesehen. Die Ressource der Bewerber, die nach dem Mauerfall aus Ostdeutschland oder auch angrenzenden Ländern in die Ausbildung drängten, ist ebenfalls fast komplett verschwunden.
Wenn wir künftig nur noch Arbeitnehmer einstellen können, denen wir erst mal die deutsche Sprache und „Benimm“ beibringen müssen, dann brauchen wir ein neues Anforderungsprofil, ja ein ganz neues Ausbildungssystem mit anderen Lehrinhalten an den Berufsschulen und in firmeninternen Schulungen. Und wir müssen uns kritisch fragen, ob wir uns bisher nicht zu sehr in alten Verhaltensmustern verhakt haben.
Zu jammern, andere verantwortlich zu machen und das bisherige
- Suchen,
- Finden,
- Fördern und
- Binden
von Mitarbeitern nur mit Aktionismus zu betreiben, entpuppt sich inzwischen als eine der hausgemachten Ursachen des Problems. Das wird künftig nicht mehr ausreichen.
Jeder Betrieb – KMU oder Konzern – braucht eine durchdachte Strategie für die Suche nach dem knappen Wasser in der Wüste. Haben wir wirklich schon alle infrage kommenden Ressourcen gehoben? Müssen wir nicht tiefere Brunnen bohren?
Unternehmen müssen kreative & innovative Wege gehen
Die Zeiten, in denen sich der Ehrgeiz vieler Betriebe sich allein darin erschöpft, einzelne Ideen, Vorschläge abzukupfern, sich weiter durchzumogeln ohne grundsätzlich etwas zu verändern, oder im Szenario des Fachkräftemangels bloß irgendwie zu überleben, sind endgültig vorbei. Gefragt sind jetzt innovative Manager und Unternehmer, die für ihren Betrieb eine Zukunft aufbauen wollen, in der angefangen von ihren Mitarbeitern, Kunden, Aktionären und Banken bis zur gesamten Branche, alle Gewinner sind.
Wer künftig neue Wege auf der Suche nach Mitarbeitern gehen will, braucht
- kritischem Sachverstand,
- Realismus,
- eine gehörige Prise Eigeninitiative und
- Kreativität.
In den Mittelpunkt der erforderlichen Maßnahmen rücken die selbstkritische Überprüfung des eigenen
- Employer Brandings,
- der Führungskultur,
- die Flexibilisierung von Arbeitsmodellen und
- Vergütungssystemen.
Die Situation am Personalmarkt
Betrachtet man den Personalmarkt, wird es in der Tat eng. Nicht erst in den kommenden Jahren wird die Lücke deutlich. Der Engpass ist bereits heute schon spürbar. Die Zahl der erwerbstätigen Personen in Deutschland zwischen 20 und 64 Jahren schrumpft von 50 Millionen in 2012 auf 45 Millionen im Jahr 2025.
Wirtschaft und Politik sind sich einig: Die stillen Reserven müssen gehoben werden, damit die deutsche Wirtschaft nicht untergeht. Damit sind in erster Linie drei Gruppen gemeint:
- Frauen,
- Ausländer und
- ältere Mitarbeiter.
Doch so einfach wie es sich anhört, ist die Sache nicht. Es kommt noch dicker: Zwischen 2020 und 2035 wird die geburtenstärkste Generation der deutschen Wirtschaft, die sogenannten Babyboomer, bereits aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Dies wird ein noch größeres Loch am Arbeitsmarkt reißen. Qualifizierte Fachkräfte werden also auf Dauer zur kostbarsten Mangelware werden, auf die die Wirtschaft angewiesen ist.
Wir fühlen uns an die 1960er und frühen 1970er Jahre zurückerinnert. Immer weniger Schulabgänger, eine sinkende Geburtenrate, die Auswirkungen des demografischen Wandels und eine zunehmend große Zahl Jugendlicher mit geringer Schulbildung machen es der Wirtschaft schon heute nicht leicht, das benötigte Human Kapital für ihre Betriebe zu gewinnen.
Bereits zum Jahresende 2011 blieben laut dem Deutschen Industrie und Handelskammertag (DIHT) über alle Branchen hinweg bereits 75.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. In 2012 waren es etwa genauso viele.
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