Glücksgefühle als Unternehmer
Jeder Geschäftsführer liebt den Moment, wenn ausgetüftelte Pläne in der Praxis funktionieren – dieses Triumph-Gefühl, wenn der Kunde voll und ganz zufrieden ist und das Honorar am nächsten Tag auf dem Konto eingeht. Ein eigenes Geschäftsmodell zum Erfolg zu führen, ist für viele Unternehmer emotional sehr bereichernd.
Die überwiegende Anzahl der Unternehmer trägt viel Verantwortung für Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter und sich selbst. Gerade bei Einzelunternehmern und Inhabern von kleinen, mittelständischen Unternehmen besteht jedoch eine der schwierigsten Herausforderungen im Management der eigenen Emotionen.
Vom Triumph in die Krise
Unternehmer müssen täglich auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren. In manchen Phasen verändert ein einziges Telefonat die gesetzten Vorhaben nachhaltig. Im Negativfall wird der heiß-ersehnte Auftrag kurzfristig storniert. Das nehmen sich viele Unternehmer sehr zu Herzen. Neben dem finanziellen Verlust steckt in jedem Angebot viel Herzblut und auch ein Stück der Persönlichkeit des Unternehmers.
Mehrere Ablehnungen führen zwangsläufig zur emotionalen Krise. In den ersten Jahren der Geschäftstätigkeit lernen die meisten Unternehmer mit diesen Situationen umzugehen. Hierbei ist häufig zu beobachten, dass erfolgreiche Geschäftsführer zuvor besonders große Krisen bewältigen mussten. Einige standen kurz vor einer Pleite, bevor sich der Erfolg einstellte.
Querdenker haben es schwer
Leider wird aber in Deutschland nur der geradlinige Erfolgsweg gelehrt. Die Schule ist immer noch im Kern danach ausgelegt, funktionierende Angestellte auszubilden. Freigeister und Querdenker haben es in allgemeinen Bildungseinrichtungen schwer. Die Biographien der jungen Menschen sollen sich stetig und in logischer Reihenfolge entwickeln. Brüche, Nackenschläge und Niederlagen sind darin nicht vorgesehen. Diese Denkhaltung zieht sich durch die ganze Gesellschaft.
Die Zukunft braucht Ideen & Verantwortung
Wir brauchen in Zukunft immer mehr Menschen, die mit Verantwortung und Ideenreichtum aktiv werden. Menschen, die nicht nur ihren eigenen Arbeitsplatz schaffen, sondern auch den Arbeitsplatz für weitere Mitarbeiter. Menschen, die mit Mut und Tatkraft gesellschaftliche Probleme lösen. Unternehmer! Um mehr Menschen für das Unternehmertum zu begeistern, muss es aber möglich sein, Fehler zu machen.
Teil des Lebens eines Unternehmers: Krisen, Sorgen & Ängste
Jeder Unternehmer kennt Ängste, Sorgen, Zweifel und Not. Jede Geschäftsidee muss im Laufe ihres Lebens eine oder mehrere Krisen durchstehen. Hierbei steckt für die Menschen jedoch der Teufel im Detail. So bezeichnen wir beispielsweise die Gründung eines Unternehmens als „Existenzgründung“ und das Beenden eines Unternehmens als „Verlust der Existenz“.
Die ehemaligen Geschäftsführer werden oft als „gescheiterte Unternehmer“ abgestempelt. Allein diese scharfen Formulierungen schrecken viele junge Menschen davon ab, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Wir sollten uns hier dringend eine sanftere Ausdrucksweise angewöhnen und die Gründe einer Geschäftsaufgabe genauer beleuchten.
Durch Fehler neue Chancen nutzen
In Fehlern steckt eine enorme Entwicklungschance. Deshalb sollte jeder Unternehmer, Angestellte, Startup-Gründer oder Freelancer sich verschiedene Fragen stellen, um die eigene Einstellung gegenüber Niederlagen und negativen Misserfolgen ändern und reflektieren zu können.
Folgende Fragen könnten diese sein:
- Wie viel könnten wir lernen, wenn Unternehmer von ihren größten Fehlern, Nackenschlägen und Stolperfallen erzählen würden?
- Wie viel entlastender wäre es, wenn eine Geschäftsaufgabe nicht als Scheitern angesehen würde, sondern als Lebenslektion?
- Was würde dabei herauskommen, wenn sich mehr Menschen für den Weg der Selbstständigkeit entscheiden würden?
- Wie können wir die emotionalen Hemmschwellen abbauen?
Lasst uns mehr Lust auf Unternehmertum machen, indem wir die emotionalen Belastungen betrachten, ernst nehmen und unser eigenes Denken und Handeln überprüfen.
(Bild: © Jens Janetzki)
Liebe Daniela. Ich danke für Deinen wertschätzenden Kommentar. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass jeder Unternehmer solche Situationen kennt. Es ist egal wie erfolgreich das Unternehmen nach außen scheint, die Sorgen sind überall gleich. Ich wage sogar zu behaupten, dass jeder Unternehmer auch schon mal kurz vor der Pleite stand. Und mit Unternehmer meine ich nicht angestellte Konzernmanager, sondern die Inhaber der Millionen von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Fleißige Menschen, die nicht Spekulieren, ihre Mitarbeiter nicht ausspionieren und den Kunden wirklich helfen… Lasst uns diese Menschen nicht auslachen, auch wenn sie mal ins Stolpern kommen. Denn wer noch nie gestolpert ist, der ist wahrscheinlich noch nie auf eigenen Füßen gestanden. Stolpern gehört zum Laufen-Lernen!
Danke Jens Janetzki für diesen wichtigen Beitrag,
der einen grundlegenden Aspekt des Unternehmersseins durchleuchtet. Es gibt eben nicht nur gute Tage im Unternehmen, sondern auch schlechte und solche, die sich als das Ende anfühlen.
Wichtig ist, sich über die eigenen Fehler bewußt zu werden, sich nicht hinter mehr oder weniger plausiblen Gründen des Scheiterns zu verstecken, sondern aus der Situation zu lernen und darauf zu re-agieren – im Sinne einer neuen Aktion. Tut man das, kommt die nächste Chance ganz bestimmt.
Chapeau für den wahren Unternehmergeist, der dahinter steckt, wenn man in eigenen guten Tagen sich an dieses heikle Thema heranwagt. Mehr davon! Die meisten Länder der Welt erleben gerade Krisenjahren und wenn jeder so offen damit umgeht, wie hier von von Jens Janetzki vorgeschlagen, haben wir sehr schnell nicht nur bessere Unternehmen, sondern auch eine neue und viel bessere Welt.