Heute scheint beinahe jeder von BurnOut erfasst zu sein. Oder spricht zumindest darüber. Ich meine das gar nicht bewertend oder gar abwertend, es entspricht einfach einer aktuellen Tatsache. BurnOut ist ein modernes Schlagwort geworden, das aus Medienberichterstattungen und Konversationen nicht mehr wegzudenken ist.
Ich frage Sie: Macht es Sinn, ständig übers Ausbrennen zu sprechen oder zu schreiben? Ich denke nicht. Es macht selten Sinn, immer wieder einen Mangel oder ein Problem zu erinnern. Sehr viel sinniger ist es doch, in Lösungsansätzen zu denken.
Denn es gibt eine Lösung für BurnOut: Nämlich ein durchdachtes und stimmiges BurnOn Management. Ich für meinen Teil halte mich nämlich lieber ans Brennen, ans Weiterbrennen, statt ans Ausbrennen. Sie vielleicht auch?
Warum BurnOut Präventionen wenig nützen
BurnOut-Präventionen sind meistens Alibi-Programme, die viel Nutzen versprechen und nichts auslösen. Unternehmen, die auf BurnOut-Prävention setzen, gelten als menschlich, als fortschrittlich. Diese Aktivitäten sind meist gut gemeint, erreichen aber selten die tieferen Ursachen des Ausbrennens von Mitarbeitern. Sofern betreffend BurnOut-Prävention in Unternehmen überhaupt ein Konzept vorhanden ist, basiert es meist auf dem falschen Gedanken der Leistungssteigerung.
Das Individuum, sprich der Mitarbeiter, wird ALLEINE in die Verantwortung genommen. Das äußert sich darin, dass diese Mitarbeiter auf Entspannungstrainings, Stressresistenztrainings oder gar Lach-Yoga-Stunden geschickt werden. In diesen Trainings sollen sie sich ein „dickeres Fell“ antrainieren, noch stressresistenter werden, damit der Arbeitstag weiterhin 10 Stunden und mehr haben kann, ohne dass auch nur mit der Wimper gezuckt wird.
Grundtenor „Du hast jetzt das Stressresistenztraining gehabt. Wenn Du noch immer Stress hast, musst ja wohl DU ein Problem haben“. Das meine ich mit der alleinigen Verantwortung. In dieser Situation fühlen sich Mitarbeiter vollkommen isoliert, einsam und das Ausbrennen schreitet weiter fort.
BurnOut ist nicht nur Privatsache
Diese Denk- und Vorgehensweise von Unternehmen ist falsch. Denn BurnOut ist nicht nur Privatsache, sondern kennt eine duale Verantwortung: die des Mitarbeiters und die des Unternehmens.
Mir begegnet oftmals in meiner Coachingpraxis, dass die Mitarbeiter die Symptomträger eines Systemfehlers ihrer Organisation sind. Der eigentliche Patient ist in diesen Fällen das Unternehmen selbst, das seine Human Resources – sein wichtigstes Kapital, die Mitarbeiter – nicht entsprechend hegt und pflegt. Also weder menschlich noch ressourceful handelt. Quelle des BurnOut-Übels ist in vielen Fällen definitiv die Unternehmenskultur, die Führungspraxis oder die Personalentwicklungspolitik. Oder alle drei zusammen. Die alleinige Konzentration auf das Individuum Mitarbeiter bzw. die Erwartung, dass diese ihr eigenes Ausbrenn-Dilemma lösen, kann also nicht ausreichen.
Aufgezwungene Entspannung statt Mittagespause?
Außerdem sollte BurnOut-Prävention nie parallel zum Unternehmensalltag ablaufen. Genau das sehe ich in der Praxis immer wieder: Erst kürzlich entschuldigte sich eine Mitarbeiterin in einem meiner Workshops mit den Worten bei mir:„Ich muss jetzt zum Autogenen Training“, und lief hektisch aus dem Meeting. Entspannt sah sie nicht aus. Wie auch? Sie konnte den Termin nicht bis zum Ende einhalten, bei ihrer Rückkehr hatten sich vermutlich die Eingangsmails verdreifacht. Am Abend musste sie mit Sicherheit länger bleiben, um die Zeit, die sie für das an sich als Entspannung gedachte Mittagsprogramm „verloren“ hatte, wettzumachen.
Für mich ist das eine vollkommen falsche Herangehensweise, mit diesen Herausforderungen umzugehen. Mitarbeiter trauen sich meist nicht, dieses Entspannungs-Programm abzulehnen, weil sie sonst als unkooperativ gelten oder gar als undankbar. Ein fataler Kreislauf, während dessen viele im Stillen weiter Ausbrennen, aber die HR-Abteilungen sich auf die Schulter klopfen und zum CEO meinen: „Das Anti-BurnOut-Programm wird so gut angenommen“. Eine gefährliche Vogel-Strauß-Politik, die am Ende zu wahren Explosionen führen kann. Und es meist auch tut.
Warum brennen Menschen aus?
Es ist vielmehr an der Zeit, sich zu fragen, warum Menschen ausbrennen. Und nein, der Mensch brennt nicht aus, weil er zu viel arbeitet. Für Japan mag das stimmen – dort existiert sogar der Begriff „Karoshi“, ein plötzlich berufsbezogener Tod. Abgesehen von Korea kommt Japan weltweit auf die höchste Überstundenzahl, den geringsten Jahresurlaub und die effektiv geringste Anzahl freier Tage pro Woche. Für europäische Verhältnisse greift mir dieser Grund zu kurz.
BurnOut ist mehr als nur Erschöpfung aufgrund eines hohen Arbeitspensums, BurnOut heißt buchstäblich „verheizt“ werden: nämlich bei enormer Arbeitsbelastung keinerlei Wertschätzung zu erfahren. Und genau das ist der wirkliche Grund fürs Ausbrennen!
Die Lösung für eine wirksame und sinnvolle BurnOut-Prävention liegt deshalb im gezielten BurnOn Management. Was das genau bedeutet und wie Unternehmen es am effizientesten implementieren, erfahren Sie nächste Woche in Teil II dieses Artikels.
(Bild: © AKS – fotolia.de)
Teil II dieser Reihe:
Die Lösung für Burnout – Teil II: Im Management die Stärken der Mitarbeiter erkennen
Interessante Sichtweise
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