Was Kreativität genau ist, wissen wir alle nicht. Wir reden viel über Kreativität und merken erst im Gespräch, dass wir völlig verschiedene Dinge für kreativ halten. Einig sind sich Wissenschaftler eigentlich nur, dass man das Ergebnis eines Denkprozesses, das originell, neu und andersartig ist, als kreativ bezeichnen kann. Das Problem selbst soll schwach strukturiert sein. Nur dann ist Kreativität zur Lösung erforderlich. Manche Wissenschaftler, beispielsweise McKinnon, Brodbeck und Schlicksupp, erwarten von kreativen Prozessen, dass sie immer Probleme lösen und Ziele erreichen.
Richtig ist, dass Handeln im Unternehmen immer zielgerichtet sein und vorliegende Probleme lösen muss und somit auch kreative Prozesse im Unternehmen zu diesen Zielen beitragen müssen. Per se ist Kreativität erst einmal zweckfrei. Ihre Zweckbindung erfährt sie gegebenenfalls durch ihr Umfeld. Und wir wissen, dass Kreativität wünschenswert und notwendig ist. Einmal, um sich selbst zu verwirklichen, zum anderen für das Wirtschaftswachstum. Sind die Menschen kreativ, wächst die Wirtschaft, wächst die Wirtschaft, sind die Menschen glücklich. Manche sind auch glücklich, weil sie kreativ sind. Das nennt man dann nach Csikszentmihalyi den „Flow“. Umkehrschluss: Sind die Menschen glücklich, sind sie auch kreativ! Der Schumpeter`sche Prozess von Invention, Innovation und Diffusion kann beginnen.
Ich habe Ihnen einfache Rezepte für mehr Kreativität in Ihrem Unternehmen versprochen.
Bitte sehr!
Vorspeise: Die richtigen Mitarbeiter!
Kreative Menschen sind rebellisch, hat der amerikanische Kreativitätsforscher Edward de Bono einmal sinngemäß gesagt. Also: Machen wir uns auf die Suche nach den Rebellen! Sagen Sie Ihrem Personalchef, er soll zukünftig diejenigen einstellen, die „eben auch mal auf die Fresse gefallen“ sind, wie es Art Director Armin Reins in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung mal formuliert hat! Weg mit den gestriegelten Lebensläufen! Promoviert mit Dreiundzwanzig? Uninteressant! Dieser Mensch hat die Fähigkeit zur Divergenz nicht bewiesen.
Die Fähigkeit, divergent zu denken, also von bisherigen Mustern und Gelerntem abzuweichen, ist das zentrale Merkmal kreativer Menschen, sagen die einen. Divergentes Denken? Viel zu einfach! Auch Divergenz kann ein einfaches Muster sein! Lateral muss man denken, also in alle Richtungen gleichzeitig und immer abweichend, wenn Mann oder Frau kreativer, effizienter und erfolgreicher sein will.
Die richtigen Gene scheinen ebenfalls wichtig zu sein. Mitarbeiter mit einer besonderen Genvariante des Gens Neuregulin 1 (NRG1), das die Signalübertragung und die Interaktion der Gehirnzellen steuert, sind kreativer, neigen aber leider zu Schizophrenie und werden vom anderen Geschlecht als sexuell attraktiver bewertet. Wir haben also die Wahl: So weitermachen, wie bisher, oder wir haben Sodom und Gomorra und ein paar Irre in der Firma. Auch nicht anders, als bisher? Gut.
Tieren und Maschinen traut man Kreativität bisher übrigens nicht zu, wenngleich der eine oder andere Primat mit Farbe und Leinwand vom Abstrakten Expressionismus kaum Unterscheidbares hervorgebracht hat. Noch nicht, denn bereits in den späten 1970er Jahren schrieb Douglas R. Hofstadter „Das mechanische Substrat der Kreativität ist vielleicht verborgen, aber es existiert“. Wenn dieses Substrat gefunden wird, unsere Laptops dann nicht nur virtuell intelligent sind, sondern auch virtuell kreativ, können wir Ihren Personalchef ja wieder auf die promovierten 23-jährigen ansetzen und uns von den irren Kreativen trennen. Neulich habe ich gelesen, auch der Kosmos sei kreativ.
Fassen wir zusammen:
Zutaten
Vorspeise: Die richtigen Mitarbeiter
Man nehme
1 Personalchef (70 bis 90 Kg ) mehrmals wenden
Eine Prise Neuregulin (NRG 1)
Eine Handvoll Neueinstellungen, die „schon mal auf die Fresse gefallen“ sind
Alles in eine Firma geben und im kreativen Chaos bei divergenter Temperatur leise schmoren
Weitere Artikel dieser Serie:
3 einfache Kochrezepte für mehr Kreativität in Ihrem Unternehmen – Teil II: Der Hauptgang
3 einfache Kochrezepte für mehr Kreativität in Ihrem Unternehmen – Teil III: Das Dessert
(Bild: © Ralf Geer)
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