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Unternehmer, die den Standort China für sich nutzen wollen, sollten sich auch um den Schutz ihres geistigen Eigentums Gedanken machen. Denn für Ausländer ist der Rechtsweg ein langjähriger und kostspieliger Prozess mit ungewissem Ausgang. Daher sollten Sie eine „Große Mauer“ zum Schutz Ihres geistigen Eigentums errichten. Diese Mauer besteht aus folgenden drei Schritten:

1. Überlegen Sie sich bewusst, was Sie nach China verlagern wollen

Sie haben eine einzigartige Rezeptur eines Produkts, wie z.B. Coca Cola? Das Coca-Cola-Rezept gilt als eines der bestgehüteten Geschäftsgeheimnisse der Welt. Das Geheimrezept reiste nicht nach China, als Coca Cola Anfang der 1980er Jahre mit der Abfüllung vor Ort begann. Der Grundstoff war ein in den USA vorproduziertes Konzentrat. So ähnlich funktioniert es in der Pharmazie, Chemie- oder Kosmetikindustrie: Langjährige Forschungsarbeit kann man quasi auf einem Spickzettel mitgehen lassen. Überprüfen Sie noch einmal die Notwendigkeit, ob Sie unbedingt den wichtigsten Teil der Produktion ins Ausland verlagern müssen.

Sie haben das ultimative Produktdesign in Telekommunikation bzw. Elektrotechnik entwickelt? Hierfür ist Apple ein gutes Beispiel. Das Forschungszentrum ist in Kalifornien, USA, angesiedelt, während die Geräte meistens aus China kommen. Noch faszinierender ist der Fakt, dass Apple das Kernprodukt iPhone fast alle 12 Monate einmal erneuert. Mit der raschen Produkterneuerung nimmt Apple Fälschern die Zeit weg, Produkte nachzuahmen. Die „Auslaufgeneration“ zu einem günstigeren Preis ist gerade bei Kunden wie Studenten mit niedriger Kaufkraft sehr beliebt. Damit finden Produktplagiateure kaum noch Abnehmer für gefälschte Waren.

Sie kommen aus einer Branche wie Maschinenbau oder Automobilindustrie und sind auf Produktionslinien angewiesen? Als einer der ausländischen Autobauer der ersten Stunde in China ging Volkswagen 1984 mit der Produktionslinie von Santana nach Shanghai, später brachte er eine für Jetta nach Changchun. Warum ausgerechnet Santana und Jetta? Die beiden sind gerade nicht die erfolgreichsten Modelle auf dem heimischen Markt. VW hat dann für die beiden Modelle einen richtigen Boom-Markt gefunden und musste den neuesten technischen Stand von Golf nicht preisgeben. Welches ist das erfolgreichste Modell in Ihrem Sortiment? Welches können Sie im schlimmsten Fall „entbehren“?

Sie haben das fortgeschrittene Management-Knowhow wie Franchising oder Direktvertrieb? Die Frage stellt sich, ob es auch in China so weiterlaufen könnte. Während McDonalds auf der ganzen Welt je nach Gegebenheiten eine Mischung zwischen einem eigenen Filialnetz und einem Netz von Franchisenehmern unterhält, hat Tupperware Läden in chinesischen Innenstädten. In diesem Fall verlagern Sie eine Vertriebsphilosophie, die vor Ort angepasst umgesetzt werden muss.

Sie haben das qualifizierte Personal, das auch standortgebunden ist? Dies gilt für Uhr-, Glas-, Schmuckmanufakturen. Ein solches Handwerk lebt von einer mehrjährigen Anlernphase und Weitergabe zwischen den Generationen, wo die Tradition zur Pflicht wird. Die Authentizität ist das stärkste Argument für den Umsatz, da die „Kunstliebhaber“ zu den treusten Kunden zählen. Wer möchte schon eine Schwarzwälder Kuckucksuhr aus China kaufen? Was auch immer Sie verlagern wollen, es muss unbedingt zur Authentizität Ihre Produkte beitragen können.

2. Beobachten Sie Chinesen genau

Im Zusammenhang mit dem Schutz Ihres geistigen Eigentums sollten Sie aufmerksam die folgenden Gruppen beobachten:

Der Egozentriker – Er ist charmant und kann schnell Menschen für sich einnehmen. Gegenüber anderen kann er sich durchsetzen und artikulieren, was er will. Hier sollten Sie mehr nach seiner Absicht fragen und danach, was er mit Ihrer Technologie erreichen will. Überprüfen Sie, ob Sie ihm Ihre Technologie auf dem Silbertablett servieren wollen und falls ja, zu welchem Preis. Darüber hinaus sollten Sie solche Menschen in einzelnen Situationen aufmerksam beobachten, um zu sehen, wie diese Ihr Interesse als Geschäftspartner fair bewahren wollen.

Der „Maxminimalist“ – Er will richtig reich werden, und zwar sehr schnell mit und wenig Aufwand. Diese Gruppe fällt auf, indem sie häufig gesellschaftliche Statusfragen stellt, z.B. wie viel Sie verdienen oder welche Autos Sie besitzen. Weiterhin interessieren sich solche Menschen dafür, wie viel Ihre Technologie wert ist und wie man diese am besten bekommen könnte. So gab es bspw. den Fall eines Buchhalters, der regelmäßig technische Zeichnungen aus der Produktion „ausgeliehen“ und mit dem Kopierer im Flur kopiert hatte. Oder es geschah, dass die teuerste Maschine über Nacht aus der Werkstatt verschwunden war, zusammen mit den drei Arbeitern, die monatelang an der Maschine angelernt worden waren.

Der Idealist – Er ist schwieriger aufzuspüren, weil er ruhig und sehr zurückhaltend ist. Sie, als Deutsche, gelten für diese Menschen als eine Art „Klassenfeind“ per Definition. Heldenhafte Taten sind der Grund für ihre Motivation, denn sie wollen am Machtverhältnis zwischen David und Goliath etwas ändern. Das Gefährliche ist, dass Idealisten nicht aus  wirtschaftlicher Vorteilsnahme, sondern aus Gerechtigkeitssinn handeln. Sie können diese Leute in deren Art daher kaum beeinflussen.

3. Leisten Sie einen Beitrag zum langfristigen Schutz

Der Gedanke „Schutz des geistigen Eigentums“ ist nicht in der chinesischen Mentalität verankert. Um eine langfristige Sicherheit für das geistige Eigentum zu gewährleisten, muss die Idee „Schutz des geistigen Eigentums“ gesellschaftlich etabliert werden. Dazu können auch Sie beitragen. Ihr Beitrag kann in Form der Fragestellung sein: Was hat im Wesentlichen zu Ihrem Erfolg beigetragen? Wie haben Sie dies erreicht? Sie können auch Ihren chinesischen Partner auf die eigenständige Technologieentwicklung positiv einstimmen. Reflektiert die Gesellschaft über diese Themen, so prägt sich das Eigentumsrecht für Technologie bei jedem ein. Und dadurch ist Ihre Technologie in China besser aufgehoben.

(Bild: © shockfactor – Fotolia.de)

Min Zeng

Min Zeng ist Managing Partner bei XC-Businesscoaching, einer Unternehmensberatung mit Fokus auf Themen im Bereich Internationalisierung, insbesondere im Bereich der Zusammenarbeit mit Chinesen. Sie setzt ihren Schwerpunkt auf das Verständnis von kulturbedingten Geschäftsstrategien. Dabei kann sie auf langjährige Berufserfahrung bei Unternehmen wie Linde, Siemens und BMW zurückgreifen. Sie ist in China geboren und aufgewachsen und lebt seit 1996 in Deutschland. (Email: mail@xc-businesscoaching.com)

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