Über die Hälfte der deutschen Selbstständigen fühlt sich schlecht für das Alter abgesichert. Sie wollen mehr tun. Doch welche Anlagen sind rentabel und sicher? Wir zeigen es Ihnen.
4,5 Millionen Deutsche arbeiten freiberuflich oder selbstständig. Nur eine Million von ihnen zahlt in die gesetzliche Rentenkasse oder andere Versorgungswerke ein. Ein Großteil der Freelancer muss sich also selbst fragen:
Wovon lebe ich, wenn ich nicht mehr arbeite?
Wollen Sie Ihren Lebensstandard im Alter halten, heißt das Zauberwort Vermögensbildung. Aber nicht jede Anlageform ist geeignet. Oft lauern versteckte Kosten, mickrige Renditen und starre Policen. Hier sind vier Varianten im Fakten-Check.
1. Immobilien nur mit Eigenkapital
Angesichts niedriger Zinsen, Angst vor Inflation und Eurosturz sind Immobilien als Altersvorsorge beliebt. Aktuell aber teuer. Im Wert ist das Eigenheim stabil, doch rentabel ist es – kreditfinanziert – meist nicht. Junge Freelancer sollten einen Kauf genau durchrechnen. Mindestens 20 Prozent des Immobilienwertes sollte Ihr Eigenkapital decken. Ebenso Kaufnebenkosten wie Notar, Makler und Grunderwerbssteuer.
Am Anfang einer Selbstständigkeit ist das oft unmöglich. Außerdem dürfen Tilgung und Zinsen nicht mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens beanspruchen. Sonst geraten Sie bei unvorhergesehenen Ereignissen – etwa einer kaputten Waschmaschine – schnell in die Bredouille. Kalkulieren Sie Reparaturen oder Renovierungen an der Immobilie mit ein.
Denn als Eigentümer sind Sie selbst verantwortlich.
Planen Sie zu vermieten, sind zusätzliche Rücklagen für Mietausfälle vorzunehmen. Es kann vorkommen, dass Ihre Wohnung mehrere Monate leer steht oder der Mieter nicht zahlt – Kreditraten der Bank laufen trotzdem weiter.
Der größte Nachteil eines Immobilienkaufs ist das Klumpenrisiko. Denn geht es um Ihre Altersvorsorge, sollten Sie nicht alles auf ein Pferd setzen. Stattdessen eignet sich ein Mix aus verschiedenen Anlageformen. Eine breite Streuung minimiert das Risiko. Eine 300.000 Euro Immobilie lässt wenig Geld übrig, das Sie anderweitig ansparen können.
2. Bloß keine Lebensversicherung
Mit einer klassischen Lebensversicherung vermehrt sich Ihr Vermögen nicht. Schon zu Anfang stehen hohe Abschluss- und Vertriebsgebühren an. Dazu kommen laufende Kosten. Summiert ergibt sich ein jährlicher Renditeverlust von etwa 1,6 Prozent. Der Garantiezins für Neukunden liegt darunter, bei nur 1,25 Prozent. Schuld daran, ist die anhaltende Niedrigzinsphase an den Kapitalmärkten.
Vorteilhaft für Kreditnehmer, aber schlecht für Lebensversicherer. Die sind per Gesetz verpflichtet in stabile Anlagen wie Staatsanleihen und Schatzbriefe zu investieren. Allerdings erwirtschaften sie damit nur noch zwei Prozent Rendite. Trotzdem müssen die Gesellschaften Zinsen aus Altverträgen von bis zu vier Prozent auszahlen. Bleibt es langfristig bei den niedrigen Renditen, wird manche Versicherung nicht mehr fähig sein, versprochene Summen am Ende auszuzahlen.
3. Rürup-Rente: Das Geld steckt fest
Als Selbstständiger haben Sie die Möglichkeit einen Teil Ihrer Altersvorsorge staatlich fördern zu lassen. Das Konzept der Rürup-Rente ist ähnlich der bekannten gesetzlichen Versorgung. Während der Ansparphase – also der Berufstätigkeit – können Sie Einzahlungen anteilig von der Steuer absetzen. Spätere Auszahlungen unterliegen dann ebenfalls anteilig der Einkommenssteuer.
Sie müssen also rechnen:
Eine Rürup-Rente lohnt sich dann, wenn die Steuerlast in der Ansparphase höher ist, als im Ruhestand.
Das ist nicht einfach zu kalkulieren. Ein junger Freelancer weiß kaum, wie sich sein Einkommen innerhalb der nächsten 20 Jahre verändern wird. Einmal abgeschlossen läuft der Vertrag auf Lebenszeit. Es gibt keine Kündigungsoption. Wohl aber können Sie die Beiträge an Ihre Situation anpassen. So sind, nach einem guten Geschäftsjahr, Sonderzahlungen möglich. Ist es gerade knapp, lässt sich der Vertrag beitragsfrei stellen.
Freelancer mit Familie sollten eine zusätzliche Hinterbliebenenversorgung einschließen. Besteht diese nicht, haben Angehörige im Todesfall keinen Anspruch. Rürup-Verträge sind nur bedingt flexibel. Geraten Sie in Geldnot, kommen Sie nicht an das Vermögen ran. Erst zum festgesetzten Rentenalter – frühestens mit 62 Jahren – sehen Sie ihr Geld in monatlichen Beträgen als lebenslange Rente wieder.
4. Flexibel und rentabel: Wertpapierfonds
Investmentfonds bieten derzeit die höchsten Renditen an den Kapitalmärkten. Kursschwankungen inklusive. Doch wer gut durchdacht anlegt, muss auf Sicherheit nicht verzichten. Fonds sind in Risikoklassen eingeteilt.
Klasse 1 bedeutet ein sehr geringes, Klasse 5 ein sehr hohes Risiko.
Ein konservatives Wertpapierdepot, bestehend aus zehn bis 12 verschiedenen Misch- und Rentenfonds, könnte so aussehen:
- Zehn Prozent der Einlage sind konservativ in Klasse 1 angelegt,
- 80 Prozent defensiv in Klasse 2 und
- weitere zehn Prozent chancenorientiert in Klasse 3.
Bei einer solchen Anlagestrategie sind kaum Kursschwankungen zu erwarten. Nach Steuer erwirtschaften Sie drei bis vier Prozent Rendite. Wem der Sinn nach höheren Erträgen steht, tastet sich an ein ausgewogenes oder dynamisches Depot heran. Die Renditen steigen, gleichzeitig müssen Sie kurzzeitige Wertverluste ertragen.
Mit Investmentfondsdepots sind Sie nicht abhängig von einzelnen Versicherungsunternehmen. Vor allem aber bleiben Sie flexibel. Es gibt keine starren Laufzeiten, Monatsbeträge und Fristen. Im Notfall ist ihr Vermögen jederzeit verfügbar. Auch die Kosten fallen im Vergleich mit anderen Anlagen sehr niedrig aus. Gute Berater empfehlen kostengünstige Depots bei Direktbanken ohne Ausgabeaufschlag und Agio. Sie sparen eine Menge Geld.
(Einzelbildnachweis: rente © shutterstock.com)
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