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unternehmer.de: Inwieweit lassen sich Erfahrungen, die man in einer Simulation sammelt, aber auf den realen Unternehmensalltag übertragen?

Andreas Fehr: Im Rahmen eines ein- bis zweitägigen Workshops führen die Teilnehmer im Team ein Unternehmen über einen fingierten Zeitraum von fünf Jahren. Wir simulieren dabei einen sich verändernden Markt mit neuen Technologien, Anbietern und Lösungen bei gleichzeitig steigendem Margendruck der bestehenden Produkte. Ziel ist es, Marktveränderungen zu erkennen, richtig einzuschätzen und das Ergebnis des Unternehmens durch Innovationen dauerhaft zu steigern. Unter Verwendung der vermittelten Methoden gilt es, bestehende Produkte strategisch weiterzuentwickeln oder gänzlich neue Lösungen erfolgreich am Markt zu platzieren. Im Hintergrund simuliert ein mathematisches Modell die resultierenden Reaktionen des Marktes. Im Gegensatz zu klassischen Planspielen können die Teilnehmer jedoch nicht nur unter vorgegebenen Optionen wählen, sondern sind vollkommen frei in Ihren Entscheidungen. Kurz zusammengefasst: die Teilnehmer wenden neue Methoden direkt in der Simulation an, erleben die Wirkung dieser in einem geschützten Raum und können sie so im Unternehmensalltag sofort einsetzen. Das praxisorientierte Lernen geht weit über die Simulation hinaus.

unternehmer.de: Warum sind Innovationen überhaupt so wichtig für ein Unternehmen?

Andreas Fehr: Wir leben und bewegen uns in einer sich immer schneller verändernden Welt. Die Rahmenbedingungen sind ebenso im Wandel wie die Erwartungen der Mitarbeiter und Bedürfnisse des Konsumenten. Wenn Unternehmen sich dieser Tatsache verschließen, sind sie bald nicht mehr existent. Beispiele sind Kodak oder Quelle.

Es fehlt eine „Kultur des Scheiterns“!

unternehmer.de: Aber warum tun sich Unternehmen mit Innovationen so schwer?

Andreas Fehr: Dies zu erörtern bedarf es eines eigenen Buches, dass zum Glück schon von dem großen Vordenker und Philosophen Gunter Dueck geschrieben wurde. Es trägt den Titel „Das Neue und seine Feinde“ und ist für uns so eine Art Bibel. Auf den Punkt gebracht sind die größten Hürden wir selbst. Unser Streben nach Sicherheit, Gewohnheit, Verlässlichkeit und Berechenbarkeit stehen Neuerungen immer im Weg! Des Weiteren gibt es bei uns in Deutschland keine „Kultur des Scheiterns“, wir werden dazu erzogen ja keine Fehler zu begehen! Daher bedarf es neben einer Veränderung in der Führungskultur, auch eine neue Form der Zusammenarbeit. Ein Weg dies zu etablieren ist Design Thinking, mit seinem interdisziplinären Ansatz, der Bedürfnisorientierung, Raum für Kreativität und Querdenker!

Empathie ist der Schlüssel zur erfolgreichen Veränderung!

Im Workshop ist vor allem Teamarbeit der Schlüssel zum Erfolg

Im Workshop ist vor allem Teamarbeit der Schlüssel zum Erfolg

unternehmer.de: Wie reagieren deiner Erfahrung nach Mitarbeiter auf Veränderungen?

Andreas Fehr: Veränderungen bedeuten immer Abschied nehmen von Gewohnheiten und das fällt den meisten Menschen schwer. Es werden auch automatisch Ängste freigesetzt. Ist mein Job noch sicher? Wie sieht es unter den neuen Rahmenbedingungen mit meiner Karriere aus? Und so weiter… Daher ist es kaum verwunderlich, dass die meisten Mitarbeiter ablehnend reagieren.

unternehmer.de:  Und welche Rahmenbedingungen müssen Unternehmen dann schaffen, um Innovationen in ihrem Unternehmen zu fördern?

Andreas Fehr: Natürlich gibt es immer gewisse Zweifel. Gerade wenn eine Veränderung nicht in Zeiten absoluter Notwendigkeit wie einer wirtschaftlichen Schieflage des Unternehmens vorgenommen wird. Viele Mitarbeiter fragen sich „Was soll das bringen? So wie es bisher war lief es doch gut!“Unternehmen und ihre Mitarbeiter funktionieren wie ein Organismus, das Fremde wird erst einmal abgewehrt. Das Zauberwort für einen Veränderungsprozess lautet: Empathie! Das Management muss sich in die Mitarbeiter, ihre Lebensumstände, Ängste und Pläne hineinversetzen, sie verstehen. Dann finden sie auch die richtigen Argumente, Ansätze und Führungsstrategien für den Veränderungsprozess. Transparenz und Vertrauen sind die Schlüssel um im besten Fall Begeisterung für eine Innovation zu entfachen. Beziehen Sie ihre Mitarbeiter ein, nehmen Sie ihnen ihre Ängste und geben Sie ihnen das Gefühl wertvoll zu sein, dann gelingt Veränderung!

unternehmer.de: Wir bedanken uns für das informative Interview und wünschen euch viel Erfolg mit eurem Konzept!

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